Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 12. Dezember 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Anne Wild und Marc Rensing heißen die beiden Regisseure dieser beiden richtig guten deutschen Filme, SCHWESTERN und DIE FRAU, DIE SICH TRAUT, die mal nicht auf deutsche Komödie machen, sondern an Frauen die Unterschiedlichkeit von Lebensentwürfen und Lebensgestaltungen deutlich machen.

 

 

SCHWESTERN

 

Ganz witzige Ausgangsposition. Nicht das biologische Schwesternthema, das nie altmodisch oder vergessen wird, sondern ein christliches Schwesterthema, indem die Geschichte ihren Anfang dadurch nimmt, daß die eine Schwester Kati (Marie Leuenberger) wortwörtlich und also professionell Schwester werden will und in einen Orden eintritt, wo sie wie die anderen Schwestern sich Jesu vermählen will, das hat schon was. Zu ihrer Hochzeit sozusagen, dem Entsagen des gesellschaftlichen Lebens, will die Familie dabei sein. Das Kloster ist ein Prachtstück von Erhabenheit und lagert sich mitten in der schönsten Landschaft, fett und alt.

 

Die empfundenen Peinlichkeiten,mit denen Familienmitglieder den Klostereintritt begleiten,kann man nachempfinden, obwohl – denken wir dann – selten etwas so wenig unser eigenes Leben tangierte, wir kennen einfach niemanden, der ins Kloster ging. Auf jeden Fall ist es für die Mutter (Ursula Werner) ein verschenktes Leben, weswegen sie lieber ein Glas kippt, natürlich werden es mehr. Schwester Saskia (Maria Schrader) kommt aus London und ist eine Ausprobiererin, die wohl schnell den nächsten Kitzel sucht, denn sie hat nach der Sängerkarriere es mit einer Galerie versucht und malt jetzt: figurativ! Der Kirche, dem Klosterleben und dem Himmel mißtraut sie.

 

Männer kommen kaum vor und sind hier vernachlässigbar, aber uns hat sehr beschäftigt, wie leicht die Regisseurin ein ernstes Thema verfilmt und wie geschickt sie es zu etwas macht, was uns selbst angeht. Nicht der Gang ins Kloster, sondern der Moment der Irritation und des Wartens. Denn die Feierlichkeiten gehen einfach nicht los, weil eine der Kandidatinnen noch nicht bereit ist. Wir ahnen sofort, das muß Kati sein – und sie ist es auch. Und während diese über ihre Berufung weiter in sich geht, kann die Familie sich selbst bespiegeln, wozu Anne Wild hilfreich den Spiegel hält und so ein ganzer Film herauskommt.

 

ANNELIE

 

Diese Woche laufen wirklich verstärkt deutsche Filme an. ANNELIE ist als PENSION ANNELIE ein Obdachlosenheim in München. Was da abgeht, wird berichtet, wobei dem Kleinen etwas Großes unterlegt wird, weil auch der nichtigste Mensch seine Würde behält. Der Film wirkt dokumentarisch in der Art des Ulrich Seidl, die also wie eine Dokumentation wirkt, aber ein Kunstfilm ist. Aber letztlich ist dies alles eine Groteske, die den Anspruch hat, daß der Zuschauer sie ernst nimmt, was er tut.

 

 

WORKERS

 

Komisch. Das können die Mexikaner. Solche abgedrehten Filme machen, die einem einen Heidenspaß bereiten. Obwohl es ja ein Sozialdrama ist. Denn Papa ist fertig mit der Arbeit, muß aber statt Rente einfach weiterarbeiten. Mama ist Exfrau und darf für den Erben ihrer Arbeitgeber schuften: einen Hund.

 

 

MY BEAUTIFUL COUNTRY

 

Noch ein deutscher Film, der den Kosovokrieg als Hintergrund hat. Eine Serbin hilft einem flüchtigen Albaner und taucht das Leben ins warmes Gelb. Ein hoher Anspruch, der schwer einzulösen ist.

 

 

ALOIS NEBEL

 

Schon die Comicvorlage war berühmt und der Animationsfilm macht ihre keine Schande. Es geht um einen Bahnhofsvorsteher, der mit den Schatten kämpft, denen seines eigenen Lebens und denen Tschechiens. Herrlich in knallhartem Schwarzweiß gedreht.