kinosaal1 dff 1920x1080pxFilmreihe von Donnerstag, 2., bis Dienstag, 28. Dezember im schönen roten Kino des DFF Frankfurt 

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Frankfurter wissen zu großen Teilen nicht, welch Kleinod und welche Kulturquelle sie mit dem Kino im Filmmuseum haben. Und die, die es wissen, wollen es oft nicht weitersagen, damit sie nicht vor einem Schild 'ausverkauft' am Kartenschalter stehen. Mit einer Buster-Keaton-Retrospektive fing vor 50 Jahren alles an: Am 3. Dezember 1971 eröffnete das Kommunale Kino Frankfurt seinen Spielbetrieb im damaligen Theater am Turm. Eine erste längere Heimstatt bot dem Kino dann im Oktober 1972 das Historische Museum. Und jetzt müßte natürlich eine Eloge auf den damaligen Kulturdezernenten  und Kino-Fachmann Hilmar Hoffmann kommen, der als Genius das Kommunale Kino politisch möglich machte und als Motor sein Dasein immer weiter ausbaute, schützte und auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt seine Hand darüberhielt. 

Doch ist sein Lob immer wieder verkündet worden und im Moment sind die Zeichen der Zeit so vielfältig und alles ist im Fluß, daß wir uns heute weniger mit der Geschichte des Kinos beschäftigen wollen, als kurz mit seiner Existenz und dem Programm, das die heutigen Macher des DFF vorgesehen haben und dem Corona hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung macht, denn das Kino hat sich wirklich gründlich mit Coronavorschriften beschäftigt und hält wie auch die Besucher diese strikt ein. Das Kommunale Kino, ein Sprachgebrauch, der aus der Mode gekommen ist, weil wir immer nur vom Kino des DFF sprechen oder in Frankfurt vom Kino im Filmmuseum steht den gewerblichen Kinos gegenüber, also denen, die sich durch ihre Eintrittspreise finanzieren müssen, was Auswirkungen auf das Programm hat, da der deutsche Massengeschmack sich eher an Hollywood-Blockbuster orientiert denn an Filmkunst, was natürlich auch eine Erziehungssache ist, besser eine Frage der kulturellen Praxis, denn die Nachbarn in Frankreich haben eine tiefere Beziehung, ja Liebe zum Kino, zur Leinwand, sind zum großen Teil Cineasten, die also Interesse am Kino als Kunst haben, was übrigens jeder bekommt, der sich den im Kommunalen Kino gezeigten Filmen anvertraut. 

Buster Keaton Steamboat BillWir verschweigen heute zudem auch, welche Mühen es bedeutet hatte, daß das Kino im Juni 1984 im neugegründeten Deutschen Filmmuseum am Schaumainkai seinen heutigen und hoffentlich ewigen Standort bekam und wollen nur zum Jubiläumsprogramm Ausführliches bringen. Sein 50-jährige Jubiläum nimmt das Kino des DFF nämlich in den nächsten Monaten zum Anlass, an einige Schwerpunkte des Programms der vergangenen Jahrzehnte zu erinnern. Den Anfang macht eine Reihe mit Filmen, die allesamt im Dezember 1971 im Anschluss an die Buster-Keaton-Retrospektive gezeigt wurden. Das Programm des Eröffnungsmonats greift bereits die Filmreihen der darauffolgenden Monate auf und steht programmatisch für die weitere Arbeit des Kinos. 

Dazu zählen filmhistorische Klassiker, die im kommerziellen Kino nur in Ausnahmefällen zu sehen waren – von Luis Buñuels frühen surrealistischen Filmen wie L‘ÂGE D‘OR, Luchino Viscontis neorealistischem Meisterwerk OSSESSIONE, Charles Chaplins ersten langen Film THE KID, der satirische Stummfilm DIE SELTSAMEN ABENTEUER DES MR. WEST IM LANDE DER BOLSCHEWIKI des sowjetischen 50 Jahre Kommunales Kino Filmpioniers Lev Kulešov bis hin zu John Fords selten zu sehenden Bürgerkriegsfilm THE HORSE SOLDIERS.

Kino Panorama quer0 Uwe DettmarEin wichtiger Schwerpunkt für das Kino war in den folgenden Jahrzehnten der Neue Deutsche Film, hier vertreten durch Wim Wenders‘ ersten Langfilm SUMMER IN THE CITY. Das gleiche gilt für politische Dokumentarfilme, die in den 1970er Jahren eine große Rolle spielten. Zwei davon sind seit Jahrzehnten nicht mehr gezeigt worden: COMPAÑERAS AND COMPAÑEROS über die Jugend im revolutionären Kuba und THE MURDER OF FRED HAMPTON über den Führer der Black Panther Party in Chicago, der am 4. Dezember 1969 von Polizisten ermordet wurde.

Wie vor 50 Jahren startet die Reihe mit Filmen mit Buster Keaton. In SHERLOCK JR. träumt Keaton als Filmvorführer in einer amerikanischen Kleinstadt davon, ein berühmter Detektiv zu sein. Als Vorfilm ist THE GOAT zu sehen. In STEAMBOAT BILL, JR. erweist sich Keaton im Konkurrenzkampf zweier Schiffunternehmer als Retter im alles zerstörenden Wirbelsturm. Musikalisch wird der Film von Günther Buchwald (Klavier und Geige) und Frank Bockius (Schlagzeug) begleitet.


Filme & Spielzeiten

Donnerstag, 2. Dezember, 20:15 Uhr
Samstag, 4. Dezember, 18:00 Uhr
STEAMBOAT BILL, JR.
US 1928. R: Charles Reisner. 71 Min. DCP. OF
Musikfassung

Freitag, 3. Dezember, 18:00 Uhr
SHERLOCK JR.
US 1924. R: Buster Keaton. 45 Min. DCP. OF.
Musikfassung
Vorfilm: THE GOAT
USA 1921. R: Buster Keaton, Mal St. Clair. D: Buster Keaton, Virginia Fox. 27 Min. OF

Samstag, 4. Dezember, 20:00 Uhr
Donnerstag, 23. Dezember, 18:00 Uhr
THE HORSE SOLDIERS Der letzte Befehl
USA 1959. R: John Ford. D: John Wayne, William Holden, Constance Towers. 119 Min. 35mm. OmfU

Sonntag, 5. Dezember, 18:00 Uhr
THE MURDER OF FRED HAMPTON
USA 1971. R: Mike Gray. Dokumentarfilm. 90 Min. 35mm. OF

Dienstag, 7. Dezember, 20:15 Uhr
Samstag, 11. Dezember, 17:00 Uhr
OSSESSIONE
IT 1943. R: Luchino Visconti. D: Massimo Girotti, Clara Calamai, Juan De Landa. 140 Min. 35mm. OmU

Donnerstag, 9. Dezember, 17:45 Uhr
Sonntag, 26. Dezember, 20:30 Uhr
SUMMER IN THE CITY
BRD 1970. R: Wim Wenders. D: Hanns Zischler, Edda Köchl, Libgart Schwarz. 119 Min. 16mm

Mittwoch, 15. Dezember, 18:00 Uhr
Dienstag, 28. Dezember, 18:00 Uhr
UN CHIEN ANDALOU Ein andalusischer Hund
FR 1929. R: Louis Buñuel. D: Pierre Batcheff, Simone Mareuil. 17 Min. 35mm
L’ÂGE D’OR Das goldene Zeitalter
FR 1930. R: Luis Buñuel. D: Gaston Modot, Lya Lys. 63 Min. 35mm. Ome
UTIERRA SIN PAN / TERRE SANS PAIN Las Hurdes
ES/FR 1933/37. R: Luis Buñuel. Dokumentarfilm. 30 Min. 35mm. OmeU

Donnerstag, 16. Dezember, 18:00 Uhr
COMPAÑERAS AND COMPAÑEROS
USA 1970. R: Adolfas Mekas, Barbara Stone, David C. Stone. Dokumentarfilm. 90 Min. 16mm. OmeU

Freitag, 17. Dezember, 20:30 Uhr
NEOBYČAJNYE PRIKLJUČENIJA MISTERA VESTA V STRANE BOL’ŠEVIKOV Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki
UdSSR 1924. R: Lev Kulešov. D: Porfirij Podobed, Boris Barnet, Vsevolod Pudovkin, Aleksandra Hohlova. 73 Min. 35mm. OmU
Klavierbegleitung: Uwe Oberg

Samstag, 25. Dezember, 18:00 Uhr
THE KID Der Vagabund und das Kind
USA 1921. R: Charles Chaplin. D: Charles Chaplin, Edna Purviance, Jackie Coogan. 60 Min. DCP. OF

Foto:
Kinoinneres
©dff.de
©uwe Dettmar
STEAMBOAT BILL, JR. (US 1928, R: Charles Reisner)
©dff.de

Info:
Weitere Informationen zu den Filmen der Reihe:
www.dff.film/50-jahre-kommunales-kino/

Weitere Programminformationen auf
www.dff.film/kino