Elvis1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Juni 2022, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Colonel Tom Parker (Tom Hanks) erinnert sich nach einem Schlaganfall an seine Zusammenarbeit mit Elvis Presley. Parker war daneben auch der Manager eines Rummelplatzes, er vertrat aber auch einige Country-Sänger wie Hank Snow (David Wenham). Als er über eine Platte auf den jungen Sänger aufmerksam gemacht wurde, setzte er ihn erst einmal als Supporting Act in seinen Shows ein.

Elvis Aaron Presley (als Kind: Chaydon Jay) wächst in Tupelo, Mississippi als Sohn des Landarbeiters Vernon (Richard Roxburgh) und der Textilarbeiterin Gladys (Helen Thomson) als Einzelkind auf. Da seine Eltern sich keine andere Wohnung leisten können, wächst er trotz der strengen Rassentrennungsgesetze in einem Stadtviertel auf, in dem auch viele Afroamerikaner wohnen. Dadurch entdeckt er nicht nur seine Liebe zur Musik, sondern kommt auch mit dem Blues in Kontakt sowie lernt die Art der Darbietung kennen.

Der junge Mann versetzt bei seinen Auftritten in Clubs mit seinem Gesang und vor allem mit seinen Körperbewegungen, die er bei der Blues- und Gospel-Musik von schwarzen Musikern gesehen hat, die Frauen reihenweise in Ekstase, aber auch die jungen Männer sind von seinem Stil begeistert. Das ist der Moment in dem Col. Parker begreift, dass er einen Goldfisch an der Angel hat, den man im Amerika der 1950er Jahre hervorragend vermarkten kann.

Doch nicht jedem gefallen die Musik und die lasziven Bewegungen. Sie erzürnen einige Sittenwächter, so dass Elvis nach einer Show verhaftet wird. Er kann dem Gefängnis nur entgehen, wenn er seinen Dienst beim Militär u.a. in Deutschland ableistet. Dort trifft er - zum Missfallen seines Managers - auf die noch minderjährige Priscilla (Olivia DeJonge), die er später auch heiratet.

Nach einigen Filmen in Hollywood möchte Elvis doch endlich seine Ideen von Musik verwirklichen und trifft sich mit alten Bekannten wie Jerry Schilling (Luke Bracey) und versucht auch in Life-Konzerten seinen eigenen Stil durchzusetzen. Dadurch bekommt die Beziehung zu seinem Manager immer mehr Risse. Doch letztendlich kann sich Elvis nicht von Col. Parker lösen.

So bucht Parker beim Fernsehsender NBC ein Weihnachtsspecial, das dann aber ganz anders ablief als es Parker und die Sponsoren erwartet hatten, das aber beim Publikum sehr gut ankam, denn Presley sang statt langweiliger Weihnachtslieder neben neu interpretierten Rock ’n’ Roll-Klassikern auch einige neue Songs.

Als Elvis eine Welttournee plant, überredet Parker ihn doch erst einmal einige Konzerte im International Hotel in Las Vegas zu geben. Parker handelt allerdings mit dem Management für Elvis dort einen Fünfjahresvertrag aus, der dann ganz gegen seinen Willen noch einmal verlängert wird.

Elvis Presley wird niemals mehr auf Tournee gehen, denn die Konzerte werden einfach weltweit übertragen. Doch die Hunderte von Shows in Las Vegas zermürben den "King of Rock ’n’ Roll". Persönliche Schicksalsschläge - wie die Scheidung von seiner Frau - die Einsamkeit, die immer gleichen Konzerte und die Medikamente treiben ihn immer schneller seinem Untergang zu...


Elvis2Filme über bekannte Musiker waren in den letzten Jahren im Kino sehr erfolgreich und waren daneben auch noch Oscar-Gewinner wie z.B. "Walk the Line" (2005) über Johnny Cash und June Carter-Cash, "Bohemian Rapsody" (2018) über Freddy Mercury, "Rocketman" (2019) über Elton John oder "Judy" (2019) über Judy Garland. Es gab aber auch Biopics, die aus mancherlei Gründen nicht gut angekommen sind, wie z.B. "I Saw the Light" (2015) über Hank Williams oder "Stardust" (2020) über David Bowie.

"Elvis" ist der dritte bekannte Film über das Leben von Elvis Presley, nach den fürs Fernsehen produzierten "Elvis - The King" (1979) mit Kurt Russell als Elvis und der zweiteiligen Miniserie "Elvis" (2005) bei der Randy Quaid Tom Parker und Jonathan Rhys Meyers die Hauptrolle spielte. Letzterer gewann dafür einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Daneben gibt es noch die Tragikomödie "Elvis & Nixon" (2016) über ein Zusammentreffen von Elvis Presley (Michael Shannon) und dem US-Präsidenten Richard Nixon (Kevin Spacey) im Dezember 1970.

Der hier besprochene Film ist damit die erste ernsthafte Biographie über den "King of Rock 'n' Roll", der fürs Kino und nicht fürs Fernsehen produziert wurde. Regisseur von "Elvis" ist Baz Luhrmann, der auch zusammen mit Craig Pearce das Drehbuch verfasst hat. Luhrmann hat mit dem Musical "Moulin Rouge" (2001) schon gezeigt, das er hervorragend Musikfilme inszenieren kann.

Das Drama ist ein mitreißender Ritt mit raschen Kamerafahrten, Nahaufnahmen und Split Screens - nicht nur wenn Elvis auf der Bühne mit dem damals als skandalös und unzweideutig geltenden Schwingen seiner Hüften loslegt.

Allerdings steht zwar Elvis Presley im Mittelpunkt, die Story wird stattdessen aus der Sicht von Presleys zwielichtigem Manager Colonel Tom Parker erzählt. Tom Hanks spielt den aus den Niederlanden stammenden Parker mit Fatsuit und Make-up.

Parker wird vom Regisseur als gewieften und geldgierigen Mann dargestellt, dem der Kommerz über die Kunst geht und der mit bis zu 50% an Presleys Einnahmen beteiligt ist. Parker ist aber auch ein Spieler, der in Las Vegas Schulden hat, die er getilgt bekommt, wenn er dafür sorgt, dass Elvis viele Jahre in Las Vegas gebunden ist. Tom Hanks versucht den Colonel als Mann darzustellen, der sich nicht nur an seinem Mandanten bereichert, sondern er ist auch jemand, der in der Lage war, Elvis Talent gut zu vermarkten.

Allerdings wird er von Luhrmann auch als kleingeistigen Konservativen gezeigt, der von vom Musiker spießige Fernsehtauglichkeit verlangt, um die Geldgeber zu befriedigen und dem es egal ist, ob sein Star sich um Authentizität oder ein neues Image bemüht. Daneben vermarktet er im großen Stil Elvis Presley-Merchandise - incl. "I Hate Elvis"-Anstecker, um auch an dessen Feinden noch zu verdienen. Hier wird die Widersprüchlichkeit von Kunst und Kommerz als ein zentrales Motiv des Films überdeutlich.

Austin Butler stellt Elvis als Musiker dar, der von den schwarzen Künstlern seiner früheren Nachbarschaft als einer der wenigen Weißen in einem mehrheitlich schwarzen Viertel beeinflusst wird. Luhrmann zeigt dies auch in Szenen, in denen die Musik von schwarzen Sänger*innen wie B.B. King (Kelvin Harrison Jr.) und Mahalia Jackson zwischen Elvis eigener Musik immer wieder eingeblendet wird.

Dabei ist der Schauspieler zwar in den frühen Szenen in einigen Songs selbst zu hören, später wird er - wie auch Rami Malek in "Bohemian Rapsody" - in den überwiegenden Liedern durch Elvis Presleys Originalstimme ersetzt. Butler liefert allerdings vor allem in den wunderbar gefilmten Konzertszenen eine absolut überzeugende Performance. Man nimmt dem Schauspieler ab, dass die Zuschauer in den 1950er und 1960er Jahren während Elvis Presleys Darbietungen in Ekstase geraten sind. Auch wenn Butler optisch nicht wie Elvis aussieht, spielt er die Rolle eines Mannes überzeugend, der versucht seine künstlerische Identität gegenüber seinem Manager durchzusetzen und letztendlich daran scheitert.

Alle weiteren Rollen kommen leider im Film zu kurz, für die Baz Luhrmann teilweise Schauspieler aus seiner australischen Heimat einsetzt, mit einigen von denen hat er in früheren Filmen schon zusammen gearbeitet. Das gilt sowohl für Richard Roxburgh und Helen Thomson als Elvis Eltern Vernon und Gladys, an denen er als einziges Kind sehr hing, als auch für David Wenham und Kodi Smit-McPhee als Hank Snow und Jimmie Rodgers Snow sowie für Elvis Freunde und Mitarbeiter wie der von Luke Bracey gespielte langjährige Weggefährte Jerry Schilling oder Musikerfreunde wie B.B. King. Viel zu kurz sind leider auch die Szenen mit der von Olivia DeJonge gespielten Priscilla Presley. Auch die Probleme der Minderjährigkeit Priscillas wurden nicht behandelt.

Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) mit dem Prädikat "besonders wertvoll" ausgezeichnet, da Baz Luhrmanns "Elvis" die übergroße Verfilmung eines übergroßen und letzten Endes tragisch-traurigen Künstlerlebens sei. Der Film sei eine inszenatorische Sensation und eine filmische Wucht, die dem Elvis Presley in jeder Form gerecht würde.

Elvis3Insgesamt ist "Elvis" ein überbordend inszenierter Musikfilm von Regisseur Baz Luhrmann, der nicht nur das Verhältnis zwischen Kunst und Kommerz aufzeigt, sondern der durch die berauschenden Bilder von Kamerafrau Mandy Walker, mit der Luhrmann bereits in "Australia" (2008) zusammen gearbeitet hat, und der wunderbaren Musik von Elliott Wheeler überzeugt. Dabei porträtiert Baz Luhrmann Elvis so, wie ihn seine Fans vermutlich kennen und lieben, denn einige der dunklen Ecken des King of Rock 'n' Roll wurden hier ausgelassen. Doch das ändert nichts daran: Der Film ist nicht nur für Fans von Elvis Presley unbedingt sehenswert.

Foto 1: Austin Butler als Elvis © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 2: Austin Butler als Elvis und Tom Hanks als Col. Tom Parker © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 3: Austin Butler als Elvis und Olivia DeJonge als Priscilla © 2021 Warner Bros. Entertainment Inc.

Info:
Elvis (USA 2022)
Originaltitel: Elvis
Genre: Biopic, Musik, Drama
Filmlänge: ca. 159 Minuten
Regie: Baz Luhrmann
Drehbuch: Baz Luhrmann, Craig Pearce
Darsteller: Austin Butler, Tom Hanks, Olivia DeLonge, Richard Roxburgh, Helen Thomson, David Wenham, Kodi Smit-McPhee, Luke Bracey, Kelvin Harrison Jr. u.a.
Verleih: Warner Bros. Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 23.06.2022