Bildschirmfoto 2022 06 30 um 02.29.47Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Juni 2022, Teil 3

Corinne Elsesser

Das Gemeinschaftswerk der Regisseure Mariano Cohn und Gastón Duprat ("Der Nobelpreisträger") besteht aus Figurenaufstellungen in einer architektonisch imposanten Umgebung. Formal inszeniert und künstlich wie ein Fotofilm bleibt der Film immer nur eine Vorstufe zum "Besten Film aller Zeiten", auf den der Zuschauer wartet.

Der Milliardär Humberto Suárez (José Luis Gomez) will sich ein Denkmal setzen, denn er ist gerade 80 Jahre alt geworden und viele sollen ihn in Erinnerung behalten. Er denkt zunächst an eine Brücke, die nach ihm benannt wäre, verwirft diese Idee bald wieder und schlägt vor, einen Film zu produzieren. Dieser wäre mit seinem Namen als Geldgeber verbunden, mit grossartigen Schauspielern besetzt und von einem Regisseur der Weltklasse inszeniert.

So besucht er die exzentrische Regisseurin Lola Cuevas (Penélope Cruz) in ihrem Landhaus und lernt dabei das Buch kennen, das sie adaptieren will. Er selbst hat es nicht gelesen. Er lese nicht viel, meint er, schliesslich sei er Geschäftsmann.

In der Folge dreht sich alles um die Proben. Zwei Schauspieler, die zwei ungleiche Brüder darstellen sollen, sind auch im realen Leben so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Felix (Antonio Banderas), ein populärer Filmstar, gefeiert und präsent in allen sozialen Medien, und Ivan (Oscar Martínez), ein renommierter Bühnenschauspieler, der das Theater hochhält und das Populärmedium Film zutiefst verachtet. Er kommt mit dem Taxi zur ersten Probe in einem wie ein Fels in die Landschaft gehauenen Gebäude, das die Regisseurin ausgewählt hat. Gleich darauf trifft auch Felix in einem ausladend angeberisch wirkenden Sportwagen ein, der von einer Blondine gelenkt wird, die er zum Abschied erst einmal ausgiebig küsst. Felix strotzt vor Vitalität, Jugendlichkeit und Kraft und tritt den älteren, besonneneren Kollegen förmlich aus dem Weg.

Die anschliessenden Proben werden zu immer intensiveren Stationen der Demütigung, die die Regisseurin genüsslich an sich vorüberziehen lässt. Sie behält stets die Oberhand und setzt ihre beiden Kandidaten psychischen Extremsituationen aus. Doch einmal wird Felix vor einer überdimensional inszenierten Kameraprojektion ganz sentimental und gesteht, dass er schwerkrank sei. Das wolle er jetzt doch sagen, in aller Ehrlichkeit, denn seine Krankheit sei bereits im Endstadium und er könne nicht wissen, ob er die Dreharbeiten überlebe. Das erschüttert alle, besonders seinen Kollegen, der allerdings in einem stillen Moment seiner Regisseurin versichert, er könne im Fall der Fälle durchaus auch beide Rollen spielen. Das hat Felix zufällig mitgehört, als er unangekündigt in den Raum trat. Im übrigen, wirft er ein, habe er mit seinem Geständnis nur sein schauspielerisches Talent, das er ohnehin für grandios hält, unter Beweis stellen wollen. So steigert sich die Spannung zwischen den beiden ungleichen Kollegen bis zur Zerreissprobe und ganz allmählich entwickelt sich ihre Konstellation zu dem angespannten Verhältnis der beiden Brüder, die sie darstellen werden.

Als die Beteiligten mit dem Geldgeber und den Produzenten schliesslich das Ende der Vorbereitungen und den nun anstehenden Beginn der Dreharbeiten mit Champagner und Buffet feiern, nimmt der Gang der Handlung erneut eine überraschende Wendung.

Eine Satire über das Filmemachen mit einer gegen ihre Person besetzten Penelope Cruz, die sich neben dem immer nur sich selbst darstellenden Antonio Banderas und seinem um Gelassenheit bemühten Konkurrenten Oscar Martínez souverän zu behaupten weiss.

Foto:
©Verleih

Info:
Der beste Film aller Zeiten (Competencia oficial), Spanien 2022
Regie: Mariano Cohn, Gastón Duprat
Drehbuch: Mariano Cohn, Gastón Duprat

Besetzung:
José Luis Gomez, Penélope Cruz, Antonio Banderas, Oscar Martínez u.a.

114 Minuten