uberblickSerie: 73. Internationale Filmfestspiele Berlin vom 16.– 26.02.23, BERLINALE, Wettbewerb 22

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Wie gut, daß wir nicht mitschreiben müssen, denn natürlich schickt die Presseabteilung der BERLINALE nach der Preisverleihung eine Auflistung. Und um das für die Leser sinnvoller zu machen, schreiben wir unsere Kommentare gleich mit dazu. Aber so, daß man zwischen offiziellem Text und unseren Anmerkungen unterscheiden kann. Grundsätzlich gilt, daß es einen Bärensegen für europäische und hier vor allem westeuropäische (Portugal, Spanien, Frankreich) Filme und ihre Darsteller und Macher gegeben hat. Aus Osteuropa war sowieso nichts da, aus Südeuropa oder Nordeuropa auch nicht. Aber aus Amerika und Asien und aus Australien je mindestens zwei Filme, die alle keine Preise gewannen. Dabei gab es durchaus Möglichkeiten. Die Preise für deutsche Produktionen werfen viele Fragen auf, nur eine nicht: ROTER HIMMEL von Christian Petzold war einfach der bester Spielfilm auf der Berlinale!

 

 
Alle Preise & Jurys

Die Mitglieder der Internationalen Jury 2023,
Kristen Stewart (Präsidentin), Golshifteh Farahan, Valeska Grisebach, Radu Jude, Francine Maisler, Carla Simón und Johnnie To vergeben folgende Preise:

siegerGoldener Bär für den Besten Film (an die Produzent*innen)

Sur l’Adamant (On the Adamant)
von Nicolas Philibert
produziert von: Céline Loiseau, Gilles Sacuto, Miléna Poylo

DAS IST EIN GUTER, EIN BERÜHRENDER FILM DARÜBER, WIE MAN MENSCHEN, DIE PSYCHISCHE PROBLEME HABEN, HELFEN KANN.. ES IST EIN DOKUMENTARFILM. WENN DIE BERLINALE JURY DIESEN FILM AUSZEICHNET, WILL SIE - MEINE INTERPRETATION - DIES BETONEN, SO WIE AUCH NACH DER FLÜCHTLINGSKATASTROPHE VON 2015 VÖLLIG ZURECHT GIANFRANCO ROSI DEN GOLDENEN BÄREN FÜR  Fuocoammare  BEKAM. 



petzold
Silberner Bär Großer Preis der Jury
Roter Himmel (Afire)

von Christian Petzold

DAS IST EINFACH DER BESTE SPIELFILM DIESER BERLINALE, WEIL ER ALLE BEDINGUNGEN VON KINO ERFÜLLT: EINE AUFREGENDE, SICH ÄNDERNDE GESCHICHTE, EINDRUCKSVOLLE AUFNAMEN VON NATUR UND GESICHTERN, EINDURCKSVOLLE SCHAUSPIELER, NIE LANGEWEILE. 





mal vivirSilberner Bär Preis der Jury 

Mal Viver (Bad Living)
von João Canijo

FÜR WAS IST DIESER PREIS? FÜR WEN? FÜR DEN FILM? DANN FINDE ICH DAS VÖLLIG DANEBEN, ANGESICHTS SO VIELER FILME, DIE DIESEN PREIS EHER VERDIENT HÄTTEN. WENN MAN SICH DIE JURY ANSCHAUT, SO FINDET MAN STARKE FRAUEN AUS WESTEUROPA, die sicher ihre Vorstellungen von Filmen und Preisträgern auch stark vermittelt haben. ABER DAS WILL ICH DEN ÜBRIGEN JURYMITGLIEDERN NICHT UNTERSTELLEN, DASS SIE SICH ANGEPASST HÄTTEN und im übrigen weiß man ja auch nie, wie stark die Preise von der gesamten Jury getragen sind. Es sind Mehrheitsentscheidungen,über die man, wenn überhaupt, er st sehr viel später etwas mitbekommt. ICH KANN MIR ABER GUT VORSTELLEN, DASS ES DERARTIGE GRUPPENDYNAMSICHE PROZESSE GIBT. 


garretSilberner Bär für die Beste Regie 
Philippe Garrel

Le grand chariot (The Plough)

DAMIT KANN ICH GUT LEBEN. DIESER FILM IST FÜR MICH EIN DOKUMENT FÜR KULTURGESCHICHTLICHE MUSEEN. DOCH GIBT ES DAFÜR BISHER KEINE PREISE. WAR DAS DIE BESTE REGIE? SICHER NICHT. ABER EIN FILM, DER EINEN PREIS VERDIENT. 




kindSilberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle 
Sofía Otero in

20.000 especies de abejas (20,000 Species of Bees)
von Estibaliz Urresola Solaguren

SCHWIERIG, SCHWIERIG, WIE MAN MIT KINDERROLEN UMGEHT. SOFÍA OTERO MACHT DAS SEHR GUT, DIE JA EINEN JUNGEN SPIELEN MUSS, DER EIN MÄDCHEN SEIN WILL. ES GAB EIN WEITERES MÄDCHEN, NÄMLICH Naíma Sentíes (Sol), DIE IN DEM MEXIKANISCHEN BEITRAG Tótem DIE TOCHTER DES MANNES SPIELT, DER STERBEN WIRD, WAS SIE AUCH MIT EINER HINREISSENDEN ARIE NICHT AUFHALTEN KANN. MEINER MEINUNG NACH HAT HIER DIE JURY VERSAGT, DURCH EINE DOPPELAUSZEICHNUNG AUCH EINEN MITTELAMERKANISCHEN FILM MITZUNEHMEN UND DIE WESTEUROPALASTIGKEIT ZU MILDERN .


nacht1Silberner Bär für die Beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle Thea Ehre in
Bis ans Ende der Nacht (Till the End of the Night)
von Christoph Hochhäusler

SEHR UNGERECHT ANDEREN SCHAUSPIELERINNEN GEGENÜBER. ES IST AUSSERDEM EINE MODISCHE UNART DENEN PREISE ZU VERLEIHEN, DIE ETWAS ZUM ERSTN MAL TUN, WIE HIER DIE ÖSTERREICHISCHE SCHAUSPIELERIN IN IHREM DEBUT. AN IHR UND IHRER ROLLE IST GAR KEINE KRITIK ZU ÜBEN, DENN DIE ROLLE BEDINGT SOGAR, DASS SIE NICHT TOTAL SICHER AUFTRITT, DA SIE JA GERADE EINE FRAU WIRD. MIR SCHEINT, DASS DIE JURY EBEN DOCH DIE AKTUELLEN GESELLSCHAFTLICHEN DISKUSSIONEN BELOHNT HAT, MIT EINEM PREIS FÜR DEN TRANSJUNGEN IM SPANISCHEN FILM UND DER TRANSFRAU IM DEUTSCHEN FILM. SO SEHR ICH POLITISCHE STATESMENTS IN FILMEN RICHTIG FINDE, SO OBERFLÄCHLICH und angepaßt IST MIT EINE PREISVERGABE AUS SOLCHEN GRÜNDEN. 
Außerdem sieht man, wie unsinnig die Beschränkung auf einen Preis ist bei den Darstellern ist. So bekommt kein männlicher Darsteller eine Chance. 



schanaleSilberner Bär für das Beste Drehbuch 

Angela Schanelec
Music

von Angela Schanelec

SCHWIERIG. KANN ICH NICHT VERSTEHEN. GERADE DAS DREHBUCH IST DOCH DIE URSACHE, DASS MAN IM FILM VERGEBLICH DEN VERSPROCHENEN ÖDIPUS-KOMPLEX  SUCHT. GUT, MAN WOLLTE PETZOLD NICHT ZWEIMAL AUSZEICHNEN, DER EIN TOLLES DREHBUCH HAT. ABER WÄREN DA NICHT  Emily Atef und Daniela Krien nicht verständlicher für IRGENDWANN WERDEN WIR UNS ALLES ERZÄHLEN einfach sinnvoller und richtiger gewesen. 

 

discoSilberner Bär für eine Herausragende Künstlerische Leistung
Hélène Louvart für die Kamera in

Disco Boy
von Giacomo Abbruzzese
Internationale Jury 2023

MIR FÄLLT IN DIESEM JAHR BESONDERS AUF, WAS BEI DEN OSCARS SELBSTVERSTÄNDLICH IST, DASS ES FÜR DIE GEWERKE, DIE MAN FÜR EINEN PREIS BRAUCHT, DAS BÜHNENBILD GEWISSERMASSEN, ALSO AUSSTATTUNG, KOSTÜME, LICHT UND NATÜRLICH DIE KAMERA NUR EINEN PREIS HAT.
 Hélène Louvart HAT DEN SO VERDIENT, WIE IHN AUCH Armin Dierolf in dem obigen Atef-Film verdient hätte und eben auch Reinhold Vorschneider in Bis ans Ende der Nacht, wo aber schon Thea Ehre für die Nebenrolle (die im übrigen keine ist, sondern eine Hauptrolle), 'gebärt' ist, weshalb kein zweiter ausgezeichnet wird. 


Zusätzlicher Kommentar:

Im Großen und Ganzen kann unsereiner, der nun zehn Tage im Dunkeln zugebracht hat, im Kino geguckt, bei Pressekonferenzen nachgefragt , nachts geschrieben,hat, um Licht in die Welt zu bringen, nämlich über die Filme und ihre Machart aufzuklären und sie zu interpretieren, auch zu bewerten, also unsereiner kann damit leben. Aber wir müssen ganz eindeutig die Tendenz benennen, daß es so einseitig nicht geht. Es ist wirklich eine westeuropäische Okkupation, mit drei Ausnahmen, die sicher dem Gastland geschuldet sind: einer österreichischen Kirsche, einem deutschen Apfel und einer deutschen Birne. 

Die Preise für Portugal, Spanien, und gleich dreimal Frankreich: Kamera , Regie und bester Film bleiben einfach einseitig. Daß weder der japanische Animefilm irgendwo vorkommt, noch der chinesische BAI TA ZHI GUANG - Der schattenlose Turm entspricht nicht deren Qualität. Sicher könnte man das noch sehr viel fundierter begründen. Aber Preise sind die Preise ihrer selbst. Das war diese Jury, die meiner Meinung nach stark von Golshifteh Farahani und Carla Simón bestimmt war. 

Es fällt auch auf,daß die 'eigentlichen' Filmpreise, nämlich die für den besten Film und die beiden Jurypreise in diesem Jahr an drei Männer gehen. Für die Frauen sind dann die Darstellerpreise. Das wird jedoch den diesjährigen Flmen, von denen viele von Frauen als Regissseurinnen verantwortet sind, nicht gerecht. 

Es ist verständlich, daß die BERLINALE mit dem besten Film einen Dokumentarfilm mit einer politischen Botschaft auszeichnet, sich nämlich gesellschaftlich um Menschen zu kümmern, die mit unserer Zivilisation, mit unserem hektischen, kapitalistischen Leben nicht zurechtkommen und für sie  einen Ort der Ruhe und Hilfe zu schaffen, was als Grundlage Geld für solche Institutionen bedeutet, aber nur aufgeht, wenn die richtigen Leute dies dann daurchführen. Was nicht verständlich ist, sind so oberflächliche Anapssungen an gesellschaftliche Trends wie hier die beiden Darstellerpreise. Es gibt ja nur noch zwei. Nicht männliche und weibliche Rollen, sondern Hauptdarsteller und Nebendarsteller. Die österreichische Transfrau und das spanische Mädchen, das einen Jungen spielt, der ein Mädchen sein will, haben diese Preise erhalten. Das finde ich nicht angemessen. Hier spielen andere Gründe als schauspielerisches Können eine Rolle. 


Noch einmal die Jury ausführlich

Kristen Stewart (USA) - Jurypräsidentin

Die US-amerikanische Schauspielerin, Drehbuchautorin und Regisseurin Kristen Stewart gilt als eines der großen jungen Talente Hollywoods. 1999 hatte sie als 9-Jährige ihr Leinwanddebüt. Nur drei Jahre später stand sie an der Seite von Jodie Foster in David Finchers Panic Room vor der Kamera und erlangte bereits größere Bekanntheit. Mit der 5-teiligen Twilight-Saga (2008–2012) erfolgte ihr internationaler Durchbruch. 2010 war sie bei der Berlinale mit der Independent Produktion Willkommen bei den Rileys (Regie: Jake Scott) zu Gast. Im selben Jahr erhielt sie bei den BAFTAs den Orange Rising Star Award als Beste Nachwuchsdarstellerin.

2014 spielte sie neben Juliette Binoche in Die Wolken von Sils Maria unter der Regie des französischen Autorenfilmers Olivier Assayas. Als erste US-Amerikanerin wurde sie dafür 2015 mit Frankreichs nationalem Filmpreis César ausgezeichnet. Die Zusammenarbeit mit Assayas setzte sie 2016 bei Personal Shopper fort, in dem sie die Hauptrolle übernahm. Im folgenden Jahr feierte sie mit dem Kurzfilm Come Swim ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin. 2018 war sie Mitglied der Internationalen Jury der Filmfestspiele in Cannes. Einen Ausflug ins Actiongenre machte sie 2019 mit der Neuverfilmung von 3 Engel für Charlie (Regie: Elizabeth Banks) und lieferte eine faszinierende Darstellung im Biopic Jean Seberg – Against all Enemies (Regie: Benedict Andrews), das bei den Filmfestspielen in Venedig uraufgeführt wurde. 2020 verantwortete sie mit dem Kurzfilm Grillen ihre nächste Regiearbeit. Zuletzt beeindruckte sie im Kino als Prinzessin Diana in Pablo Larraíns Filmdrama Spencer, das ihr eine Oscar- und Critics Choice Award Nominierung als Beste Schauspielerin einbrachte. Erst kürzlich hat sie die Dreharbeiten zu Love Me an der Seite von Steven Yeun sowie zu Love Lies Bleeding unter der Regie von Rose Glass abgeschlossen.

Kristen Stewart hat sich als eine der profiliertesten internationalen Schauspielerinnen etabliert und begeistert Publikum und Filmkritiker*innen gleichermaßen. Derzeit bereitet sie ihr Regiedebüt bei einem abendfüllenden Spielfilm vor: die Adaption des Bestsellers „The Chronology of Water“ von Lidia Yuknavitch.

 
Golshifteh Farahani (Iran / Frankreich)
Bereits als Jugendliche begann die 1983 in Teheran geborene Golshifteh Farahani ihre Schauspielkarriere. Als 16-Jährige wurde sie für The Pear Tree (1998) von Dariush Mehrjui beim Internationalen Fajr-Filmfestival als Beste Schauspielerin ausgezeichnet, später stand sie unter anderem für Bahman Ghobadis Halbmond (2006) oder den iranischen Oscar-Beitrag M For Mother (2006) vor der Kamera. Als Hauptdarstellerin von Asghar Farhadis Alles über Elly, der den Silbernen Bären für die Beste Regie gewann, war sie 2009 erstmals bei der Berlinale zu Gast. Seit 2009 lebt die auch als Musikerin tätige Farahani in Paris und dreht vor allem französisch- und englischsprachige Filme. Unter anderem war sie in Ridley Scotts Der Mann, der niemals lebte (2008) und Exodus: Götter und Könige (2014), Huhn mit Pflaumen (2011) von Marjane Satrapi, Jim Jarmuschs Paterson (2016), Auf der Couch in Tunis (2019) von Manele Labidi oder zuletzt Arnaud Desplechins Frère et Soeur (2022) zu sehen. Für Stein der Geduld (2012) von Atiq Rahimi wurde sie für den César nominiert.

 
Valeska Grisebach (Deutschland)

Nachdem sie zunächst Germanistik und Philosophie studiert hatte, begann Valeska Grisebach ihr Filmstudium in Wien. Für ihren Abschlussfilm Mein Stern (2001) wurde sie nicht nur mit dem First Steps Award ausgezeichnet und für den Grimme-Preis nominiert, sondern gewann auch den Hauptpreis des Torino Film Festivals sowie den FIPRESCI-Preis in Toronto. Bereits ihr zweiter Spielfilm Sehnsucht wurde 2006 in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen. Anschließend wurde der Film auf zahlreichen internationalen Festivals mit Preisen bedacht, darunter in Buenos Aires, Gijón und Warschau. 2017 feierte ihr Film Western Weltpremiere in der Sektion Un Certain Regard in Cannes. Sie erhielt dafür unter anderem den Deutschen Filmpreis in Bronze, den Preis der deutschen Filmkritik sowie Preise in Tromsø, Ludwigshafen, Sevilla, Mar del Plata und Istanbul. Darüber hinaus war Grisebach, die auch an der DFFB unterrichtete, bereits als Jury-Mitglied unter anderem in Locarno und der Cinéfondation in Cannes tätig.
 
Radu Jude (Rumänien)
Schon bevor er 2021 für die Komödie Bad Luck Banging or Loony Porn mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde, war der 1977 in Bukarest geborene Radu Jude ein gern gesehener Gast der Berlinale. Sein erster Spielfilm The Happiest Girl in the World feierte 2009 im Forum seine Weltpremiere, wo später auch Everybody in Our Family (2012) und Uppercase Print (2020) sowie der gemeinsam mit Adrian Cioflâncă inszenierte Dokumentarfilm The Exit of the Trains (2020) zu sehen waren. Im Berlinale Wettbewerb war er erstmals 2015 mit Aferim! vertreten, für den er den Silbernen Bären für die Beste Regie erhielt. Ein Jahr später wurde Jude für Scarred Hearts – Vernarbte Herzen in Locarno mit dem Jury Award bedacht, 2018 gewann Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen in Karlovy Vary den Kristallglobus als Bester Film. Zuletzt lief sein Kurzfilm The Potemkinists 2022 in der Quinzaine des Réalisateurs ins Cannes.

 
Francine Maisler (USA)
Francine Maisler ist eine der anerkanntesten und erfahrensten Casting Directors der Filmbranche. Den Artios Award der Casting Society of America erhielt sie bereits zehn Mal, darüber hinaus wurde sie u. a. mit dem Emmy, dem Hollywood Film Award sowie zweimal mit dem Independent Spirit Award ausgezeichnet und zweimal für den BAFTA nominiert. Zu den Regisseur*innen, mit denen sie bislang zusammenarbeitete, gehören u.a. Alejandro G. Iñárritu, Noah Baumbach, Greta Gerwig, Steve McQueen, Denis Villeneuve, Nora Fingscheidt und Yorgos Lanthimos. Immer wieder waren Filme, die sie besetzte, auch auf der Berlinale zu sehen, etwa Gus Van Sants Milk (2008) und Don’t Worry, weglaufen geht nicht (2018), Knight of Cups (2015) von Terrence Malick, Jeff Nichols’ Midnight Special (2016) und Vice: Der zweite Mann (2018) von Adam McKay. Zuletzt wirkte Maisler an den Filmen Dune (2021) von Denis Villeneuve, She Said (2022) von Maria Schrader und Luca Guadagninos Bones and All (2022) mit. Zu ihren bevorstehenden Filmen gehören Bong Joon Hos Mickey 17, Dune Part 2 von Denis Villeneuve und Todd Phillips Joker: Folie à Deux.

 
Carla Simón (Spanien)
Die Karriere der Filmemacherin Carla Simón ist eng mit der Berlinale verbunden. 2017 feierte ihr autobiografisches Langfilmdebüt Fridas Sommer (Estiu 1993) in der Sektion Generation Weltpremiere und wurde mit dem Preis für den Besten Erstlingsfilm sowie dem Großen Preis der Internationalen Jury von Generation Kplus ausgezeichnet. Der Film gewann anschließend mehr als 30 weitere Preise auf internationalen Festivals sowie drei Goyas, wurde als Bester Erstlingsfilm beim Europäischen Filmpreis nominiert und als Spaniens Oscar-Beitrag ausgewählt. Im vergangenen Jahr erhielt die in einem katalanischen Dorf aufgewachsene Regisseurin für ihren zweiten Film Alcarràs den Goldenen Bären der Berlinale. Darüber hinaus wurde der Film für elf Goyas sowie drei Europäische Filmpreise nominiert. Bereits 2019 hatte sie für das Projekt den Eurimage Co-Production Development Award beim Berlinale Co-Production Market gewonnen. Simóns jüngster Kurzfilm Letter to My Mother for my Son wurde 2022 beim Filmfestival in Venedig gezeigt.

 
Johnnie To (Hongkong, China)

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur und Produzent Johnnie To begann seine Karriere beim Fernsehen in Hongkong, bevor ihm Ende der Achtziger Jahre u.a. mit All About Ah Long (1989) der Durchbruch als Kino-Regisseur gelang. Tos genreübergreifendes Oeuvre als Regisseur umfasst über 50 Filme. Von den 1980er bis zu den 2000er Jahren gab er dem Genre des Kriminalfilms eine neue Form, die noch heute als Bezugspunkt für die jüngere Generation asiatischer Filmemacher*innen dient. 1996 gründete er die Produktionsfirma Milkyway, für die er erstmals 1998 den Film A Hero Never Dies inszenierte. Mit Election (2005), Vengeance (2009) nahm er am Wettbewerb von Cannes teil, 2008 konkurrierte er mit Sparrow um den Goldenen Bären der Berlinale, wo seine Filme auch häufig im Forum präsentiert wurden. Auch in Venedig oder Toronto war To wiederholt zu Gast, etwa mit Exiled (2006), Life Without Principle (2011) oder Office (2015). Zuletzt produzierte er Soi Cheangs Ming On (Mad Fate), der im diesjährigen Berlinale Special präsentiert wird.

Die bedeutendsten Preise der Berlinale sind der Goldene Bär und die Silbernen Bären. Sie werden von der Internationalen Jury unter den Beiträgen des Wettbewerbs verliehen und zählen zu den renommiertesten Auszeichnungen der Filmwelt.

Fotos:
©berlinale.de