weltraumNeue Exponate des Experimentalfilmers Oskar Fischinger bereichern künftig den Ausstellungsteil "Filmisches Erzählen"

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es handelt sich übrigens um ein ähnliches Raketenmodell wie in Fritz Langs FRAU IM MOND1 Ausgehend von einem Geschenk seiner Familie, einem Raketenmodell, bereichert künftig eine Auswahl an Objekten zum Werk des deutsch-amerikanischen Filmemachers Oskar Fischinger die Dauerausstellung des DFF.

Oskar Fischinger gehört zu den großen Avantgardisten des deutschen und internationalen Films. 1900 in Gelnhausen geboren und zum Orgelbauer und Ingenieur ausgebildet, arbeitete er zunächst in Frankfurt, München und Berlin, bevor er Anfang Februar 1936 aufgrund der nationalsozialistisch motivierten öffentlichen Ablehnung seiner Kunst in die USA emigrierte – nach Hollywood. Dort verdiente sich Oskar Fischinger seinen Lebensunterhalt zunächst mit Animationskunst, etwa für die Walt Disney Studios, später vor allem mit Malerei. Er starb 1967 in Los Angeles.

Fischingers prominenteste Leistung ist sein Beitrag zur visuellen Musik, eine künstlerische Richtung, in der Filme nach musikalischen Prinzipien komponiert wurden. Seine abstrakten Filmstudien, die er seit Ende der 1920er Jahre präzise zu Musik synchronisierte, gelten als Weiterentwicklung des Experimentalfilms. Er arbeitete an eigenen Bildkompositionen zu bestehender Musik, erregte aber auch Aufsehen durch seine innovativen Werbefilme. Die Filmgeschichte verdankt ihm darüber hinaus die Entwicklung zahlreicher Trickgerätschaften.

Ein wichtiger Schritt zu breiter Bekanntheit war für ihn die Gelegenheit, an Fritz Langs FRAU IM MOND mitzuarbeiten. Er war verantwortlich für die optischen Spezialeffekte und wandte hierfür das Stopptrick-Verfahren an: Schritt für Schritt in Einzelbildaufnahmen animiert, gleitet die Mondrakete im Film durch den Orbit. Sowohl das Thema wie auch die Technik der – simulierten – Fortbewegung konnte er später in den USA wieder aufnehmen.

Das Raketenmodell hierzu stellt das DFF nun aus; nach einigen Recherchen konnte die Rakete einer US-amerikanischen Fernsehproduktion zugeordnet werden. Fischinger baute und animierte das Modell mit seiner Frau Elfriede als Auftragsarbeit für die Fernsehserie SPACE PATROL (1950 ff.) . Die Ähnlichkeit mit der von ihm gebauten Rakete für Fritz Langs Film FRAU IM MOND (DE 1928) und den Zeichnungen des deutschen Raketenwissenschaftlers Hermann Oberth (1923) ist frappierend – und die Technik ist es ebenfalls: Bereits 1928 hatte er für FRAU IM MOND eine Lötlampe im Innern einer Modellrakete befestigt, um in der Film-Animation das Ausströmen des Treibgases darzustellen, ein Vorgehen, das er nun für die TV-Serie wiederholte.

Den größeren Kontext seines Werks symbolisieren weitere Objekte aus den Sammlungen des DFF, insbesondere Animationsentwürfe aus seiner deutschen Schaffensperiode zu ALLE KREISE ERFASST TOLIRAG (DE 1933), bis hin zu solchen, die er für Walt Disneys FANTASIA (US 1940) anfertigte.

Die neu mit Fischinger-Exponaten bestückte Wand im Ausstellungsteil Filmisches Erzählen (2. Obergeschoss) ist Teil einer über zwei Jahre angelegten Erneuerung der Dauerausstellung des DFF.

Foto:
Kuratorin Stefanie Plappert bestückt eine Vitrine in der Dauerausstellung des DFF mit dem Original-Raketenexponat von Oskar Fischinger
©Frauke Haß

Info:
Quelle: DFF