Serie: Die angelaufenen Filme in deutschen Kinos vom 17. April, Teil 3
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Es ist tatsächlich spannend, wenn man die Filmkritiken vergleicht, die zu ein und demselben Film von 'ausgezeichnet' bis 'absolut ätzend' geschrieben werden, wobei dann doch auffällt, daß dieses 'ausgezeichnet' viel häufiger erscheint, als ein totaler Verriß. Den müßten wir über DOM HEMINGWAY schreiben.
DOM HEMINGWAY
Wenn es denn nicht zu belanglos wäre. Denn dieser gehört zu den Filmen, die trotz passabler Schauspielerleistungen keine runde Sache werden, sondern den Zuschauer nach Hause entlassen, ohne daß diese wüßten, wozu sie gerade im Kino saßen. Um Jude Law als Dom Hemingway zu sehen? Das ist nicht genug. Aber immerhin interessant anzuschauen, wie ein aufgeblasener Heini, ein gewalttätiger, ganz und gar 'echter' Mann, sich dann doch als eine arme Wurst zeigt.
Die Geschichte? Doch, die gibt es. Zuerst allerdings muß man wissen, daß sich DOM HEMINGWAY geschäftstüchtig verkauft. Denn dieser Name steht nun einmal für den berühmten amerikanischen Autor, dem die aufgesetzt maskulinen Züge des jetzigen Dom durchaus eigen sind, der aber mit der ganzen Sache nicht das geringste zu tun hat, macht sich aber gut beim Filmeverkaufen, wenn so ein Titel anmacht. Unser Dom kommt nach 12 Jahren Gefängnis zurück in die Freiheit und er weiß auch ganz genau, was er da will. Abkassieren nämlich. Schließlich hat er die ganzen Jahre nur deshalb abgesessen, weil er den eigentlichen Verbrecher, seinen Auftraggeber nicht kundtat.
Zuerst allerdings kommen seine emotionalen und sexuellen Frustrationen dran. Entzug ist bitter. Das Leben süß. Deshalb verprügelt er zu allererst den Mann, mit dem seine Ex-Frau liiert war, dann vernascht er gleich zwei erwerbbare Damen in einem Zug und aus der Sause heraus macht er sich mit Freund Dickie (Richard E. Grant) – bequem im Zug unter dem Kanal - auf nach Frankreich, um dort auf dem Land das prachtvolle Leben von Fontaine (Demian Bichir) nachhaltig zu stören. Denn dieser war es und ist es, der ihn nun für seine Handlangerdienste und sein Schweigen bezahlen soll.
Doch schon bevor die beiden Maulhelden dort überhaupt ankommen, packt diesen Dom schon längst die Reue. Nicht das erste Mal. Wir erkennen Methode. Das hier ist überhaupt nicht der knallharte, durchsetzungsfähige Mann, sondern eher einer, der stolz einen Schritt vorwärts tut und unter Jammern zwei zurück. Damit kommt er nicht weit. Und tatsächlich sind wir eigentlich bei einer psychiatrischen Studie, wie es um die dunkle, die machtlose Seite dieses Hemingway geht. Denn – das sagt uns die Erfahrung aus dem Leben, seltener in Filmen – auf die Depression kommt dann wieder der manische Aufschwung.
So gelangt er auch zu Fontaine. Aber was nützt schon Geld, wenn er es sich auf die dümmste Art wieder abluchsen läßt. Bis dahin hat man aber immer weniger Lust, sich diese so unentschiedene Geschichte weiter anzuschauen. Denn weder ist es eine Psychostudie, noch eine soziale Anklage, noch der Versuch, eines Straffälligen, wieder ins bürgerliche Leben zu finden, weder eine Aufarbeitung der Vergangenheit, noch eine Strukturierung der Zukunft. Irgendwie von allem ein wenig und darum von nichts etwas Gewichtiges.