Bildschirmfoto 2023 06 06 um 22.58.34 FILMFEST MÜNCHEN 2023, Teil 1

Hanno Lustig

München (Weltexpresso) - Seit vielen Jahren hat sich das FILMFEST MÜNCHEN als Weltpremierenplattform für deutsche Kinoproduktionen etabliert. Nach dem Erfolg der Uraufführung von Marcelo Gomes’ „Paloma“ (Brasilien, 2022) in München präsentiert Deutschlands größtes Sommerfilmfestival nun gleich sechs Weltpremieren internationaler Filme mit starken Partnern (HanWay Films, Visit Films, Sphere Films, Gaumont, Black Sheep Film Productions, Jürgen Brüning Filmproduktion) – alle auf der Suche nach deutschen Verleihern.

Bewegung im Festivalkalender: Spannende internationale Filme gibt es nun verstärkt zum ersten Mal beim FILMFEST MÜNCHEN zu sehen. Von den USA über Kanada, Großbritannien bis hin zu Frankreich und Israel gibt es diese Filme über alle internationalen Sektionen des FILMFEST MÜNCHEN verteilt zu entdecken. Zu allen Premieren reisen Filmemacher:innen und Talents an.

„Wir wollen wieder zu den Entdecker:innen großartiger internationaler Filmperlen werden. Independent-Produktionen haben es heute schwerer denn je. Wirtschaftskrise, Kinokrise, Kulturkrise. Da spielen Festivals erneut eine zunehmend zentralere Rolle in der Verwertungskette der Filme. Und eben besonders bei der Entdeckung beziehungsweise Geburt eines Films. Wir wollen für sechs ausgewählte internationale Projekte genau diese Startrampe bauen”, sagt Christoph Gröner, künstlerischer Leiter des FILMFEST MÜNCHEN.


Die Entwicklung passt in eine organische Entwicklung hin zu mehr Internationalität und mehr Kontextualisierung beim FILMFEST MÜNCHEN. Mit Initiativen wie der Neueinführung des CineRebels Wettbewerbs 2022, der CineCoProConference im gleichen Jahr und internationalen Kooperationen setzt das Filmfest auf die Begegnung zwischen nationaler Branche und internationalen Partnern. Entwicklungen, die etwa die britische Tageszeitung THE GUARDIAN im letzten Jahr dazu veranlasste, das FILMFEST MÜNCHEN zu den 10 führenden Sommerfilmfestivals Europas zu zählen.

Zu den Erfolgen des vergangenen Jahres kommentierte Marcelo Gomes, der Regisseur von „Paloma“: „It was fabulous to hold the world premiere of „Paloma” in Munich in such a friendly and respectful environment before screening the film elsewhere. The critics, the press, and the audience gave us a warm response, and for the first time we had the opportunity to discuss the film with an engaged crowd. The interviews we did with the press were also fundamental to understanding how the film resonates with a larger audience. It was also great to be part of a larger discussion about trans identity that was going on at the Amerikahaus. In short, Munich gave us the confidence to pursue an international career.”


Sechs internationale Weltpremieren auf dem FILMFEST MÜNCHEN

UKI von Shu Lea Cheang

Shu Lea Cheang ist eine Vorreiterin der queeren, neuen Medienkunst und scheut nicht davor, ihre Zuschauer:innen auch gerne herauszufordern. In ihren filmischen Werken bewegt sich die Künstlerin zwischen queerem Kino, Science-Fiction, Pornografie und Installations- und Performance-Szenario. Dabei arbeitet Cheang mit Figuren, die Heteronormativität und gesellschaftliche Normen kritisch hinterfragen sowie Perspektiven auf befreite Sexualität öffnen. Auf dem FILMFEST MÜNCHEN feiert ihre neue Produktion „UKI“ Weltpremiere. In dem futuristischen Cyberpunk-ästhetischen Spielfilm findet sich Reiko, ein:e Sexarbeiter:in und Replikant:in, im dystopischen Jahr 2060 wieder. Aussortiert und überflüssig geworden, versucht Reiko auf einer Mülldeponie für Elektroschrott die Kontrolle über den digitalen Körper zurückzugewinnen.


A Respectable Woman von Bernard Émond

Der kanadische Regisseur Bernard Émond konnte bereits bei den Filmfestspielen in Cannes mit seinem ersten Spielfilm „La femme qui boit” überzeugen und stellt auf dem FILMFEST MÜNCHEN nun sein neuestes Werk „A Respectable Woman” als Weltpremiere vor. Sich selbst bezeichnet Émond als Agnostiker und „konservativer Sozialist”, was sich insbesondere in einer humanistischen, manchmal spirituellen Tiefe seiner Werke widerspiegelt. So auch in seinem Film „A Respectable Woman”, der ein empathisches sowie historisches Portrait einer betrogenen Frau zeichnet. Basierend auf der Kurzgeschichte „Die Pein des Alltags” des italienischen Autors Luigi Pirandellos stellt uns Émond Rose Lemay vor, die ihren Ex-Mann nach dem Tod seiner Geliebten wieder zu sich aufnimmt. Aus der Liaison bringt er drei Töchter mit, um die sich Rose nun kümmern soll.


Sweet Sue von Leo Leigh


Mit seinem Spielfilmregiedebüt „Sweet Sue” feiert der englische Regisseur Leo Leigh seine Weltpremiere auf dem FILMFEST MÜNCHEN. Bereits vorher fand Leigh mit einer Vielzahl an Dokumentarfilmen wie „Swansea Love Story” (2009), der von der weit verbreiteten Heroinsucht unter Jugendlichen in Wales handelt, große Beachtung. In seinem Debüt „Sweet Sue” lenkt Leigh ebenso einen Blick auf mit sich kämpfende Existenzen, nutzt jedoch hierbei einen humoristischen Ansatz. Entstanden ist eine ehrliche Dramakomödie über die Mitfünfzigerin Sue, die wieder bereit ist, einen neuen Mann in ihr Leben zu lassen. Die neue Liebe findet sie in dem Biker Ron, der nicht gegensätzlicher sein könnte.


The Edge of the Blade von Vincent Perez

Vincent Perez feiert auf dem FILMFEST MÜNCHEN sein Regie-Comeback und stellt „The Edge of the Blade” als Weltpremiere vor. Diese innovative Neuauflage des „Mantel- und Degenfilms” versetzt ihr Publikum ins Paris des 19. Jahrhunderts und rückt ein ungleiches Paar in den Vordergrund. Feministin Marie-Rose Astié will in die Kunst des Duellierens eingeweiht werden und benötigt Hilfe von dem charismatischen Fechtmeister Clément Lacaze. Bevor sich Perez mit seinen ersten Kurzfilmen „L'Échange” (1992), „Rien Dire” (1999) und „Hier, tu m‘as dit demain” (2000) als Regisseur etablieren konnte, überzeugte er als Darsteller in einer Vielzahl an Filmen. 2002 folgte Perez’ erster Spielfilm „Peau d’Ange”, jedoch sollte 2016 das Kriegsdrama „Alone in Berlin” sein vorerst letzter Film sein. Mit „The Edge of the Blade” kehrt Vincent Perez auf die Leinwand zurück.


The Return from the Other Planet von Assaf Lapid

„The Return from the Other Planet” ist Assaf Lapids Debütfilm als Regisseur und präsentiert sich zum ersten Mal dem Weltpublikum. Der Dokumentarfilm porträtiert den Autor Yechiel De-Nur, der 1945 nach seiner Befreiung aus Auschwitz unter dem Pseudonym Ka-Tzetnik („der Mann aus den Lagern“) Bücher über seine Holocausterfahrungen veröffentlichte. Der israelische Filmemacher Lapid zeichnete sich bis dato durch seine Tätigkeiten als Drehbuchautor und Editor aus. Derzeit ist Assaf Lapid Co-Editor des neuen Projekts von Oscar-Nominee Dror Moreh, „Corridors of Power“, einer achtteiligen Dokumentarserie für Showtime, BBC und den israelischen Fernsehsender (KAN).


Edge of Everything von Sophia Sabella und Pablo Feldman

Sophia Sabella und Pablo Feldman sind ein in Los Angeles ansässiges Autor:innen- und Regisseur:innen-Duo, das mit großem Augenmerk für seine Figuren und Liebe zum Detail mit „Edge of Everything“ ihre Weltpremiere auf dem FILMFEST MÜNCHEN feiern. Das Spielfilmdebüt erzählt auf einfühlsame Weise eine Coming-of-Age-Geschichte, in der die 15-jährige Abby früher als erwartet mit der Realität des Erwachsenwerdens konfrontiert wird. Denn nach dem Tod ihrer Mutter muss Abby bei ihrem Vater und dessen neuer Freundin einziehen. Auf der Suche nach Orientierung freundet sich Abby mit der rebellischen Caroline an, die zwar nicht immer ein gutes Vorbild abgibt, ihr jedoch neue Perspektiven auf die Irrungen und Wirrungen des Lebens aufzeigt.

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