DownloadNackszeneJean-Luc Godars Klassiker für zu Hause als DVD und Blu-ray - zum Tod der französischen Schauspielerin und Aktivistin

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das können sich heute die Leute. nicht mehr vorstellen, welche kulturelle, aber auch gesellschaftspolitische Revolution das Auftreten der blutjungen  Französin in Filmen wie "Das Gänseblümchen wird entblättert" oder "Und immer lockt das Weib" für das Kinopublikum bedeutete. Frauen waren zuvor im Film entweder die Grande Dame, beherrscht wie Greta Garbo, interessant wie Marlene Dietrich, engelsgleich wie Vivien Leigh als Scarlett O'Hara, verführerisch wie Rita Hayworth, eine Wuchtbrumme wie Elizabeth Taylor, erotisch wie Marilyn Monroe, berührend wie Romy Schneider und die vielen Diven, die man gar nicht aufzählen kann, die in ihren Filmen entweder der gewonnene Preis für den starken Mann darstellten oder die intrigante Verführerin. Alles gestandene Frauen mit tollen Roben und High Heels. Und da kommt in Frankreich ein junges Mädchen daher, das keine Frisur hat,  sondern ihre blond (gefärbten, eigentlich brünetten) Haare wachsen  läßt, die einfach herunterhängen - heute üblich, damals völlig neu - , die ein Top und entweder den kurzen Rock oder Jeans trägt und voll Lebenslust und Neugier auf das Leben barfuß den Männern auf der Nase herumtanzt.


filmaTatsächlich haben sich mit ihrem Auftreten in den Fünziger Jahren die Rolle der Frau in französischen Filmen gewandelt. Sie war das begehrte Objekt, Männer mußten sich schon anstrengen, wenn sie mitspielen wollten. Das hat keine besser beschrieben als eine der Ur-Feministinnen Simone de Beauvoir, die selbst eigentlich der Diva-Typ war, aber das Potential der "neuen" Frau, die auf einen Schlag Brigitte Bardot wurde, eigentlich als erste erkannte und formulierte. Für die gut Bürgerlichen waren die - schlechten ersten - Filme ab 1952, einfach Pfui-gack und verwundert stellten sie fest, wie viele ins Kino rannten und nicht wie sonst, überwiegend die Frauen, sondern auch die Männer. Genau das wurde der Bardot zum Vorwurf gemacht, deshalb wurde sie zum Luder, das Männer verführte, genau die Männer, aus deren gutbürgerlichem Zuhause sie selber stammte. Für uns, für junge Leute und insbesondere junge Mädchen wurde sie zum Vorbild für selbstbewußtes Verhalten, aber auch zum Schönheitsideal. Nicht unbedingt der Schmollmund, Lippenstift aber schon, aber auf jeden Fall die Haare, die bald aufgetürmte Pracht wurden, die Kleidung und eben die Selbstverständlichkeit, eine Frau zu sein. 

verachtungWelch gute Schauspielerin sie darüberhinaus wurde, das zeigen die späten Filme noch stärker, wo sie wie in "Viva Maria!" (1965) - zusammen mit der wunderbaren Jeanne Moreau - auch ihr komödiantisches Talent zeigen konnte, oder auch "Die Verachtung" (1963), wo es intellektuell und dramatisch um einen Film im Film geht, der erst im Sommer 2023 als exqusite Bearbeitung des urprünglichen Materials als DVD und Blu-ray herauskam und sich wirklich lohnt, weil viel Begleitmaterial zu den Filmaufnahmen von den Dreharbeiten u.a. vorhanden ist. 

Paul Javal(Michel Piccoli)  ist Schriftsteller und soll das Drehbuch eines Films überarbeiten, der ins Stocken geraten ist und von den Irrfahrten des Odysseus erzählt. Ihn hat der Produzent Jeremy Prokosch (Jack Plance) geordet, der mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden ist. Zwar ist dieser Autor nur ein Kriminalschriftsteller, der von der Antike wenig Ahnung hat und zusätzlich ist der bisherige Regisseur Fritz Lang (Fritz Lang) eine Berühmtheit, aber dem Produzenten geht es ums Geldverdienen. Als der Autor mit seiner aufregenden Frau Camille (Brigitte Bardot) in des Produzenten Villa eingeladen wird, beginnt ein Spiel, das am Schluß Verlierer hat. Camille wird vom Produzenten umworben, wobei es Camille empört, daß ihr Mann dessen Verführungsabsichten nicht zurückweist, sondern fördert. Tatsächlich beginnt sie, ihn mehr und mehr zu verachten. Gleichzeitig flirtet Paul mit der Assistentin des Produzenten, ganz offen unter den Augen von Camille. 

Zwischendurch geht es ständig um die Filmaufnahmen zum Odysseus und man merkt allmählich, daß die Kritik des Produzenten die Ursache darin haben, daß er die Regiearbeit von Fritz Lang für zu künstlerisch hält und lieber reißerisch einen kommerziellen Erfolg plant. Fritz Lang dagegen verteidigt die künstlerische Freiheit, die er beim Filmemachen braucht, Die Dreharbeiten sollen in Capri stattfinden, wohin der Produzent das Ehepaar einlädt. Hauptteil ist die Auseinandersetzung des Ehepaares. Sollen sie zusammen fahren, soll nur einer fahren, oder keiner? Es kommt anders, Camille ist so voller Verachtung für ihren Mann, der sie immer wieder dem Produzenten zum Fraß vorwirft, so daß sie die Konsequenzen zieht, ihren Mann verläßt und mit dem Produzenten nach Rom fährt, von wo es dann nach Capri gehen soll. Aber unterwegs auf der Autobahn verunglücken beide tödlich. Ein herbes Ende. 

Regisseur Jean-Luc Godar zieht alle Register, als Vertreter der Nouvelle Vague geht es einerseits sehr intellektuell zu, die Sprachkapriolen haben es in sich, andererseits ist der Film eine Farbsymphonie mit großartigen weiten Aufnahmen. Es geht hierbei übrigens um eine Romanverfilmung von Paul Moravia, damals einer der angesagten italienischen Schriftsteller.

Die Schauspieler sind alle eindrucksvoll in ihren Rollen. Brigitte Bardot hat - glaube ich - die ersten wirklichen Nackszenen ihrer Karriere, die noch dazu sehr lange währen und eine sinnliche Liebesbeziehung atmen.   

 

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Info: 
Die Verachtung (60th Anniversary Edition)

DVD
Frankreich/Italien, 1963
FSK ab 6 freigegeben
Bestellnummer: 11490215
Erscheinungstermin: 29.6.2023
Serie: Arthaus

Genre: Drama
Spieldauer: 99 Min.
Regie: Jean-Luc Godar
Darsteller: Brigitte Bardot, Jack Palance, Michel Piccoli, Giorgia Moll, Fritz Lang, Raoul Coutard, Jean-Luc Godard, Linda Veras
Autor: Alberto Moravia
Originaltitel: Le mépris (1963)
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Tonformat: Dolby Digital mono
Bild: Widescreen
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch
Specials: Booklet; Featurette: »Es war einmal: Die Verachtung«; Einführung von Colin Mac Cabe; Kurzfilme: »Paparazzi - Die Verfolgung der B. B.«, »Bardot und Godard«
Weitere Ausgaben von Die Verachtung 
Die Verachtung (60th Anniversary Edition) (Blu-ray)Blu-ray Disc, (60th Anniversary Edition) (Blu-ray) 
Die Verachtung (60th Anniversary Edition) (Ultra HD Blu-ray & Blu-ray)Ultra HD Blu-ray, (60th Anniversary Edition) (Ultra HD Blu-ray & Blu-ray)
*** Digital Remastered
 
WELTEXPRESSO hatte zum Verkauf des aufwendig in 4K restaurierten Films am 8. Juni 2023 einen Artikel veröffentlicht: 
https://weltexpresso.de/index.php/kino/28620-die-verachtung_554_544_544_544