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Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. März 2024, Teil 2
 
Redaktion 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – 
Der Film DIE HERRLICHKEIT DES LEBENS erzählt, basierend auf dem Roman von Michael Kumpfmüller, von der jungen Liebe zweier außergewöhnlicher Menschen in einer ausweglosen Situation. Franz Kafka und Dora Diamant lernen sich am Ostseestrand kennen. Alles ist voller Freude und leicht. Die Sommersonne scheint, Kinder spielen im Wasser, die Zeit steht still - und die Anziehung der beiden ist sofort spürbar. Sie flirten mit viel Humor, sie spielen mit Worten und miteinander, es ist eine Begegnung auf Augenhöhe.


Doch die junge Liebe wird von einem Schicksal überschattet, dem die beiden nicht ausweichen können. Franz leidet an einer tödlichen Lungenkrankheit, und es ist klar, dass ihre Geschichte, so schön sie anfängt, nicht gut ausgehen wird.

Ein wichtiger Aspekt der filmischen Umsetzung ist für uns, diese feine Balance von Glück und Bedrohung sichtbar zu machen. Der Film bleibt stets nah an den Figuren und zeigt ihre tiefe Verbindung ohne historisierende Distanz oder schmückendes Beiwerk. Die Jahre 1923 und 1924, in denen der Film spielt, waren u.a. geprägt von Wirtschaftskrise, Armut und Inflation. Das soll mit wenigen Pinselstrichen spürbar werden.

Szenenbild und Kostümbild sind zurückhaltend und klar. Dadurch soll die Zeitlosigkeit dieser besonderen Liebesgeschichte betont werden. Sie könnte sich auch heute ereignen. Es geht um Menschen, mit denen man sich identifizieren kann - und nicht um ferne historische Figuren.

Für die Liebesgeschichte ist es auch ohne Bedeutung, dass Kafka einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts und weltberühmt wird. Das ahnt zu der Zeit, in der der Film spielt, noch niemand, und Dora Diamant kennt die wenigen Schriften nicht, die Kafka vor ihrer Begegnung veröffentlicht hat.

Trotzdem ist Kafkas literarisches Schaffen ein wichtiger Bestandteil des Films. Kafka schreibt in den 10 Monaten, die die beiden hatten, einige seiner bekanntesten Texte. Darin nimmt er auf subtile Weise Bezug auf das Leben, das Dora und er führten. Der Film zitiert u.a. die Erzählung „Eine kleine Frau“, in der Kafka mit beißender Ironie und höchster dichterischer Perfektion ihrer Vermieterin in Berlin-Steglitz ein Denkmal setzt.

Max Brod, Kafkas bester Freund und späterer Herausgeber seiner Schriften, berichtete, dass die Stimmung in der Wohnung von Franz und Dora immer leicht und geradezu fröhlich war. Es wurde viel gelacht. Diese Atmosphäre von Leichtigkeit und Lebensfreude auf die Leinwand zu bringen ist uns besonders wichtig.

In späteren Jahren war Dora Diamant verwundert über das Kafka-Bild, dass man sich nach seinem Tod von ihm machte. Kafka wird meist als ein vergeistigter, von Ängsten getriebener und latent depressiver Mensch geschildert, doch Dora hat ihn als offen, humorvoll und mitfühlend kennengelernt. Tatsächlich hatte er Angst vor körperlicher Nähe, aber mit Dora änderte sich das völlig. Die Körperlichkeit in der Beziehung der Beiden spielt für uns eine wichtige Rolle, denn auf der Kehrseite der neu entdeckten Sinnlichkeit steht Kafkas Tuberkulose.

Mit der Zeit stellen die Zumutungen der Krankheit die beiden zunehmend auf die Probe. Franz muss zulassen, dass Dora ihn pflegt, Dora muss akzeptieren, dass ihr Liebhaber zum Patienten wird.
Als die Tuberkulose auf den Kehlkopf übergeht, verliert Franz seine Stimme. Um sein fortschreitendes Verstummen in Bildern zu erzählen, ohne die Innigkeit der Verbindung zu lösen, konzentrieren wir uns ganz auf das Spiel der beiden wunderbaren Hauptdarsteller. Alles Äußerliche fällt weg, der Raum um sie löst sich auf und wird abstrakt.

Dabei fällt das Ende des Films nicht schwer oder trostlos aus. Es ist uns ein Anliegen, dass die Leichtigkeit, die immer wieder aufblitzt, auch in Anbetracht seines viel zu frühen Todes nicht verloren geht.


 

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung
Dora Diamant      Henriette Confurius
Franz Kafka         Sabin Tambrea
Max Brod            Manuel Rubey
Elli Hermann       Daniela Golpashin
Paul                     Leo Altaras
Tile                       Luise Aschenbrenner
Ottla                    Alma Hasun
Milena                 Mia   Klein Salazar
Gerti                    Mira Griesbaum
Felix                    Lionel Hesse
Albert                  Caspar Stoltenberg
Frau Kasulke.      Michaela Caspar
Dr. Hoffmann      Klaus Huhle

 

Stab
Regie          Georg Maas & Judith Kaufmann 
Drehbuch.  Georg Maas, Michael Gutmann