dreemSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. März 2024, Teil 5

Redaktion

Hollywood (Weltexpresso) - Paul Matthews ist Ehemann und Vater, mittelmäßiger Collegeprofessor, unauf- fälliger Durchschnittsbürger – und auf einen Schlag der berühmteste Mensch der Welt, nachdem er in den Träumen von immer mehr Menschen auftaucht. Zuerst bei seiner Tochter, dann bei einer alten Freundin, dann bei seinen Studenten und schließlich bei praktisch jedermann auf Erden, bis Paul so anerkannt, gefeiert und begehrt ist, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können.

In seinem englischsprachigen Debüt zeigt der in Oslo geborene Autor und Regisseur Kristoffer Borgli („Sick of Myself”) den schnellen Aufstieg und Fall eines Mannes in einer sarkastischen und spielerisch verdrehten Betrachtung des kollektiven Bewusstseins im heutigen Medienzeitalter, in dem so gut wie jeder plötzlich zu einer seltsamen Berühmtheit werden und ebenso schnell wieder in Vergessenheit oder auch in Verruf geraten kann.

Menschen innewohnende Tendenz, sich auf den negativen Raum zu konzentrieren, auf das, was wir vermissen, selbst wenn wir scheinbar alles haben. Wir machen uns selbst unglücklich, weil uns vermeintlich irgendein selbst erdachtes Potenzial fehlt.

Mit einem fast nicht wiederzuerkennenden Nicolas Cage in der Hauptrolle ist „Dream Scenario“ eine schwarze Komödie über Paul Matthews’ Versuche, mit seinem plötzlichen und unverhofften Ruhm umzugehen — eine äußerst kluge Besetzungsentscheidung zugunsten eines Schauspielers, der zu den produktivsten und bekanntesten seines Fachs zählt. Durch seine Verwandlung in einen ältlichen Normalbürger mit Wollpullover und Halbglatze ermächtigt sich Cage der Figur und der Rolle mit atemberaubender Inbrunst und führt damit die Erfolge seiner jüngsten Arbeiten fort, mit denen er das Publikum immer wieder auf Neue begeistert.

„Ehrlich gesagt war es eines der besten Drehbücher, die ich kenne, und es ist wohl meine beste Darbietung im wahrscheinlich besten Film, den ich je gedreht habe“, so Cage, der in seiner unvergleichlichen Karriere in über 100 Filmen mitgewirkt hat.

„Dream Scenario“ hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, weiterhin nach jungen Talenten unter Filmemachern zu suchen und nicht nur auf die großen, etablierten Namen zu warten. Ich bin froh, dass ich mit jungen Filmemachern zusammenarbeite. In meinen Augen hat Kristoffer Borgli ein Meisterwerk erschaffen."

Nach der Lektüre von „Dream Scenario“ kam Cage auf Ari Aster zu und sagte ihm, er habe das Gefühl, Paul Matthews vollständig zu verstehen. „Ich hatte das Gefühl, dass ich die nötige Lebenserfahrung hatte, um diese Figur zu spielen, weil ich in der Öffentlichkeit stehe. „Ich fühle mich zu Charakteren hingezogen, die nach ihren eigenen unerreichbaren Prinzipien leben und sterben", bekundet Borgli, dessen letzter Spielfilm „Sick of Myself“ aus dem Jahr 2022 die Geschichte einer hübschen jungen Frau aus Oslo erzählt, die in den sozialen Medien erfolgreich wird, nachdem sie sich selbst entstellt hat. „Ich sehe die Fiktion als Möglichkeit, die düsteren und dysfunktionalen Aspekte des modernen Lebens zu ergründen. Es gibt eine dem eigensinnigen und in der Wahrnehmung der Menschen Höhen und Tiefen durchlaufen habe", so Cage. „Die Leute wissen eine Menge über mich, und die Rolle war eine großartige Gelegenheit, um diese Erinnerungen, Erfahrungen und Gefühle zu kanalisieren." Im Kontext seiner abwechslungsreichen Laufbahn ist „Dream Scenario“ sowohl eine willkommene Erinnerung an Cages gefeierte und preisgekrönte Darbietungen in Filmen wie „Adaption – Der Orchideen-Dieb” oder „Leaving Las Vegas“ als auch ein neuerlicher Beweis für seine Furchtlosigkeit gegenüber gewagten und originellen Projekten.


Der Weg nach Amerika

Kristoffer Borgli wächst in einem Vorort von Oslo auf und arbeitet als Teenager in einer Videothek, wo er sich eingehend mit dem Filmemachen beschäftigt. Aus purer Neugier lädt er sich Drehbücher herunter, angefangen mit „Fargo“, und ist schockiert von dem, was er sieht. „Die Dialoge waren so minutiös aufgeschlüsselt, dass ich nicht glauben konnte, dass dort wirklich alle Nuancen, jedes Stottern und jede Pause niedergeschrieben waren. In meinen späten Teenagerjahren, als ich noch im Kellergeschoss meiner Eltern wohnte, versuchte ich mich am Schreiben eigener Kriminalfilme, aber die waren natürlich für die Tonne.“

Er wendet sich vom Schreiben ab und befasst sich mit den visuellen Aspekten des Filmemachens. Beim Drehen von Skateboard-Videos erlernt er den Umgang mit der Kamera und das Schneiden. „Irgendwann wurde mir klar, dass das Filmemachen für mich mehr als nur ein Hobby war. Als junger Erwachsener zog ich nach Oslo, wo ich anfing, mich als Regisseur zu bezeichnen”, so Borgli. „Es war eine lange Phase des Sich-Ausprobierens.“

Die Skateboardfilme führen Borgli zu Musikvideos, Werbeclips und schließlich zum Kurzfilm. Mit Mitte 20 versucht sich Borgli erneut am Schreiben von Langfilmen, wobei er sich von den High-Concept-Komödien der Sechziger- und Siebzigerjahre inspirieren lässt. „Die Filme sprachen mich an, weil sie aus existenziellen Tragödien eine Komödie machten", sagt Borgli. „Sie zeigen, wie wir uns selbst das Leben schwer machen, weil wir uns nicht entscheiden können oder nicht wissen, was wir wollen. Ich könnte in meinen eigenen Fehltritten ebenso viel Komik finden wie Larry David in ‚Lass es, Larry!‘.“ Larry Davids skurriler Humor und seine Gabe, aus Nichtigkeiten eine Komödie zu erschaffen, beflügelt Borglis kreative Fantasie. „Ich interessiere mich für Psychologie, aber nicht auf wissenschaftliche Weise — das meiste, was wir im Leben tun, wird von Kräften angetrieben, die sich unserer Kontrolle und unserem Blick entziehen. Wir können den Mechanismus dahinter nicht sehen."

Mit Ende 20 hat Borgli Erfolg in der Werbebranche. „Ich weiß noch, wie entsetzt ich über das Klima und die Korruption innerhalb der Branche war - und das wollte ich irgendwie thematisieren. Also schrieb ich eine Mockumentary, die eine ganz eigene Form annahm", so Borgli. Aus dieser Idee entwickelt sich „Drib“, eine Marketingsatire über ein Unternehmen, das einen ausgefallenen Werbespot für einen Energydrink drehen will. Borgli präsentiert sie als Nachstellung einer wahren Geschichte. Nur wenige Zuschauer wissen, dass die Story frei erfunden ist. Der Erfolg des Films auf dem South-by- Southwest-Festival 2017 führt Borgli direkt nach Los Angeles.
 
2018 erhält er ein Stipendium des Norwegischen Filminstituts und beginnt, „Sick of Myself“ zu schreiben. In den darauffolgenden zwei Jahren dreht er fünf Kurzfilme, während er auf die Finanzierung seines ersten Spielfilms wartet. Im Jahr 2020 erregen seine Kurzfilme Aufmerksamkeit in der Branche, darunter „Former Cult Member Hears Music For the First Time", der auf dem Sundance Film Festival präsentiert wird.

Julianne Nicholson, die Paul Matthews' Frau Janet in „Dream Scenario“ spielt, erhält die Borglis Kurzfilme zusammen mit dem Drehbuch, bevor man sie für den Film besetzt. Sie wird sofort zum Fan. „Seine Filme waren absolut originell, düster, urkomisch, schräg, roh und naturalistisch", sagt Nicholson über Borglis Kurzfilme. „Ich habe mich über jeden einzelnen von ihnen kaputtgelacht. Kris ist im besten Sinne übergeschnappt. Er hat eine wilde, unkonventionelle und sehr spezielle Sicht auf die heutige Welt. Es gibt keine Blaupause für das, was er zu vermitteln sucht.“
Ein weiterer Fan von Borglis Filmschaffen ist John Waters, der „Sick of Myself“ in seine Top Ten des Jahres 2022 im Artforum Magazine aufnahm. „Ein narzisstisches norwegisches Liebespaar konkurriert permanent um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit", schreibt Waters über den Film. „Er ist ein Bildhauer, der Skulpturen aus gestohlenen Möbeln baut, während sie absichtlich Gift nimmt, um durch die auf ihrer Haut erzeugten Ausschläge und Furunkel als entstelltes Model durchzugehen. Es ist nicht ‚Female Trouble‘, aber mindestens genauso verrückt!“

Fortsetzung folgt

Foto:
©Verleih

Info:
Buch und Regie
Kristoffer Borgi 

Besetzung 

Sophie Matthews.   Lily Bird
Paul Matthews.       Nicolas Cage
Janet Matthews.     Julianne Nicholson
Hannah Matthews.   Jessica Clement
Greta.            Star Slade
Andy.             David Klein
Miles             Kaleb Horn
Avery             Liz Adjei
Sheila           Paula Boudreau
Claire.           Marnie  McPhail Diamond 
Jessie.          Noah Lamanna
Brett.            Tim Meadows
Richard.       Dylan Baker

 

 Abdruck aus dem Presseheft