chantal4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. März 2024, Teil 12

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, peinlich wird der Film nicht, denn er, bzw. die Hauptdarstellerin Chantal (Jella Haase) und ihre Busenfreundin Zeynep(Gizem Emre) bringen uns ihre abenteuerliche Reise ins Märchenland immer mit einem gewissen Augenzwinkern nahe. Und das ermöglicht, daß man immer wieder herzhaft lachen kann, weil einfach komische Sachen passieren. Wir landen also wirklich in einer regelrechten Komödie!

chantalxDie dritte Hauptrolle spielt Chantals Smartphone. Aber die vielen Male, wo es Chantal herunterfällt, . Wer es bei dem Namen Chantal und ihrer Verkörperung durch Jella Haase nicht von alleine weiß, der sei daran erinnert, daß Regisseur Bora Dagtekin seinen Film FACK JU GÖHTE gleich dreimal auflegte, weil der erste 2013 mit 7,3,Millionen Zuschauer so erfolgreich war, den zweiten sogar 7,7 Millionen sahen und den dritten immer noch fast 6 Millionen. Man könnte also diesen Film als Numero 4 verorten, wenn nicht alles ganz anders wäre. Bisher war Chantal nämlich die Versagerin, diejenige, die immer wieder dumm daherkam. Bauernschlau, das schon, aber mit dem Abitur haben andere etwas gemacht, Chantal blieb ferner liefen und wartet auf den Durchbruch als Influencerin, mit bisher nur 349, die ihr folgen. Sie posiert vor der Handykamera, genauso wie wir uns das vorstellen, Küsschen und Augen aufreißen, das volle Programm. Aber dann vermasselt ihr die Klebeaktion, auf die hin sie ihre Lippen nicht mehr auseinander bekommt und die Augen nicht auf, das Konzept, aber genau das ist für den Filmzuschauer ein Highlight, weil Chantal sich erwartungsgemäß dumm angestellt hat.
Und dann taucht sie vor den Augen des Lehrers Zeki Müller (Elyas M’Barek) auf , womit der Zusammenhang mit der Ursprungsgeschichte klar ist, sein Interesse an seiner ehemaligen Schülerin soll und kann uns jetzt motivieren, wissen zu wollen, was sie vorhat. Nicht weniger, als die Welt erobern. Daß man durch Spiegel in eine andere Welt gelangt, ist inzwischen auch schon eine Binsenweisheit, doch die Art und Weise, wie erst Chantal und dann die nach ihr greifende Zeynep hindurchgezogen werden, ist schon sehr ansehnlich.

Die andere Seite ist das Märchenland, das aussieht wie Disneyland, das soll stereotyp sein, das Märchenland, damit jeder sieht, wo sie sind, die beiden jungen Damen, die jetzt nicht mehr die Aufreißerinnen sind, sondern sich erst mal umgucken, wie die Verhältnisse so sind.

Da gibt es die Fee, der sie die Menschenwörter beibringen, die die für vornehm hält, die aber im Sprachgebrauch von Chantal derbe, ja ‚schmutzige‘ Wörter sind, die beim Sprachlernen nun hochfahrend ausgesprochen werden. Das ist etwas Neues, nicht abgenudelt, man lacht. Man lacht zweimal und damit hat es sich auch. Bora Dagtekin gelingt es, die Pointen so zu setzen, daß sie passen, aber er nudelt sie nicht ab.

Inhaltlich passiert wie von alleine etwas ganz anderes. Denn der ganze Film, die ganze Reise der Chantal durch’s Märchenland ist der Kampf, der siegreiche Kampf gegen das verkrustete Patriarchentum, gegen das Chantal Mädchenpower setzt. Und das ist vielleicht das einzige Problem, das zu mindest ich hatte. Die 31jährige mimt ein Mädchen, eine ganz junge Frau. Naja. Reden wir nicht drüber. Denn die Leute im Film sind zufrieden, die im Märchenland und die, wenn Chantal wieder in ihrer Welt auftaucht, auch.
Dazwischen hat sie die Patriarchen das Fürchten gelehrt, da gibt es König und Königin, den Prinzen und eine Prinzession. Ach so, das soll Dornröschen sein? Alles nicht wichtig und wir müssen uns erst mal daran gewöhnen, daß Prinz Bosco (Max von der Groeben) nicht nach Märchenart um die Prinzessin, in deren Kleider Chantal und Zeynep hineingenäht worden sind, buhlt, sondern sich viel lieber mit dem Knappen beschäftigt, dem er später sogar seine Liebe erklärt und dieser lautstark seine Gegenliebe. Auch Prinzessin Amalia (Maria Ehrich) ist nicht scharf auf ihre Verheiratung.
Die Verhohnepipelung gilt nicht nur den deutschen Märchen und der Hexe (Nora Tschirner), die auch Gutes tut, auch Tausendundeine Nacht ist dabei, wo Aladin (Mido Kotaini) noch nie etwas von einem fliegenden Teppich gehört hat. Ende gut, alles gut.

Info:
Stab

Drehbuch und Regie Bora Dagtekin

Besetzung
Chantal      Jella Haase
Zeynep       Gizem Emre
Aladin        Mido Kotaini
Prinz Bosco       Max von der Groeben
Prinzessin Amalia        Maria Ehrich
Sansara                       Nora Tschirner
Artolf                           Frederick Lau
König Wilderich          Cooper Dillon
Königin                        Alexandra Maria Lara
 
SONSTIGES
Drehorte Penzing Studios, München & Umgebung, Neues Schloss
Schleißheim, Barrandov Studios, Prag & Umgebung, Karlsbad
u.v.m.
Drehzeit 66 Drehtage (März bis Juni 2023)
Länge ca. 114 Minuten