Wildbienen TV1TV-Tipp für Sonntag Vormittag, 15. Juni 2025 beim BR Fernsehen

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt (Weltexpresso) - Neben den domestizierten Honigbienen gibt es in Mitteleuropa etwa 350 verschiedene Arten von Wildbienen. Die meisten dieser Arten leben nicht in Kolonien, sondern als Einzelgänger. Allerdings gibt es auch Übergangsformen bis zu staatenbildenden Arten (zu denen auch die Hummeln gehören). Mehrjährige Staaten gibt es in Europa nur bei einer mitteleuropäische Wildbienenart, der Fransen-Schmalbiene (Lasioglossum marginatum), die nur in ausgesprochenen Wärmegebieten vorkommt. Königinnen können bei dieser Art bis zu 6 Jahre alt werden. Dagegen sind die Hummelvölker einjährig.


Die meisten Wildbienen-Arten leben als Erwachsene im Frühjahr und Frühsommer, da sie dann genug Nektar (für sich selbst) und Pollen (für ihren Nachwuchs) finden. Es gibt aber auch Arten, die als Adulte erst im Spätsommer und Herbst auftreten, da sie z.B. auf spätblühende Pflanzen wie das Efeu spezialisiert sind.

Viele Arten sind Bodenbrüter, andere benutzen Bohrlöcher von Käfern in altem Holz oder hohle Stängel, um ihre Eier zusammen mit dem Pollen abzulegen. Den nicht Boden brütenden Arten können durch sogenannte Bienenhotels Nistplätze geboten werden. Die Bienenweibchen verschließen nach der Eiablage die Eingänge, da sie Brut- und Nahrungsparasiten fürchten müssen.

Viele Wildbienen sind keine Generalisten, sondern auf wenige Pflanzenarten und deren Pollen spezialisiert, deren Blütenstruktur wiederum an diese Bienen angepasst sind. Bienen und Pollen werden beim Anflug statisch aufgeladen, dadurch haftet der Pollen auf dem gesamten Insektenkörper und die Pflanzen werden bestäubt, ohne dass es zur Selbstbefruchtung kommt.

Dabei treiben nur wenige andere Tierarten einen derartigen Aufwand bei der Fürsorge für ihre Nachkommenschaft wie die Wildbienen. Damit diese einen hervorragenden Start bekommen, konstruieren die Weibchen aus den unterschiedlichsten Materialien komplizierte Bauwerke als Kinderstuben, in denen sie dann auch ihren Nachwuchs mit genügend Nektar und Pollen versorgen.

Wildbienen TV2Unter den Wildbienen gibt es auch einige Arten, die als Brutparasiten (sog. Kuckucksbienen) ihre Eier auf die Larven oder die Nahrungsreserven von anderen Bienenarten ablegen. Viele dieser Parasiten sind dabei auf eine Wirtsart spezialisiert.

Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland der Bestäubungsanteil der Pflanzen durch Wildbienen bei etwa 33% liegt. Dies zeigt, wie wichtig die Wildbienen z.B. für die Obsternte sind. Eines können die Wildbienen aber nicht leisten: Im Gegensatz zu den Honigbienen produzieren sie keinen Honig und auch kein Wachs.


Der Naturfilmer und Regisseur Jan Haft zeigt in seinem Film nach einem Drehbuch von ihm selbst und Gerwig Lawitzky die schier unglaubliche Vielfalt der heimischen Wildbienen und ihre erstaunlichen Anpassungen an die verschiedensten Lebensräume und Lebensbedingungen. In seiner Dokumentation hat er viele unterschiedliche Themen rund um die Wildbienen angesprochen.

Da die Verhaltens- und Lebensweisen der Wildbienen so vielfältig sind wie ihr Aussehen, ihre Größe und ihre Lebensräume wurde im Film besonderen Wert auf die Verschiedenartigkeit des Paarungsverhaltens und der Brutaufzucht gelegt. Dabei sind die meisten Wildbienen zwar eher unscheinbar gefärbt, doch machen sie ihr unauffälliges Äußeres durch eine ungeheure Vielfalt an interessanten Verhaltensweisen wett.

Der Film geht auch der Frage nach, wer außer den Honigbienen eigentlich noch die Nutz- und Wildpflanzen bestäubt. Dabei wird auch deutlich, wie wichtig Ödland und Wilde Ecken in unserer Landschaft sind. Dies sind Lebensräume, die durch die industriellen Landwirtschaft und durch Flurbereinigung stark zurückgegangen sind.

In den 45 Minuten des Films hat der Regisseur mit sehr vielen Beispielen die unglaubliche Vielfalt der heimischen Wildbienen vorgestellt. Dadurch wird ein interessanter Überblick über die vielen verschiedenen Wildbienenarten und ihre Lebensweisen gegeben.

Wildbienen TV3Bei den meist wunderschönen Bildern der Kameramänner Kay Ziesenhenne, Fabian Fischer und Maximilian Kölbl wurde aber immer auch Wert darauf gelegt, etwas über die Bedeutung der Wildbienen für die Umwelt zu zeigen und damit deutlich zu machen, dass es nur durch Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft möglich ist, die Vielfalt der Wildbienen zu erhalten.

Insgesamt ist "Biene Majas wilde Schwestern" ein ausgesprochen spannend gemachter Film. Da er auch für Laien sehenswert ist, lohnt es, sich ihn am Sonntag Vormittag im Fernsehen anzusehen.

Foto 1: Wildbiene © BR / nautilusfilm GmbH / Stefan Gaspari
Foto 2: Langhornbiene © BR / nautilusfilm GmbH / Stefan Gaspari
Foto 3: Sandbiene © BR /nautilusfilm GmbH / Stefan Gaspari

Info:
Biene Majas wilde Schwestern (2017)
Genre: Dokumentation, Natur & Tierwelt
Filmlänge: ca. 45 Min.
Regie: Jan Haft
Drehbuch: Jan Haft, Gerwig Lawitzky
Sprecher: Axel Wostry
FSK: ab 0 Jahren
″Biene Majas wilde Schwestern″ wird am So. 15.06.2025 um 11:15 Uhr beim BR Fernsehen gezeigt.

Zusatz: Die Dokumentation ″Ziemlich wilde Bienen″ - ebenfalls von Regisseur Jan Haft - wird am Mo. 16.06.2025 um 20:15 Uhr bei 3SAT gezeigt und dort am Di. 17.06.2025 um 15:45 Uhr wiederholt.