Alles Monster1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. Oktober 2025, Teil

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Burg Grottenow liegt hoch in den Bergen über dem Dorf Rafferskaff. Dort erweckt der Professor (Kai Taschner) in einem Labor regelmäßig mit Hilfe seiner Apparaturen neue seltsame Kreaturen zum Fast-Leben. Der Junge Stichkopf (Felix Auer), ein aus menschlichen Resten zusammengeflickter Junge, war einst seine erste Schöpfung. Doch der Professor vergisst immer kurz nach dem Erschaffen seine monströse Geschöpfe, denn sie interessieren ihn nicht so wirklich.


Deshalb hat Stichkopf die Aufgabe übernommen, sich um die ganzen erschaffenen Monster und um die Burg zu kümmern, ihnen das Leben im Schloss zu erklären und sie auch vor der Außenwelt zu warnen und abzuschirmen. Denn die Monster leben in ständiger Angst vor den Menschen. Das tun sie nicht ohne Grund, immerhin ist es möglich, dass die Bewohner von Rafferskaff, die wiederum Angst vor dem Schloss haben, das Schloss stürmen und niederbrennen könnten, wenn sie etwas von den Monster-Schöpfungen des Professors mitbekommen. Also tut Stichkopf alles, um das zu verhindern. Dabei leistet der Junge ganze Arbeit, doch der Professor bemerkt weder ihn noch seine bisherigen Geschöpfe.

Gerade hat der Professor wieder ein neues – diesmal einäugiges - Monster geschaffen, das Stichkopf dann mit der üblichen Routine in Empfang nimmt und zu den anderen Monstern bringt. Er nennt es Ungetüm (Waldemar Kobus). Der ist auch ängstlich, glaubt aber dass Stichkopf sein aller bester, bester Freund ist.

Eines Tages macht der Zirkus von Fulbert Freakfinder (Gerhard Jilka) im Dorf Station. Doch seine Attraktionen mit kuriosen und unheimlichen Gestalten ziehen nicht mehr, denn die Menschen gruseln sich nicht, für sie die Burg viel schauriger. So erfährt der Zirkusdirektor durch die Ängste der Dorfbewohner vor dem Schloss, hangelt sich mit Hilfe seiner Zirkusmitarbeiter auf Leitern hoch, und möchte Stichkopf für seine Freakshow gewinnen, denn das ist das einzige Monster, dass er zu Gesicht bekommt.

Nach einigem Zögern stimmt Stichkopf auch zu und beschließt, die Außenwelt zu erkunden und Teil der Zirkus-Truppe zu werden. Er nimmt das Angebot von Freakfinder auch deshalb an, weil er das Gefühl hat, dort möglicherweise endlich geliebt zu werden.

Während der neuen Show haben alle Besucher Angst vor dem Jungen und der Zirkus macht dadurch einen riesigen Gewinn. Stichkopf wird schon bald zum Star des Zirkus und glaubt, dass er endlich anerkannt wird. Lediglich das Mädchen Arabella (Maresa Sedlmeir), das Stichkopf in einer Nacht – trotz des ausdrücklichen Verbots ihrer Großmutter - heimlich besucht, hat keine Angst vor dem Jungen und freundet sich sogar mit ihm an.

Alles Monster2Während einer Vorstellung merkt Stichkopf endlich, dass er vom Zirkusdirektor genauso ausgenutzt wird, wie vorher vom Professor. Zur gleichen Zeit nimmt Ungetüm all seinen Mut zusammen, verlässt das Schloss, um seinem aller besten, besten Freund zu Hilfe zu eilen und ihn zu bitten, ins Schloss zu seinen Monsterfreunden zurück zu kehren, denn ohne ihn fühlen sie sich verloren.

Stichkopf und Ungetüm verlassen zusammen mit Arabella den Zirkus. Dummerweise erfährt Freakfinder dadurch, dass es auf der Burg noch mehr Monster gibt. Er überlistet die Bewohner von Rafferskaff durch eine Lüge, so dass die zum Mob werden und sich an den Monstern rächen wollen und dabei beinahe die gesamte Burg niederbrennen.

Doch wie soll Stichkopf erreichen, dass sich die versammelten Monster nicht mehr vor den Menschen und die Menschen sich nicht mehr vor den Monstern fürchten? Und was sind die wirklichen Motive von Freakfinder und wie kann der Zirkusdirektor aufgehalten werden?

Bereits 1816 hat die englischen Schriftstellerin Mary Shelley ihr Frankenstein oder Der moderne Prometheus während eines Aufenthalts bei Lord Byron geschrieben, als wegen des schlechten Wetters die Anwesenden an einem Abend beschlossen, jeweils eine Schauergeschichte zu schreiben und den anderen vorzutragen. Ihr bekanntester Roman wurde dann 1818 veröffentlicht.

Inzwischen ist der Roman nicht nur ein Horrorklassiker, sondern auch unzählige Male verfilmt worden (Wikipedia zählt 42 Filme), denn noch immer fasziniert die Story um einen Wissenschaftler, der einen künstlichen Menschen erschafft und damit ein Unglück heraufbeschwört. In diesem Jahr wird mit Guillermo del TorosFrankenstein″ eine weitere Adaption kurzzeitig in die Kinos kommen - und zwar eine Woche nach dem hier besprochenen Animationsfilm - und danach beim Streaming-Dienst Netflix veröffentlicht werden.

″Alles voller Monster″ ist ein deutsch-luxemburger Animationsfilm im Original in englischer Sprache von Regisseur und Drehbuchautor Steve Hudson nach der Geschichte ″Stitch Head″ von Guy Bass, das in Deutschland unter dem Titel Stitch Head – Chaos in der Monsterwerkstatt als Graphic Novel mit Illustrationen von Pete Williamson mit einem Lesealter ab 8 Jahren bei dtv erschienen ist. Hier wird zwar eine eigenständige Geschichte erzählt, aber es werden ganz eindeutig Elemente des Klassikers verwendet, auch wenn der Animationsfilm die Sicht des Monsters einnimmt.

Inhaltlich geht es vor allem um das Gefühl von Stichkopf, der glaubt von seinem Schöpfer, dem Professor, nicht gesehen und nicht geliebt zu werden, außerdem denkt er, dass er als Person von niemandem akzeptiert würde. Damit werden in dem Animationsfilm – auch für Kinder verständlich – Themen angesprochen wie Einsamkeit und Sehnsucht aber auch das Problem ein Außenseiter zu sein. Natürlich geht es auch um Akzeptanz, denn sowohl die Menschen des Dorfes fürchten sich vor den Monstern als auch die Monster haben Vorurteile – und damit Ängste – vor den ihnen unbekannten Menschen. Hier wird sehr gut das Problem von Furcht vor dem Fremden angesprochen.

Alles Monster3Dabei ist der Animationsfilm als eine Neuinterpretation des Frankenstein-Mythos für ein junges Publikum nicht nur spannend und nachdenkenswert, sondern in vielen Szenen auch lustig und häufig auch originell. Allein die Szenen, in denen jedes neue Monster durch die Burgroutine von Stichkopf gehen muss und Stichkopf auf einer Gondel durch die Gänge, Türme, und Verliesen fährt, ist ausgesprochen fantasievoll gestaltet.

Auch die Monster sind in ihrer Vielfall unbedingt sehenswert. Da ist Ungetüm - ein Riese im Vergleich zu Stichkopf mit Fell, Krallen und drei Armen -, weiterhin gibt es einen Frosch auf einer Spiralfeder, ein kleines Schwein mit Schmetterlingsflügeln. eine Art Schmetterlingsraupe mit 2 Köpfen und viele andere bunte, gar nicht gefährlich aussehende Geschöpfe.

Aus diesem Grund werden es die Kinder im Kino sicher nicht verstehen, warum die Bewohner von Rafferskaff sich so vor dem ″Monster″ Stichkopf während der Zirkusvorstellung fürchten.

Um Stichkopf zu finden und nach Hause zurück zu bringen, traut sich mit Ungetüm die (vor-)letzte Kreation des Professors, das Schloss zu verlassen, um nach seinem allerbesten Freund zu suchen. Gleichzeitig ist da auch das Mädchen Arabella, das trotz des ausdrücklichen Verbots ihrer Großmutter, sich mit dem Jungen anfreundet und dadurch beginnt, die starren Grenzen zwischen der Menschensiedlung und den Bewohnern der Burg aufzulösen und die auch hilft, Stichkopf zu zeigen, dass der hinterlistige und geldgierige Zirkusdirektor kein persönliches Interesse an dem Jungen hat. Dies wird dann später deutlich gemacht, wenn Freakfinder die Dorfbewohner gegen die Monster in der Burg aufwiegelt, in der Hoffnung noch mehr Attraktionen für seinen Zirkus zu gewinnen.

Neben der Story sind auch die Designs gelungen, denn nicht nur die Individuen – sowohl die Menschen als auch die Monster sind ausgesprochen individuell -, sondern auch das Schloss und das nahegelegene Dorf unterhalb des Hügels sind optisch sehr gut gelungen.

Die FBW Jugendfilm Jury hat ″Alles voller Monster″ mit 4 von 5 Sternen bewertet, da die Jury sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann, und zwar dadurch, dass sich die Emotionen sowohl durch passende Musik als auch durch eine interessante und abwechslungsreiche Mimik und Gestik übertragen lassen. Durch die Kostüme wird deutlich, welche Gruppen welche Position innerhalb des Films innehaben. Die Jury empfiehlt den Film ab 8 Jahren für Kinder und Familien, die Freude an Kreativität, Monster und Fantasie haben.

Alles Monster4Insgesamt ist ″Alles voller Monster″ kurzweilig und sympathisch. Regisseur Steve Hudson ist eine liebevolle Umkehrung des Frankenstein-Mythos gelungen – witzig, berührend und absolut zeitgemäß. Der Film versucht zu vermitteln, dass es in einer Welt voller Einsamkeit auch immer Hoffnung gibt – und dass es völlig in Ordnung ist, ein ″Monster″ zu sein. Da der Animationsfilm Humor mit ernsten Themen wie Einsamkeit und Toleranz kombiniert, lohnt es, sich den Film zusammen mit Kindern im Kino anzusehen.

Foto 1: Stichkopf © Gringo Films, Senator Film Produktion
Foto 2: Die Monster der Burg © Gringo Films, Senator Film Produktion
Foto 3: Arabella und Stichkopf © Gringo Films, Senator Film Produktion
Foto 4: Fulbert Freakfinder und Stichkopf © Gringo Films, Senator Film Produktion

Info:
Alles voller Monster (Deutschland, Luxemburg 2025)
Originaltitel: Stitch Head
Genre: Kinder, Animation, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 92 Min.
Regie: Steve Hudson
Drehbuch: Steve Hudson
nach einer Geschichte von Guy Bass
Englische Sprecher: Asa Butterfield, Joel Fry, Alison Steadman, Rob Brydon, Fern Brady, Paul Tylak, Jamali Maddix, Ruth Gibson, Tia Bannon u.a.
Deutsche Sprecher: Felix Auer, Gerhard Jilka, Waldemar Kobus, Maresa Sedlmeir, Kai Taschner, Marion Hartmann, Walter von Hauff, Mike Carl, Martin Valdeig, Kathrin Gaube, Pascal Breuer, Frank Schaff, Christian Weygand, Patrick Schröder, Ferdinand Dörfler, Angelika Bender, Paul Sedlmeir, Dustin Peters, Claudia Schmidt, Christine Stichler, Markus Aldenhoven, Martin Schülke, Andreas Thiele u.a.
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 16.10.2025