Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. September 2014, Teil 5

 

Kirsten Liese

 

Berlin (Weltexpresso) – Das Folgende ist eine Kurzkritik. Uns war aber wichtig, noch weitere Stimmen zu PHOENIX zu hören, ein Film, von dem wir alle noch viel hören werden, nachdem schon zum Anlaufen die Feuilletons voll der Besprechungen und auch des Lobes sind. Die Redaktion

 

 

PHOENIX

 

Warum erkennt er sie nur nicht? Trotz schwerer Gesichtsoperation sieht Nelly (Nina Hoss) doch fast so aus wie früher. Doch Johnny (Ronald Zehrfeld) stutzt nicht mal beim Anblick der unverkennbaren Handschrift seiner ehemaligen Frau, sondern initiiert ein absurdes Rollenspiel, bei dem Nelly zu ihrer eigenen Doppelgängerin wird wie die Protagonistin in Hitchcocks „Vertigo“.

 

Ein merkwürdiges Verhalten in einer Geschichte, die weniger mysteriös-fantastisch als vielmehr erschütternd real sein will. Immerhin verortet Petzold sie sehr konkret im zertrümmerten Nachkriegs-Berlin.

 

Wie kann ein intelligenter Mensch nur so auf dem Schlauch stehen? Und warum sucht eine Auschwitz-Überlebende wie besessen die schmerzliche Konfrontation mit einem Unaufrechten, der sich von ihr scheiden ließ, kurz bevor sie deportiert wurde und nun schamlos ihr Vermögen erschleichen will? Aber solche Fragen machen diesen gespenstischen Psychokrimi um die Kunst des Verdrängens zugleich ungemein spannend.

 

Schließlich ist dies auch ein Film über eine Generation, die sich ihre Mitschuld am Holocaust nicht eingestand. Nicht zufällig widmet Petzold ihn dem Juristen Fritz Bauer, der während seiner Auschwitz-Prozesse daran verzweifelte, dass die Täter kein Wort der Reue über die Lippen brachten.

 

INFO:

D 2014. R: Christian Petzold. D: Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Nina Kunzendorf, u.a. Start: 25.9. Verleih: Piffl Medien