Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. November 2025, Teil 7Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – "Frühling 2020 in New Mexico. Die Pandemie hat auch die verschlafene Kleinstadt Eddington im Griff. Dort stehen sich der Sheriff Joe Cross (Joaquin Phoenix) und der Bürgermeister Ted Garcia (Pedro Pascal) in einem Kampf gegenüber, der die Stadt zu zerreißen droht. Als ein Mord die fragile Ordnung erschüttert, nimmt die Gewalt ihren Lauf."
So läßt sich der ganze Film zusammenfassen, den in Ruhe ganz anzuschauen Spaß macht. Spaß, obwohl es nicht nur Tote gibt, sondern uns das ganze Geschehen an die Nieren geht.
Das liegt daran, daß einem alles so bekannt vorkommt, obwohl es doch äußerlich ganz woanders spielt. In dem Teil von Amerika, den wir seit High Noon (1952 von Fred Zinnemann) perfekt zu kennen glauben. Aber das uns Bekannte liegt daran, daß das Geschehen zu Zeiten von Corona spielt. Was für schreckliche Zeiten, die nun auf der Leinwand aber auch komisch rüberkommen. Komisch, weil allein die Sache mit den Masken dann, wenn es nicht mehr um die eigene Gesundheit geht, auf der Leinwand eben doch eine gealtige Komik entfaltet. Die Sympathie des Zuschauers liegt ganz auf Seiten von Joe Cross (Joaquin Phoenix), dem Sheriff von Eddington, einem Kaff von 2345 Einwohnern in New Mexiko, wenn er bedächtig und ausgleichend durch den Ort fährt und nach dem Rechten schaut. Kaum sieht er im Laden ein paar Leute, die einen mit Maske, aber einer ohne, was nach Diskussion und mehr aussieht. Er hält, steigt aus, tritt ein, das alles ohne Maske, und versucht, Ladeninhaber und Kunden davon zu überzeugen, diesen einen, der keine Maske trägt und tragen will, maskenlos zu ertragen. Aha, das ist also einer, der auf das Gespräch und den Ausglaich setzt.
Ganz anders dagegen Ted Garcia (Pedro Pascal), der Bürgermeister des Ortes, der dafür sorgen will, daß hier alles perfekt läuft und die Pandamie in Eddington keine Chance hat. er ist ein Dynamischer, der mit 'Energie und Disziplin aus Eddington etwas machen will, was den Ort größer und wichtiger machen soll. Das bedeutet aber auch, daß er streng sein muß gegenüber denen, die es sich einfach machen und beispielsweise keine Masken tragen wollen. Wir sehen Ted schnittig durch den Ort fahren - überhaupt ist das so was von auffällig, welche Bedeutung das Auto in den USA hat, daß auch bei kurzen Wegen nicht zu Fuß gegangen wird, sondern gefahren wird. Der Bürgermeister will den Ort zu einem finanziellen Paradies für die Einwohner machen und dafür den Ruhm einstreichen. Da gibt es das Rechenzentrum, das als Projekt, das Garcia für den Ortsrand vorgesehen hat, allerdings erst nach den Wahlen, die bevorstehen und für die der bisherige Bürgermeister wieder kandidieren wird.
Wir erleben einige Auftritte der beiden, die in jeder Hinsicht, äußerlich und innerlich, in ihren Zielen und Methoden äußerst unterschiedlich sind, wozu gehört, daß sich Garcia immer wieder durchsetzt und dadurch Joe zur Weißglut reizt. Immer wieder. Und so beschließt der Sheriff, gegen den bisherigen Bürgermeister bei der Wahl anzutreten. Jetzt ist vielleicht etwas los in Eddington! Alles wird zum Wahlkampf, der ganze Ort ist in Aufruhr und Joe setzt Garcia mächtig zu. Regisseur Ari Aster (Hereditary, Midsommar) nutzt dies, um den gegenwärtigen Dissenz in der US-amerikanischen Gesellschaft durchzudeklinieren. Das ist so lustig wie gespenstisch. Und dann läuft sich diese Konstellation doch irgendwie tot.
Höchste Zeit von den Hintergründen zu sprechen. Denn die derzeitige politische Rivalität hat persönliche Ursachen. Joe ist verheiratet mit Louise (Emma Stone), die eigenartig labil ist, manchmal wirre, manchmal, wie gerade jetzt, hellwach und empört über die Kandidatur ihres Mannes, für die sie persönliche Gründe annimmt, denn sie hatte mit Garcia eine Affäre. Sie ist schon schwankend genug , aber ihre Mutter der Frau gewordene Alptraum, sprich gefangen in allen gegenwärtigen Verschwörungstheorien, die wachsen und sich vervielfältigen. Das alles ist interessant, als Hintergrund, aber führt auch nicht weiter. So zuckt man am Ende mit den Schultern. Denen ist Eddington ist irgendwie ohne Zukunft.
Foto:
©Verleih
Info:
Genre
Komödie, Drama, Western
Produktionsjahr
2025
Regie. Ari Aster
Drehbuch. Ari Aster
Besetzung
Joaquin Phoenix
Pedro Pascal
Emma Stone
Luke Grimes
Austin Butler
Deirdre O'Connell
Micheal Ward