sentSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Dezember 2025, Teil 13

Redaktion

Oslo (Weltexpresso) -   Für SENTIMENTAL VALUE ist Regisseur Joachim Trier (DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT) nach Oslo zurückgekehrt und hat sich erneut mit seinem Co-Autor Eskil Vogt zusammengetan, um ihre bisher tiefste und komplexeste Geschichte zu erzählen.
„Joachim hat – zusammen mit Eskil – die Gabe, unglaubliche Drehbücher zu schreiben, die jeden in ihre Vision hineinziehen“, sagt Reinsve, die für ihre Rolle in DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT in Cannes den Preis als Beste Darstellerin gewann. „Jedes Mal, wenn ich mit Joachim zusammenarbeite, lerne ich so viel über mein eigenes Leben und meine Beziehungen. Wenn ich das Glück habe, eine seiner Figuren zu spielen, stelle ich fest, dass dies einen starken Einfluss auf mein eigenes Leben hat.“

Nach dem weltweiten Erfolg von DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT wollte Joachim Trier eine weitere Figur für Renate Reinsve schreiben. Die schwesterliche Beziehung wurde zum Ausgangspunkt für SENTIMENTAL VALUE.

„Es ist faszinierend, wie unterschiedlich und einzigartig Geschwister innerhalb der Familiendynamik sein können“, sagt Trier. „Dieser Film begann mit den Schwestern und entwickelte sich dann zu einer Geschichte über Eltern und Kinder und Familien.“


Leitmotive

Als Vater stellte sich Trier die Frage, was eine Generation an die nächste weitergibt. Zufällig stand das Haus seiner Familie zum Verkauf, während er und Vogt an ihrem Drehbuch arbeiteten, und so begannen sie, über das Konzept „Zuhause“ nachzudenken.

„Ich dachte darüber nach, was meine Eltern und Großeltern im Leben durchgemacht hatten, aber dann begann ich, aus der Perspektive eines jungen Menschen zu denken, aus der Perspektive eines Kindes, das über das Haus nachdenkt, in dem es lebt“, sagt Trier. „Ein Zuhause ist etwas sehr Subjektives, und das Haus wurde zu einem weiteren Ausgangspunkt, um in eine komplexere Geschichte über das Leben und die Erwartungen von Erwachsenen einzutauchen.“

Obwohl SENTIMENTAL VALUE erneut in Oslo spielt, ist es tiefgründiger und weitläufiger als seine Vorgänger aus der sogenannten Oslo-Trilogie. „Dieses Werk wird von mehreren Charakteren getragen, was uns neue Möglichkeiten beim Schreiben eröffnet hat“, sagt Trier. „Der Wechsel zwischen den Charakteren und das Hin- und Herspringen in der Zeit schaffen ein vielschichtigeres Erlebnis – eine größere Idee, als subjektiv die Reise eines einzelnen Charakters zu verfolgen.“


Die Familie Borg

SENTIMENTAL VALUE beginnt mit Nora Borg. In der Eröffnungsszene des Films leidet die Schauspielerin unter Lampenfieber – es scheint, als würde sie alles tun, um nicht auf der Bühne erscheinen zu müssen. Sobald sie es doch tut, bringt sie das Publikum zum Toben.

In einer Rückblende wird das Elternhaus von Nora und ihrer jüngeren Schwester Agnes durch einen Schulaufsatz der 12-jährigen Nora vorgestellt. In dem Aufsatz beschreibt sie das Haus als Lebewesen, das die menschlichen Bewohner über mehrere Generationen hinweg beobachtet. In der Rückblende wird Nora als Beschützerin und Betreuerin von Agnes dargestellt – eine Rolle, die sich umkehrt, sobald die Geschichte in die Gegenwart zurückkehrt.

In der Gegenwart veranstalten Nora und Agnes eine Gedenkfeier für ihre Mutter Sissel, eine geschiedene Psychotherapeutin, die nach langer Krankheit verstorben ist. Beide Schwestern halten sich wacker, aber es ist klar, dass sich die Rollen vertauscht haben und Agnes nun Noras Beschützerin und Betreuerin geworden ist.

„Nora ist eine professionelle Schauspielerin, die ihre Trauer und Angst als Antrieb für ihr Schauspiel nutzt, aber sie ist nicht in der Lage, mit anderen Menschen so zu kommunizieren wie ihre Schwester Agnes“, sagt Reinsve, die Nora spielt.

Ihre jüngere Schwester hat unterdessen eine Familie gegründet und zieht mit ihrem Mann einen 9- jährigen Sohn groß. „Agnes ist die Diplomatin der Familie, die sich um ihre sterbende Mutter kümmert und Nora beisteht, während diese mit ihrem Leben kämpft“, sagt Inga Ibsdotter Lilleaas, eine norwegische Schauspielerin, die Trier nach langer Suche besetzt hat. „Sie ist der Klebstoff, der alle Mitglieder der Familie Borg zusammenhält, wobei sie manchmal sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse vergisst.“

Es geht um die Schwierigkeit, in engen Beziehungen miteinander zu kommunizieren. „Das ist ein Thema, mit dem wir uns in mehreren unserer Filme beschäftigt haben – die Sprache zu finden, die uns fehlt, um uns mitzuteilen, und zu versuchen, uns in engen Beziehungen gesehen zu fühlen“, sagt Trier. „Ich interessiere mich für ein Kino der Intimität, das sich dem menschlichen Gesicht nähert und die menschliche Erfahrung auf ehrliche Weise betrachtet. Durch das Chaos, das Nora repräsentiert, und die Stille, die Agnes repräsentiert, können beide Welten auf ihre eigene Weise etwas Menschliches vermitteln.“

Trier wollte auch untersuchen, wie enge Geschwister im Laufe der Zeit so unterschiedlich werden können, obwohl sie aus derselben Familie stammen. „Im Laufe des Films bekommen wir ein besseres Verständnis für ihre Dynamik und wie sie sich verändert“, sagt Trier. „Ich fand, dass dies eine schöne Möglichkeit war, die Paradoxien der Verantwortung und unserer Rollen innerhalb einer Familie zu untersuchen.“

Nach langer Abwesenheit platzt der Vater der Schwestern, Gustav, mit seiner grandiosen Präsenz in die Trauerfeier und stört damit nicht nur die Gedenkfeier seiner Ex-Frau, sondern auch die schwesterliche Verbundenheit.

Als Gustav wieder in das Leben der Borg-Schwestern tritt, hat er ein Drehbuch im Gepäck – sein autobiografisches Comeback. Er bietet Nora die Hauptrolle an, die jedoch ablehnt, da sie noch immer unter seinem abrupten Abschied vor Jahren leidet.

Fest entschlossen trotz Noras Absage sein Meisterwerk zu schaffen, bietet Gustav die Rolle einer amerikanischen Schauspielerin an, die er beim Filmfestival in Deauville während einer Retrospektive seiner Filme kennenlernt. Rachel Kemp, ein ehemaliger Kinderstar, der in populären Filmen weltweiten Erfolg hatte, sehnt sich danach, mit einem erstklassigen Autorenfilmer zusammenzuarbeiten.
Fortsetzung folgt

 
Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung
Nora Borg Renate Reinsve
Gustav Borg Stellan Skarsgård
Agnes Borg Pettersen Inga Ibsdotter Lilleaas
Rachel Kemp Elle Fanning
Jakob Anders Danielsen Lie
Michael Jesper Christensen
Ingrid Berger Lena Endre
Sam Cory Michael Smith
Nicky Catherine Cohen
Even Pettersen Andreas Stoltenberg Granerud
Erik Øyvind Hesjedal Loven
Peter Lars Väringer

Stab
Regie Joachim Trier
Drehbuch Eskil Vogt  

Abdruck aus dem Presseheft