Bildschirmfoto 2025 12 13 um 01.23.33Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Dezember 2025, Teil 10

Achim von Borries

Berlin (Weltexpresso) - Wolfgang wusste sehr genau, wie wenig Zeit ihm bleiben würde, und er war sich sicher, wie er diese Zeit nutzen wollte: mit einem neuen, einem letzten Film – seinem Vermächtnis. Als er mich vor zwei Jahren fragte, ob ich ihn dabei unterstützen würde, habe ich ohne Zögern sofort zugesagt.

Es ging damals primär um die Dreharbeiten, bei denen nicht klar war, ob und wie er sie kräŸemäßig bewältigen würde. Ich sollte als „Ersatzregisseur“ bereitstehen, um jederzeit einspringen zu können – was ich dann auch tat.

Natürlich stand bei unserem Treffen auch eine viel gravierendere Frage im Raum: Was wäre, wenn…? Wir haben uns angesehen. Er hat etwas schief gelächelt und dabei leicht mit den Schultern gezuckt. Ich habe wohl genickt und mit einem Kloß im Hals versprochen, dass der Film trotzdem fertig werden würde. Wir haben uns daraufhin die Hand gegeben; unser Pakt war besiegelt.

Wolfgang war es, der mich mit Stefan Arndt und X Filme zusammengebracht hat, mit denen ich nun ein Vierteljahrhundert zusammenarbeite. Nicht erst seit GOOD BYE, LENIN! durŸe ich mich zu seinem Beraterkreis zählen, offenbar waren ihm mein Wort und Rat nicht unwichtig. OŸ ging es dabei kontrovers zu, mit Wolfgang konnte man wunderbar gegenteiliger Meinung sein. In den vielen Jahren unserer Beziehung habe ich ihn selten, eigentlich nie, so gelöst, so froh und heiter, stolz und glücklich gesehen wie beim Abschlussfest zu unseren Dreharbeiten. Er hatte es geschafft, er hatte dem Tod ein Schnippchen geschlagen und seinen Film gemacht. Es war unsere letzte Begegnung.

Wolfgang wusste, wieviel Hilfe er bekommen hatte, um diesen KraŸakt noch einmal bewältigen zu können. Von seinem Team, vor und hinter der Kamera. Alle haben sich reingehängt, um gelegentliche Schwächen seinerseits aufzufangen – immer mit dem Ziel vor Augen, dieses wunderbare Drehbuch zu einem Film werden zu lassen. Einem Wolfgang-Becker-Film. Dem würdigen Nachfolger von GOOD BYE, LENIN, seinem Jahrhundertfilm, mit dem er Generationen von Kinozuschauern begeistert hatte.

DER HELD VOM BAHNHOF FRIEDRICHSTRASSE ist ein echter Wolfgang-Becker-Film geworden. Ein Film über die sogenannten „Kleinen Leute“, ein Film der unterhält im besten Sinne, klug, dabei nie belehrend. Ein Film, der wichtige Fragen stellt, an Ost und West gleichermaßen und beiden Seiten einen liebevollen Spiegel vorhält, immer humorvoll, niemals erniedrigend. Ein Film, der versöhnt. Der absolut richtige Film zu einer Zeit wie dieser.

Wolfgang Becker hat seine fiktiven Figuren geliebt wie echte Menschen. Wer hörte, wie er über „seine“ Figuren sprach, meinte, lebendige Menschen zu vor sich zu haben. Seine Liebe überträgt sich und zaubert uns Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht. Sein Film hat das Potential, glücklich zu machen, zumindest für die Zeit im Kino. Was kann man mehr wollen?

Wie also bringt man einen Film zu Ende, ohne seinen Regisseur? Sehr einfach: indem man ihn montiert. Vertont. Begleitet. Im Sinne des Regisseurs und des Films. Im besten Sinne.

Foto:
©Verleih

Stab

Regie: WOLFGANG BECKER
Drehbuch: CONSTANTIN LIEB, WOLFGANG BECKER
Nach dem Roman von MAXIM LEO


Besetzung
MICHA HARTUNG.    CHARLY HÜBNER
PAULA KURZ.     CHRISTIANE PAUL
ALEXANDER LANDMANN.  LEON ULLRICH
NATALIE HARTUNG.    LEONIE BENESCH
HARALD WISCHNEWSKY.    THORSTEN MERTEN
HOLGER RÖSLEIN.       DIRK MARTENS
FRITZ TEUBNER.      PETER KURTH
ALEX ALLONGE.    DANIEL BRÜHL
BEATE.   EVA LÖBAU
BERND.  JÖRN HENTSCHEL
FRAU MÖCKEL.   LILLI FICHTNER
DR. ANTJE MUNSBERG.   CLAUDIA EISINGER
BUNDESPRÄSIDENT.  BERNHARD SCHÜTZ
KATARINA WITT.    KATARINA WITT
MONA SCHÖNBAUM.    ANNABELLE MANDENG
JAMILLA KARUME  ADISAT SEMENITZSCH
WERBEFILMREGISSEUR.   JÜRGEN VOGEL
STASIVERNEHMER.   HOLGER HANDTKE

Technische Daten
LÄNGE: 112 MINUTEN
BILDFORMAT: 1.85:1
TONFORMAT: 5.1

Aabdruck aus dem Presseheft