Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Dezember 2025, Teil 3
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nachdem der Medicus Rob Cole (Tom Paine) zusammen mit seinen meist jüdischen Weggefährten aus Isfahan flüchten musste, kommen sie in den 1050er Jahren in England an. Auf dem Schiff ist auch Robs schwangere jüdische Frau Rebecca (Emma Rigby). Kurz vor der Landung in Dover kommt das Schiff in einen Sturm, so dass es sinkt und dabei auch ein Teil der Gruppe umkommt. Bei der gleichzeitig stattfindenden Geburt stirbt auch Rebecca, während ihr Sohn überlebt. Da sich Rob nicht um das Baby kümmert, übernimmt sein arabischer Freund Abu (Malick Bauer) meist die Betreuung des Jungen, der auch lange von Rob lange abgelehnt wird.
Die Überlebenden der Gruppe beschließen nach London weiter zu ziehen und dort ein Spital zu eröffnen. Rob und seine Gefährten wollen dort ihre erlernten medizinischen Fähigkeiten einsetzen und ihr Wissen zum Wohle Aller weitergeben. Doch schon kurz nach ihrer Ankunft merken sie, dass eigentlich weder die religiöse noch die weltliche Oberschicht an den medizinischen Erkenntnissen der Außenseiter Interesse haben.
Sie bekommen auch sofort mit, wie sogenannte Hexen und Aufrührer verbrannt werden sollen. Als einige dann doch noch entkommen können, treffen sie auf einen Jungen namens Weasel (Rosie Boore), auf Rose (Evelyn Craven) eine Londoner Frau, die Rob und Abu bei Robs Kind unterstützen wird, sowie auf die keltische Heilerin (und deshalb als Hexe verschriene) Morrigan (Sara Kestelman) und den keltisch- schottischen Krieger Duff (Harry Redding), dem Rob Cole mit seinen medizinischen Fähigkeiten das Bein rettet und der sich ihnen daraufhin anschließt. Morrigan erkennt, dass Robs nicht nur in der Lage ist, körperliche Krankheiten zu heilen, sondern auch seelische und unterweist ihn heimlich in ihrem eigenen Wissen, da diese Fähigkeiten in London von einigen wichtigen Leuten nicht gern gesehen werden.
Rob und seine Begleiter stoßen vor allem bei den mächtigen medizinischen Eliten wie Hunne (Aiden Gillen), dem Arzt der Königin, und Leofric (Francis Fulton-Smith), dem Leibarzt des Königs, auf großen Widerstand, deshalb richten sie erst einmal im Armenviertel der Stadt eine Krankenstation ein, deren Erfolge sich dann aber schnell herumsprechen.
Als es dann Rob gelingt Aemma (Anne Ratte-Polle), die Frau von Godwin (Owen Teale), dem General des Königs, zu retten, die die Ärzte des König schon aufgegeben haben, erfährt er, dass auch König Canute (Liam Cunningham) seit Jahren krank ist. Dabei zeigt sich allerdings, dass sowohl Hunne als auch Mercia (Emily Cox), die hochschwangere zweite Frau des Königs, kein Interesse an dessen Genesung haben.
Als Rob es aber dann doch schafft, den englischen König zu retten, bittet er Rob, sich auch um seine vom Wahnsinn besessene Tochter Ilene (Áine Rose Daly) zu kümmern, die in einem Kloster außerhalb von London untergebracht ist. Dies ist für Rob der Anstoß, sich mit den von Morrigan erlernten Methoden und somit mit Seelenheilungen und der menschlichen Psyche auseinanderzusetzen.
Doch auch wenn der König dem Medicus jetzt wohlgesinnt ist, bedeutet das nicht, dass dies auch für die machtbesessene Königin (selbst als Rob ihr bei der Geburt ihres Kindes das Leben rettet) oder ihre Ärzte und ihr Militär gilt, sondern sie lässt ihn sogar einkerkern. Es zeigt sich aber, dass Robs Fähigkeiten ihm nicht nur Feinde, sondern auch Freunde beschert haben.
Rob und seine Mitstreiter müssen sich letztendlich mit Ilene und Duffs keltisch-schottischen Landsleuten zusammen tun, um in den beginnenden politischen Auseinanderesetzungen zwischen den christlichen Angelsachsen und den überwiegend heidnischen Kelten zu überleben und auch das Land vor einem Bürgerkrieg zu bewahren…
″Der Medicus 2″ ist die Fortsetzung des Films ″Der Medicus″ (2013), der wiederum großzügig auf dem Roman Der Medicus (1986) beruht, dem ersten Band von Noah Gordons (1926 – 2021) Trilogie über die fiktive Mediziner-Dynastie der Familie Cole - Der Medicus (1986), Der Schamane (1992) und Die Erben des Medicus (1995) - durch die Jahrhunderte.
Regisseur ist - wie beim ersten Film - Philipp Stölzl, das Drehbuch stammt von Stewart Harcourt, Philipp Stölzl, Caroline Bruckner sowie Jan Berger und Marc O. Seng. Kameramann ist Frank Griebe. Die Dreharbeiten fanden vom 2. September bis zum 20. Oktober 2024 in Ungarn und Deutschland statt. Gedreht wurde unter anderem in Berlin, Köln und Schleswig-Holstein, dort sind die Szenen zum Schiffsunglück entstanden.
Der hier besprochene Film ist zwar eine Fortsetzung des ersten Films, die übrigens nicht auf Noah Gordons Romanen beruht, denn im Buch geht Rob Cole mit seiner schottischen Frau Agnes und seinen beiden Jungen zu deren Schaffarm nach Schottland, sondern es ist eine eigenständige Geschichte, die aber doch an das Ende des ersten Films anschließt, auch wenn der erste Film doch etwas anders geendet hat, denn dort reiten Rob, Rebecca und seine jüdischen Mitstreiter in London ein, während hier Rebecca und andere bereits bei einem Schiffsunglück vor Dover sterben.
Von den Darstellern des ersten Films ist wieder Tom Payne in der Hauptrolle des Rob Cole dabei, Emma Rigby hat als seine Frau Rebecca nur ganz wenige Szenen am Beginn des Films. Alle anderen wichtigen Darsteller haben nicht im ersten Film mitgespielt, dies gilt auch für Robs jüdische und arabische Freunde, die nicht mehr von den gleichen Darstellern gespielt werden.
Neben Tom Payne, der als Rob Cole wieder überzeugen kann, bleiben vor allem Robs Gegenspieler wie Aidan Gillen als Hunne, der auf Rob eifersüchtige Arzt der Königin, der großes Interesse am Medizinbuch des Abn Sina hat, den arabischen Text letztendlich aber nicht lesen kann, und Francis Fulton-Smith als Leofric, Leibarzt des Königs, in Erinnerung, weil sie die Beschränktheit und Bestechlichkeit der reichen Ärzte sehr gut darstellen konnten.
Neben Liam Cunningham als König Canute bleibt vor allem Emily Cox als dessen zweite Frau Mercia in Erinnerung, denn sie ist zusammen mit dem Bischof Edgar (Máté Haumann) die treibende Kraft in der Verfolgung der keltischen Stämme des Nordens und deren Religion.
Neben den medizinischen Inhalten, bei denen es in diesem Film sehr viel mehr um die psychischen als die physischen Leiden geht, ist der Kampf der christlichen angelsächsischen Oberschicht gegen die keltischen Ureinwohner ein wichtiger Teil der Geschichte. Allerdings wird auch an der Vergangenheit und Heilung der Königstochter Ilene aufgezeigt und von Rob behandelt, wie Schrecken, die die junge Frau als Kind erlebt hat, zuerst aus Ilenes Unterbewusstsein herausgeholt werden und dann später behandelt werden muss.
Dabei zeigen Regisseur Philipp Stölzl und Kameramann Frank Griebe bewusst düstere Bilder, um die beklemmende Atmosphäre aus Armut, Dreck und Aberglaube spürbar zu vermitteln. Trotzdem punktet ″Der Medicus 2″ wie bereits beim ersten Film mit einer sehenswerten Ausstattung, wunderschönen Kostümen und einem tollen Bühnenbild.
Auch in diesem Film geht es um Fachwissen, Bildung und Toleranz zwischen den Religionen, wobei es dieses Mal weniger um muslimische und jüdische Religionen geht, als vielmehr um die christliche Religion gegen den animistischen Glauben der keltischen Stämme. Als neues Fachwissen kommt für den Medicus vor allem dazu, dass er sich mit den psychologischen Heilweisen der Kelten beschäftigt. Robs Fähigkeit, den Tod eines Menschen zu fühlen, wird nur sehr kurz behandelt.
Insgesamt ist ″Der Medicus 2″ ein sehenswerten und gut gemachter Historienfilm, der sich auf jeden Fall beim geschichtlichen Hintergrund einige Freiheiten heraus genommen hat, der aber handwerklich und auch inhaltlich überzeugen kann. Wem also ″Der Medicus″ gefallen hat, der wird sicher auch die weiteren Erlebnisse von Rob Cole und seinen Freunden sich sehr gerne im Kino ansehen. Es schadet aber sicher nicht, sich vorher noch einmal die Inhalte des ersten Films ins Gedächtnis zu rufen.
Foto 1: Tom Payne als Rob Cole und Finty Williams als Sister Mary im Hintergrund © Constantin Film Distribution GmbH / Zeitsprung Pictures GmbH
Foto 2: v.l.n.r.: Tom Payne als Rob Cole, Aidan Gillen als Hunne, Anne Ratte-Polle als Aemma, Owen Teale als Godwin und Malick Bauer als Abu © Constantin Film Distribution GmbH / Zeitsprung Pictures GmbH
Foto 3: Sara Kestelman als Morrigan und Tom Payne als Rob Cole © Constantin Film Distribution GmbH / Zeitsprung Pictures GmbH
Foto 4: Tom Payne als Rob Cole und Áine Rose Daly als Ilene © Constantin Film Distribution GmbH / Zeitsprung Pictures GmbH
Foto 5: v.l.n.r.: Rosie Boore als Weasel, Harry Redding als Duff und Malick Bauer als Abu © Constantin Film
Info:
Der Medicus 2 (Deutschland 2025)
Originaltitel: The Physician II
Genre: Fantasy, Romanverfilmung, Abenteuer, Drama, Historie, Sequel
Filmlänge: ca. 143 Min.
Regie: Philipp Stölzl
Drehbuch: Stewart Harcourt, Philipp Stölzl, Caroline Bruckner sowie Jan Berger und Marc O. Seng
nach Charakteren von Der Medicus (1986) von Noah Gordon
Darsteller: Tom Payne, Emily Cox, Aiden Gillen, Áine Rose Daly, Owen Teale, Liam Cunningham, Malick Bauer, Jaouhar Ben Ayed, Harry Redding, Rosie Boore, Anne Ratte-Polle, Francis Fulton-Smith u.a.
Verleih: Constantin Film
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 25.12.2025
Zusatz: Der Vorgängerfilm ″Der Medicus″ wird in der Kinofassung am Sa. 27.12.2025 um 23:55 Uhr im Ersten gezeigt.
