Der Erfolgsfilm am Mitwoch, 3. Dezember erstmals im Fernsehen, ARD. Ein Gepräch mit den Produzenten

 

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - „Sushi in Suhl“ wurde vor zwei Jahren ein Kultfilm in Thüringen und Hessen, am Mittwoch zeigt ihn die ARD. Die Idee zur Verfilmung dieser wahren Begebenheit hatten die Bad Sodener Margot Bolender (50) und Carl Schmitt (55), die das Werk auch produzierten.

 

Es war ein warmer Herbsttag, als mich die Produzenten in ihrem Garten in Osthessen empfingen und bei Rotwein mit gutem Käse über ihre Arbeit sprachen. Mit der gleichen Leidenschaft, wie der Suhler Koch seine Idee eines japanischen Restaurants in der DDR verwirklichte, realisierten die beiden die Verfilmung seiner überraschenden Erfolgsgeschichte. Anstrengende Jahre haben sie mit der Filmplanung und Produktion verbracht. Der Film sollte im Oktober mit dem Produktions-Team und Thüringer Essen in Bad Soden-Salmünster gezeigt werden, quasi als Abschluss, weil er jetzt im Fernsehen läuft. Doch viele Filmleute mussten absagen, daraufhin fiel die „letzte Vorstellung“ aus.

Die Juristin Bolender nennt sich „eine Quereinsteigerin“. In den 90er-Jahren kam sie zum Hessischen Rundfunk (HR) und hat dort seither in vielen Redaktionen gearbeitet. Nun ist sie in der Abteilung für Kinderfilme tätig und macht unter anderem das Casting für Märchenfilme. Schmitt lernte einen handwerklichen Beruf, machte das Abitur und musste zwei Jahre warten, um seinen Traum, das Studium an der Filmhochschule in London, zu verwirklichen. Bis dahin studierte er Politik, Philosophie, Geschichte und arbeitete in vielen Sendern der ARD. „Das war eine Superzeit“, meint er, „ich habe viele interessante Themen bearbeitet, der Höhepunkt war der Mauerfall 1989.“

In England gibt es beim TV nicht die radikale Trennung zwischen inhaltlicher Arbeit als Redakteur und ökonomischer Tätigkeit als Produktionsleiter. Deshalb machte er sich, „in Absprache mit Margot“, 1996 selbständig, um die Produktionsfirma Starcrest Media zu gründen. „Wir haben ziemlich skurrile Filme gemacht“, erzählt er lachend, „etwa eine Dokumentation über den letzten Ufa-Film 1944 („Das Leben geht weiter“), den es nie gab. Die hatten ja überhaupt kein Material mehr, aber um nicht in den Krieg ziehen zu müssen, haben sie gedreht und gedreht – ohne etwas aufzunehmen.“ Für diesen Film bekam Schmitt 2003 den International Emmy for Documentary.

Weihnachten 2004 sah Schmitt im Fernsehen einen Film von Fritz Pleitgen „Winterreise in Thüringen“, der die gleichen Orte besuchte, die er bereits 20 Jahre zuvor selber durchstreift hatte, um zu dokumentieren wie sich die DDR veränderte. Dabei hörte er von der Geschichte des Sushi-Restaurants in Suhl und war völlig elektrisiert: „Das Ding war so schräg, das musste einfach ein Spielfilm werden.“ Aber Geld für einen Spielfilm aufzutreiben, in dem man die Kontrolle über Drehbuch und Regie behält, ist viel schwerer, als Dokumentationen zu machen. Mit „Kleinkram“ hielt sich Starcrest viele Jahre über Wasser - Jahre, in denen beide öffentliche Fördergelder auftrieben. Bolender machte die „Filmgeschäftsführung, tagsüber arbeitete ich beim HR, nachts machte ich die Abrechnungen.“ Sie war auch, wie beim HR, für das Casting zuständig: „Das liegt mir!“

Nach dem Erfolg ihres Films, ihn sahen immerhin 250.000 Zuschauer, war die Frage wie es weitergehen sollte. „Ich wollte Ideen realisieren aber kein Filmproduzent werden“, meint Schmitt, „das hat viel mit Politik zu tun, es ist schwierig und kräftezehrend, ich brauchte das nicht mehr.“ Deshalb ging er zum HR, „die haben mir ein gutes Angebot gemacht.“ „Das war eine bewusste Entscheidung“, ergänzt Bolender, „als Produktionsfirma muss man heutzutage in einer Großstadt sein, aber wir sind auch wegen meinen Eltern hiergeblieben und haben deshalb das Haus in Bad Soden gekauft.“ Beide blinzeln in die Herbstsonne und finden: „Das Leben ist schön hier!“

Inhalt

Der Film „Sushi in Suhl“ läuft am Mittwoch den 3. Dezember um 20.15 Uhr im ARD-Fernsehen

Anfang der 70er Jahre betreibt der Koch Rolf Anschütz (Uwe Steimle) gemeinsam mit seiner Frau Ingrid (Julia Richter) die Gaststätte „Waffenschmied“ im thüringischen Suhl, in der DDR. Aus Spaß kocht er einmal für seine Freunde japanisches Essen, die davon begeistert sind. Das Lokal mit seinem exotischen Flair wird immer erfolgreicher, schließlich kommen sogar in der DDR diplomatisch tätige Japaner zum Essen. Die örtliche Parteileitung versucht immer wieder diesen „kulinarischen Imperialismus“ zu behindern.

Doch dann kommt von ganz oben die Anweisung, Anschütz zu unterstützen, weil die DDR ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Japan verbessern will. Der Koch bekommt nun zentnerweise asiatische Zutaten und kann seine Gerichte immer mehr verfeinern. Aber durch den Erfolg, den er gar nicht angestrebt hatte, zerbricht seine Ehe, seine Geliebte Giesela (Ina Klink) hält zu ihm. Er wird sogar nach Japan eingeladen, um einen Orden anzunehmen, aber dort hat er nur Heimweh…

Anschütz war ein Mann, „der glaubte einen Traum verwirklichen zu müssen, den er eigentlich gar nicht hatte“, meint Produzent Carl Schmitt dazu. „Am Ende musste er erkennen, dass er sich und seine Familie nur selbst belogen hatte.“