Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Mai 2012, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eines der für uns überflüssigsten Wiederholungsfilme ist der bei der Berlinale durchgefallene BEL AMI. Immerhin die sechste Verfilmung der netten Geschichte von Guy de Maupassant, die ja satirische Züge hat, wie auch etwa FELIX KRULL von Thomas Mann, wenn es darum geht, wie hübsche mittellose junge Männer die gelangweilten Gattinnen reicher Männer becircen und sich von ihnen bezahlen lassen.

 

 

 

BEL AMI

 

Allerdings muß man eine derartige Ausstrahlung diesen Jünglingen und Jungmännern auch abnehmen.Was sich die Regisseure Declan Donnellian und Nick Ormerod dabei gedacht haben, ein leeres Gesicht und hölzerne Anmache einem Bel Ami zuzuschreiben, weiß der Himmel. Robert Pattinson ist auf jeden Fall die denkbar unsinnigste Besetzung – schlimmer, man merkt ihm an, daß er sich in seiner Rolle noch nicht einmal wohlfühlt. Aber genau das ist das Hinreißende an diesem Frauenverführer Bel Ami, daß er so eins mit sich, seinem Körper, seinem seichten Geist, seiner mangelnden Gefühlsqualität scheint, daß er zum geliebten Antityp derer wird, mit denen diese Frauen verheiratet sind und jeden Tag diese gewichtigen Ehemänner ertragen müssen.

 

Das Sich-nach-oben-Schlafen ist harte Arbeit, die leicht erscheinen muß, weil diese Frauen in Bel Ami eben auch ein Wunschbild lieben. Äußerlich gibt der Film alles her, was ein heutiger Kostümfilm drauf hat. Aber, wie's da drinnen aussieht, geht auch was an. So sind die drei Frauen, um die die Geschichte kreist, sehr gut in ihrer Unterschiedlichkeit ausgesucht: Uma Thurman ist die Intellektuelle und Verlegerfrau und – leider – merkt man ihr auch an, daß ihr ihr Verhältnis zu Bel Ami in diesem Film etwas zäh vorkommt.

 

Die beiden anderen passen da schon eher, einmal Christina Ricci als hingegebene Frau, für die alles zum Spiel wird, und die sinnlich-lebenslustig am ehesten an Maupassant denken läßt, dann Kristin Scott Thomas als Frau des Chefredakteurs, im katholischen Korsett, die absolut bewußt den Fehltritt begeht.

Aber ach, man kann sie nicht bedauern, es bleibt ein gelangweiltes Mißverstehen, daß überhaupt jemand auf diesen Pattinson-Ami reingefallen ist.

 

SUPERCLASSICO – MEINE FRAU WILL HEIRATEN

 

Ganz schön schräg, die Dänen. Hier arbeiten sie sich am Gegensatz kühler trostloser Norden und aufgemischter Süden ab. Das ist dann gleich Argentinien, wohin die Ehefrau mit Recht geflüchtet ist, denn mit dem depressiven Dänen ist nicht nur als Mann nichts anzufangen – abgesehen davon, daß es zu einem Sohn gereicht hat, der aber auch durchhängt - , sondern er bringt auch geschäftlich nichts auf die Reihe und trinkt den Wein aus, den er eigentlich im Laden verkaufen sollte. Wie allerdings dieser Christian von Anders W. Berthelsen dargestellt wird, lohnt den Film, allemal, wenn man seine Frau Paprika Steen zwischen zwei Männern erlebt.

 

 

TOMBOY

Ein Film, der unter die Haut geht, weil er uns mit einer Problematik konfrontiert, die die meisten durchs Leben geklärt haben, die aber für Heranwachsende eigentlich immer ein Phänomen ist, erst recht dann, wenn sie nichts merken: die Geschlechteridentität. Hier ist es die zehnjährige Laure, die Regisseurin Céline Sciamma changieren läßt, mal gibt sie den Michael, und wird prompt von allen für einen Jungen gehalten, mal bleibt sie Mädchen. Es sind immer ihre Augen, aus denen wir den Film sehen. Und viel lernen können über Geschlechterrollen.