Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. Februar 2016, Teil 4

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Man möchte fast in der Haut von Julián (Ricardo Darin) stecken, der in Tomás (Javier Cámara) einen so guten Freund hat, daß man ihn darum beneidet, bis, ja bis man mitbekommt, daß Tomás aus Kanada gekommen ist, um Julián ein letztes Mal zu sehen, denn er hat Krebs im Endstadium.

 

Der Film ist wirklich eine Ode auf die Freundschaft, die auch deshalb so gut funktioniert, weil der überlebende Tomás der geduldige und auch der zahlungskräftige von den beiden ist. Was uns daran in der Grundkonstellation so gut gefällt, ist, daß endlich wieder zwei Männer richtig eng befreundet sein können, ohne daß das gleich in schwule Verhältnisse führt. Dem Kino ist in letzter Zeit da etwas verloren gegangen, vielleicht weil auch im realen Leben ein Satz wie „Das ist mein Freund“ oder „Das ist meine Freundin“ leicht unbeabsichtigt eindeutig interpretiert wird.

 

Erst einmal erleben wir Tomás noch mit Kindern und liebevoller Ehefrau zu Hause in Kanada, wohin es ihn der wissenschaftlichen Karriere wegen verschlagen hat. Nun fliegt er für ein Wochenende nach Madrid zum Freund, bei dem er aber nicht wohnen will, sondern lieber im Hotel bleibt. Da sieht man schon die erste Entfremdung, der weitere folgen, aber eben auch neue Annäherungen und die Ursuppe von Beziehungsgefügen die dazu führt, warum der eine unser Freund wird und bleibt und ein anderer nicht. Tomás hat hier die Rolle des durchschnittlichen, sehr geduldigen Mannes, der staunend die Eskapaden von Julián verfolgt und wie gesagt, sein dickes Portemonnaie für den Freund gerne öffnet.

 

Schon wie es bei dem zu Hause aussieht. Lebendiges und nicht aufgeräumtes Leben eben. Julián ist sich über seine Situation völlig im Klaren und will keine künstliche Lebensverlängerung, aber er will ein neues Herrchen/Frauchen für seinen großen alten Hund namens Truman, so auch der Originaltitel des Films. Allein die Szenen, in denen die beiden mit Hund im potentiellen Trumanzuhause auftauchen, sind köstlich. Sie decouvrieren nicht nur die neuen, sondern auch den bisherigen Besitzer Julián, der über den Hund zeigt, daß es mit seiner Gelassenheit dem Tod gegenüber, die er unaufhörlich ausstrahlt, von der er spricht, eben doch nicht so weit her ist. Kein Wunder. Wie ginge es uns.

 

FREUNDE FÜRS LEBEN ist auch ein Film über Madrid, zumindest das Stadtviertel, in dem der Schauspieler zu Hause ist, dessen Geldsorgen auch daher rühren, weil man ihn, den beliebten und ernsthaften Schauspieler, entlassen hat. Das alles erleben wir mit und auch wie Julián das eigene Leben zur Bühne macht und Tomás darin seine Rolle zuweist, die keine Nebenrolle ist. Das Miteinander dieser beiden Schauspieler, die aus ganz anderen Ecken kommen – Cámara kennen wir gut aus Almodovarfilmen und den Argentinier Darin aus Filmen wie IN IHREN AUGEN – hält den ganzen Film zusammen, der etwas Episodenhaftes bekommt, wenn beide nun gemeinsam die Ärzte aufsuchen, andere Freunde, die Ex-Ehefrau und als emotionalen Höhepunkt den Sohn von Julián, der in Amsterdam studiert. Mal rasch in den Flieger und hin. Auch das ist Europa.

 

Mehr braucht man gar nicht zu sagen, als daß Ihnen beim Zuschauen diese Mischung von Fiktion und Realität gefallen wird, weil es allemal besser ist, in solcher Begleitung in den Tod zu gehen, als alleine. Cesc Gay hat diese spanisch-argentinische Produktion in Szene gesetzt.