Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Dezember 2016, Teil 12

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Keinen eingängigen Film hat Regisseur Florian Hoffmeister in seiner Schwarz-Weiß-Fassung von DIE HABENICHTSE vorgelegt, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Katharina Hacker, Gewinnerin des Deutschen Buchpreises 2006, also im zweiten Jahr seiner Geschichte. Aber verglichen mit der sperrigen Romanvorlage, kommt der Film sogar sehr viel sinnlicher daher.


Das muß vorneweg schon gesagt werden und auch, daß es Hoffmeister zumindest bei uns gelingt, wenigstens Interesse für das Paar zu wecken, die im Niemandsland einander an der Hand halten wollen und sich doch immer wieder entgleiten. Das soll ja nur sagen, daß man dem Film inhaltliche Schwächen nicht vorwerfen kann, wenn sie aus dem Originalbuch herrühren. Offen gesagt, und ich hatte das 2006 direkt in der Besprechung des Buchpreises auch formuliert, hielt ich die Auszeichnung für eine völlige Überschätzung des Romans, die ich mir so erklärte, daß durch die Einbeziehung der Weltereignisse wie dem 11. September 2001 in die Geschichte eines deutschen Paares und daß der Roman dann hauptsächlich in London spielt, ein Motiv für den Deutschen Buchpreis geglückt schien. Sollte der Preis doch auch ein deutsches Buch international verkaufbar machen. Für DIE HABENICHTSE jedoch ging diese Hoffnung nicht auf.

Der Film konzentriert sich völlig auf die Paarbeziehung, gleichzeitig soll deren Geschichte jedoch  auch stellvertretend für die Orientierungslosigkeit einer Generation gelten, deren emotionalen und existentiellen Sicherheiten, die noch die Generationen davor besitzen durften, perdu sind . Schon aus diesen Bemerkungen erkennt man, es geht also um sehr viel Gedankenwerk, weniger um das pralle Leben. Für das scheinen diese  unsicheren Kantonisten irgendwie nicht geschaffen. So dümpeln sie vor sich hin. Dabei sah doch alles so positiv aus.

Denn Jakob (Sebastian Zimmler) trifft sich mit seinem Freund Hans (Ole Lagerpusch) in einer Berliner Kneipe, beide sind Anwälte, noch dazu in derselben Kanzlei und Jakob will anderntags, dem 11. September nach New York fliegen, während Hans ihm von seinem neuen Job in London erzählt, den er für die Kanzlei übernehmen soll. Doch dann entdeckt Jakob in einer Zeitschrift Isabelle (Julia Jentsch), mit der er im Studium eine Liebschaft, sie aber aus den Augen verloren hatte. Hans ist es noch, der ihm rät, die Künstlerin bei der angekündigten Vernissage wiederzusehen zu können, stattdessen fliege er für ihn nach New York. So geschieht es.

Während die eine Absicht aufgeht und sich Jakob und Isabelle erneut verlieben, stirbt Hans in New York in den Türmen. Keine gute Aussichten für Jakob, der nun also mit der großen Liebe auch den großen Verlust des für ihn in den Tod gegangenen Freundes tragen muß. Doch nicht Jakob, der außer massiven und verdrängten Schuldgefühlen wenig zu bieten hat,  bestimmt den Roman und auch den Film, sondern wir werden alles weitere aus der Perspektive der privat nach London mitgegangenen Isabelle miterleben. Jakob soll die für Hans vorgesehene Stelle in London ausfüllen, in der es um Restitutionsansprüche jüdischer Klienten geht, Isabelle könnte die dortige Abgeschiedenheit nutzen, um ihr Kinderbuch zu illustrieren. Sie heiraten von einem auf den anderen Tag und ziehen nach London.

Dort, so glaubt der Zuschauer, könnte ja jetzt etwas passieren, die Post abgehen, denn, wenn man London kennt, weiß man, was dort alles möglich ist. Nicht jedoch für Jakob und Isabelle. Sie ist erst einmal arbeitsunfähig, macht Gänge im Viertel, einer heruntergekommenen Umgebung, läßt sich durch einen Jim tyrannisieren, wobei es auch um Drogen geht, durch das Nachbarskind wiederum erfährt sie von häuslicher Gewalt....Kurzum, es wird nichts mit den beiden. Nichts Richtiges auf jeden Fall. Der Film verläßt uns in dem Moment, der sich filmisch wiederholt, wo nämlich beide am Fluß auf einer Bank sitzen und das Miteinanderreden versuchen.…

Das ist ein Film, wo die filmischen Mittel einen stärker anmachen als der Inhalt der Geschichte. Außerdem ist Julia Jentsch einfach eine sehr gute Schauspielerin, der auch Sebastian Zimmler als Jakob nahe ist. Aber sonst. Öde.