Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 9. März 2017

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Ende des 19. Jahrhunderts: Als Louise Fullers (Soko) französischer Vater irgendwo im Mittleren Westen in der Badewanne von Banditen erschossen wird, macht sich die etwa 25Jährige auf den Weg nach New York. Dort lebt ihre Mutter Lily (Amanda Plummer) in einer Abstinenzlergruppe.


Doch die Tochter will sich in der bigotten Umgebung nicht unterordnen, sondern möchte gerne Schauspielerin werden. Sie ergattert einen Job als Modell für "künstlerische" Aktfotos, was ihr sehr unangenehm ist, und danach am Theater eine stumme Drei-Minuten-Rolle als Hypnose-Patientin. Da beim Auftritt der Rock zu lang ist, stolpert sie und rettet den Auftritt, indem sie mit ihrem Kleid wedelt. Da es dem Publikum gefällt, überlegt Louise, wie sie diese Bewegungen zu einer Tanzform ausbauen kann.

Sie legt sich den Künstlernamen Loïe Fuller zu, experimentiert mit weißem Stoff, Lichteffekten und Stöcken als Verlängerung der Arme und tritt damit erstmals vor dem Vorhang in einer Theaterpause auf. Das Publikum ist begeistert. Als Loïe merkt, dass eine Freundin ihre Choreographie nachmacht, will sie sie patentieren lassen. Dies ist aber in Amerika nicht möglich. Zur gleichen Zeit lernt sie den Äther-abhängigen französische Adligen Louis Dorsay (Gaspard Ulliel) kennen, der ihr rät nach Paris ins Folies Bergère zu gehen.

Louis ist mit einer reichen Amerikanerin verheiratet. Bei einem Besuch in dessen Haus nimmt Loïe ungefragt das benötigte Geld für die Überfahrt nach Paris mit. Im Folies Bergère versucht sie Monsieur Marchand (François Damiens) von ihrem Tanz zu überzeugen. Sie ist sogar bereit, das teure Equipment - vor allem die außergewöhnlich starke Beleuchtung - selbst zu bezahlen. In den folgenden Wochen wird sie von Marchands rechter Hand Gabrielle (Mélanie Thierry) bei ihren Vorbereitungen unterstützt.

Als die Show - unter Metern von Seide vor verschieden farbigen Lichtern - dann endlich auf die Bühne kommt, zieht sie das Publikum in ihren Bann und Loïe ist innerhalb kurzer Zeit das Stadtgespräch in Paris. Allerdings ist die junge Frau nicht gerade diplomatisch und stößt immer wieder potentielle Geldgeber vor den Kopf. Es ist vor allem Gabrielles Vertrauen und selbstlose Unterstützung, die Loïe Fuller und ihre Show letztendlich erfolgreich sein lassen.

Nachdem seine Ehe mit einer reichen Amerikanerin gescheitert ist, trifft Louis Dorsay ebenfalls in Paris ein. Der verarmte Adlige lässt Loïe in seinem etwas heruntergekommen Schloss wohnen. Sie kann dort nicht nur ihre Aufführungen planen, sondern auch einige junge Tänzerinnen trainieren, um mit ihnen in einer gemeinsamen Show auf der Bühne aufzutreten. Als eine der Tänzerinnen ausfällt, engagiert sie spontan die junge Amerikanerin Isodora Duncan (Lily-Rose Depp). Isodora ist nicht nur eine begabte Tänzerin, sie hat auch das Aussehen und Selbstbewusstsein jenseits der Bühne, das Loïe nie erreichen konnte.

Endlich erhält die Tänzerin ihren größten Wunsch erfüllt: Sie bekommt das Angebot, in der Pariser Oper aufzutreten. Allerdings hat sie immer größere Probleme mit ihrem Körper und durch die starken Lampen auch mit ihren Augen. Als Isodora Duncan dann plötzlich die Kompanie in Stich lässt, verliert Loïe langsam den Glauben an ihre Fähigkeiten. Wird ihr die Aufführung in der Pariser Oper doch noch gelingen?


Regisseurin von "Die Tänzerin" ist Stéphanie Di Giusto, die auch zusammen mit Sarah Thibau und Thomas Bidegain das Drehbuch geschrieben hat. Als Hintergrund dient dabei der Roman von Giovanni Lista "Loïe Fuller, danseuse de la Belle Epoque" (2007).

Loïe Fuller ist heute nicht mehr so bekannt, obwohl sie durch ihren Serpentinentanz als eine Wegbereiterin des modernen Tanzes und der Lichtspiele auf der Bühne gilt. Es gelang ihr, ihre Tanzform mit meterlangen Kostümen mit den verlängernden Armen und den farbigen Lichteffekten in Europa patentieren zu lassen. Sie begeisterte nicht nur das Pariser Publikum sondern auch die Künstler ihrer Zeit, von denen einige Bronzefiguren hergestellt oder sie auch gemalt haben wie z.B. Henri de Toulouse-Lautrec. 1911 ist sogar eine Meissner Porzellan Figur von ihr erschienen.

Die Hauptrolle im Film spielt die französische Sängerin und Schauspielerin Soko (Stéphanie Sokolinski). Sie wirkt als ob sie absichtlich ihre Weiblichkeit hinter einem jungenhaften Auftreten verbirgt. Soko stellt sie als Künstlerin dar, die mit ihrem eckigen Auftreten unbedingt hinter ihren meterlangen wirbelnden Kostümen verschwinden will.

Auch wenn einige der Performances wunderschön gefilmt sind, hat Regisseurin Stéphanie Di Giusto aber vermutlich weniger Interesse daran, Loïe Fullers Karriere als Tänzerin zu verfilmen. Sie zeigt sehr viel stärker die sexuelle Ambiguität Loïes. Dies wird besonders deutlich in ihrer Beziehung zu Louis Dorsay, der sie begehrt, den sie aber vor allem als Freund und Beschützer benutzt. Auch das Verhältnis zu Gabrielle ist zumindest von deren Seite eindeutig mehr als nur das einer hilfreichen Freundin. Eigentlich zeigt Fuller nur an Isadora Duncan sexuelles Interesse, das von dieser auch schamlos ausnutzt wird.

Lily Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis hat die elfenhafte Geschmeidigkeit, das passende Aussehen und die Selbstsicherheit der Isodora Duncan. Schauspielerisch kommt sie allerdings noch nicht an ihre Eltern heran. Insgesamt spielt sie aber ihre Rolle sehr ordentlich, auch wenn sie nicht selbst sondern die Tänzerin Fanny Sage die Performances der Duncan im Film getanzt hat. Gaspard Ulliel als abgehalfterter und süchtiger Aristokrat Louis Dorsay, der Loïe Fuller nicht nur unterstützt sondern ihr auch persönlich näher kommen möchte, und die etwas unterbeschäftigte Mélanie Thierry als allzeit bereitstehende Gabrielle füllen ihre kleineren Rollen sehr gut aus.

Insgesamt ist "Die Tänzerin" ein interessanter Film über eine leider vergessene Tänzerin und Pionierin des modernen Tanzes der Belle Epoque, der aber an einigen Stellen bedauerlicherweise etwas unausgeglichen ist. Trotzdem ist er nicht nur für Tanzinteressierte auch im Heimkino sehenswert.

Foto: Cover DVD © Prokino Filmverleih GmbH

Info:
"Die Tänzerin" ist ab dem 9. März 2017 als DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Sprachversionen sind auf der DVD Deutsch und Französisch in Dolby Digital 5.1, auf der Blu-ray Deutsch und Französisch in DTS-HD Master Audio 5.1. Die Untertitel sind bei beiden Formaten in Deutsch. Das Bildformat von der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph) und von der Blu-ray 2,40:1 (1080p/24).

Extras auf DVD und Blu-ray sind (mit deutschen Untertiteln):
- Making Of (51:11 Min.)
- Zusätzliche und erweiterte Szenen (13:50 Min.)
- 4 Featurettes - Louis, Isodora, Gabrielle, Loïe (11:02 Min.)
- Interview mit der Regisseurin Stéphanie Di Giusto (16:56 Min.)
- Deutscher und Original-Kinotrailer

Die Tänzerin (Frankreich, Belgien 2015)
Originaltitel: La Danseuse
Genre: Biopic, Kostümfilm
Filmlänge: ca. 110 Minuten
Regie: Stéphanie Di Giusto
Drehbuch: Stéphanie Di Giusto, Sarah Thibau, Thomas Bidegain
Darsteller: Soko, Gaspard Ulliel, Mélanie Thierry, Lily-Rose Depp, François Damiens u.a.
Verleih: Prokino Filmverleih GmbH
FSK: ab 12 Jahren