Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. März, Teil 4

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Der österreichische Dokumentarfilm "Bauer unser" von 2016 zeigt den Strukturwandel in der Landwirtschaft anhand von Porträts bäuerlicher Betriebe in verschiedenen Teilen Österreichs. Ergänzend zeigt der Film Interviews mit Wissenschaftlern, Politikern und Geschäftsleuten der Agrarindustrie.


Regisseur und Drehbuchautor ist Robert Schabus, der selbst auf einem Bauernhof in Kärnten aufgewachsen ist, der heute noch von seinem Bruder bewirtschaftet wird. Er porträtiert bewusst 3 große und 3 kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Großbetriebe sind ein Hof mit 65 000 Legehennen, die täglich 55 000 Eier produzieren und nach 14 Monaten als Suppenhühner nach Deutschland verkauft werden, ein Schweinebauer mit 1300 Mastplätzen, der die Schweine jung kauft und nur noch Masthaltung - vor allem mit Sojamehl - betreibt und ein Milchbauer mit inzwischen nahezu 300 Milchkühen.

Als Kontrast wird ein Bio-Bauernhof im Weinviertel nördlich von Wien vorgestellt, der versucht durch eine Vielfalt von Produkten (Schafprodukte und -fleisch, Wein, Getreide, Gemüse) den Betrieb ohne Kredite zu führen, um von Banken unabhängig zu bleiben. Ein weiterer Bio-Bauernhof aus dem Rheintal (Nähe Bregenz und Dornbirn) setzt vollständig auf Direktvermarktung - u.a. über 700 Abonnements von sog. Gemüsekisten - seiner breiten Produktpalette (viele verschiede Gemüsesorten, Rindfleisch, Milch, veredelte landwirtschaftliche Produkte). Ihm geht es dabei auch um den direkten Kontakt zu seinen Kunden.

Zusätzlich wird in dem Film auch die Situation in der weiterverarbeitenden Industrie am Beispiel einer Milchfabrik beleuchtet. Aber auch Politiker und Wissenschaftler werden zu den Problemen befragt und haben je nach politischem Standort doch sehr unterschiedliche Ansichten.

Aus der Sicht des Filmes ist die EU-Agrarpolitik darauf ausgelegt, dass marktwirtschaftlich vor allem Großbetriebe gefördert werden, dies aber immer mehr zur Abhängigkeit der Bauern von den Krediten der Banken führt. Dies wiederum führt zu einem Druck zur Spezialisierung und zu immer größeren Betrieben.

Daneben zeigt der Film aber auch Landwirte, die ihre Höfe bewusst kleiner halten, und die versuchen dem Druck durch alternative Produktion, Direktvermarktung und -verkauf auszuweichen.


"Bauer unser" ist ein Film, der bereits im Herbst 2016 in Österreich angelaufen ist und der ab dem 23. März 2017 auch in deutschen Kinos laufen soll. Er zeigt zwar hauptsächlich die Probleme österreichischer Bauern auf, sicher sind sie aber nicht so sehr verschieden von denen deutscher Landwirte. Auch hier geht die Schere auf zwischen Betrieben der industrialisierten Landwirtschaft mit nur einem Produkt und kleinen (Bio-)Bauern, die versuchen eine Vielfalt von Produkten direkt zu vermarkten.

Zwei Probleme werden in dem Film leider nicht angesprochen. So fehlen z.B. Aussagen über große Gemüse-, Getreide- und Raps-Betriebe, die es sicher in Österreich auch gibt (z.B. der Anbau von Ölkürbissen in Kärnten, der Heimat des Regisseurs) und die Probleme der Direktvermarktung, wenn man seinen Hof nicht in der Nähe von größeren Städten hat, wie die beiden vorgestellten Bio-Bauern.

Insgesamt ist "Bauer unser" trotz der Kritik informativ, auch wenn der Regisseur sich an einigen Stellen etwas kritischer mit den Aussagen z.B. des EU-Kommissars hätte auseinander setzen können. Ob der Film allerdings in Deutschland im Kino erfolgreich sein wird, muss leider bezweifelt werden. Er ist aber sicher geeignet, um zur Prime-Time im Fernsehen bei 3Sat erfolgreich zu laufen.

Foto: Filmplakat © MFA+ FilmDistribution

Info:
Bauer unser (Österreich, Belgien, Frankreich 2016)
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 92 Min.
Regie und Drehbuch: Robert Schabus
Verleih: MFA+ FilmDistribution
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.03.2017