Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2012, Teil 1

 

Anna von Stillmark

 

Wien (Weltexpresso) – Über diesen Film wollte ich unbedingt selbst berichten. Über:DAS GRÜNE WUNDER – UNSER WALD. Vielleicht bin ich nicht objektiv, aber dieser Film heilt. Ich mußte mit einem Schmerz im Inneren zur Pressefilmvorführung, weil Tage zuvor ein geliebtes Lebewesen gestorben war. Dieser Film mit seiner Botschaft vom Werden und Vergehen von Leben, von Pflanzen, von Tieren trägt eben eine tiefe Wahrheit auch über unsere Existenz.

 

DAS GRÜNE WUNDER – UNSER WALD

 

Wie gesagt, vielleicht nicht objektiv gesehen, weil dieser Film gleichermaßen zur Trauer-Therapie wurde. Aber geht uns das sonst nicht auch so. Daß man kaputt, gekränkt, ausgelaugt, traurig oder so zugedröhnt mit dem täglichen Leben zu einem Waldspaziergang aufbricht und sich danach, wenn schon nicht neugeboren, so doch erfrischt fühlt. Im Gegensatz zu solchen Waldspaziergängen, wo man die Umgebung oft nicht stark genug aufnimmt und schon gar nicht im Detail betrachtet, zwingt einen dieser Film zur Draufsicht auf das Leben wie selten einer.

 

Stark, wie das gemacht ist, wenn mit dem Zeitraffer über ein Jahr die Schwangerschaft der Füchsin, ihr Bau, ihre putzigen Füchslein, ihr Mutterinstinkt und das Umherwieseln im Fuchsbau gezeigt werden. Gleich wollten wir alle Jäger verbieten lassen, aber der Tod hält auch ohne diese Einzug. Denn dieser Film, dessen Buch und Regie Jan Haft hat, der zudem auch mit Kay Ziesenhenne die Kamera führt, ist kein erbaulicher Grünschinken, sondern eine kleine Gesellschaftsanalyse, wie es dort zugeht, in unserem Wald, der überhaupt nicht unserer ist, sondern der vom Getier und den Pflanzen, also dem, was da kreucht und fleucht.

 

Wir Menschen neigen dazu, den Tieren nicht nur unsere Gefühle zu unterstellen, sondern alles aus unserer Wahrnehmung heraus zu beurteilen. Aber für solche Vorgänge wie den Aufstand der Ameisen haben wir überhaupt kein Pendant. Da kommt also dieser Waldpolizist, der eitle Eichelhäher, der so schön ist, daß er sich selbst für unwiderstehlich hält und sich stetig putzt. Bis er Beute erspäht. Ein wuseliger Ameisenhaufen. Es juckt einen schon beim Anblick. Aber was man erblickt, hätte aus einem Film über Außerirdische stammen können, wenn man die Ameisen einfach so etwa zur Menschengröße aufblähte. Diese kleinen Viecher stellen sich auf ihre Hinterbeine. Alle miteinander und dann wie auf ein Kommando pissen alle in scharfem Strahl nach oben direkt in das Gefieder des schönen Eichelhähers, der natürlich Reißaus nimmt.

 

Allein eine solche Szene ist so komisch und belustigend, wie vieles in diesem Film, der ein Jahr des Werdens und Vergehens im Wald auf die Leinwand bringt. Es war Wolf Biermann, der einst in einem Gedicht den Ausdruck: „Das Grün bricht aus den Zweigen“ verwandte und damit die Plötzlichkeit des Frühlingswerdens wunderfein beschrieb. So empfindet man auch im Film, wo der vom Schnee vermaschte und trübe aussehende Waldboden auf einen Schlag von kleinen feinen Blümelein bedeckt ist. Ach was, wir könnten stundenlang erzählen, welche Liebesspiele wir verfolgen konnten und wie aus der Wurzel die blühende Diva entstand.

 

Nur so manches mal, da hätten wir uns gewünscht, daß der Zeitraffer nicht gar so schnell uns die Ergebnisse bringt. Denn das Warten, auf Rehe beispielsweise am Wald- und Wiesenrand, so etwas gibt es hier nicht. Die sind sofort schon alle da. Das ist der perfekte Film für die Zapper von heute, denkt man sich dann. Hauptsache, sie sehen ihn sich an. Wir sind sicher, er wird ein Renner später im Fernsehen, denn visuell ist er ein Wunder der Natur.

 

WIR WOLLTEN AUFS MEER

 

Die DDR bringt zuwege, was die junge Bundesrepublik nie schaffte. Daß im Nachhinein ihr Werden, ihr Sein, ihr Verändern und hier auch ihr Vergehen, im Film aufbereitet auch geschichtliche Memoria wird. In der Richtung und Aussage halt je nach des Regisseurs und Drehbuchschreibers Gusto. Hier ist es Toke Constantin Hebbeln der sein DDR-Drama erzählt, das Alexander Fehling und August Diehl austragen und daß sich um Anpassung und Widerstand rankt.

 

DAS BOURNE VERMÄCHTNIS

 

Nein, keine echte Fortsetzung des Bournestoffes. So spielt auch Matt Damon nicht mit. Die Nebenlinie im vierten Aufguß interessierte uns auch nicht mehr.

 

DAS VERBORGENE GESICHT

 

Nein, kein Horrorfilm und schon gar keine Fortsetzung von Almodóvars DIE HAUT IN DER ICH WOHNE. Was in Spanien seinen Anfang nimmt und in Kolumbien endet ist eine Liebesgeschichte und keine. Auf jeden Fall ein Beziehungsdrama.

 

 

BERG FIDEL

 

Spannend für die, die den Hintergrund nicht kennen. Bewegend für die, die ihn kennen. Es geht bei diesem Film von Hella Wenders um die Grundschule Berg Fidel in Münster, in der Inklusion und Integration von Kindern „mit besonderem Förderbedarf“ stattfindet. Dieses Fremdwort INKLUSION sollte man bald ersetzen, weil es so technisch klingt, wo es um einen menschlichen Vorgang geht, nämlich das gemeinsame Aufwachsen von sogenannten 'normalen' Kindern mit denen, die eine Behinderung haben. Es geht letzten Endes darum, ob eine Gesellschaft insgesamt so etwas schafft oder nicht und natürlich muß man früh anfangen.