Oliver Kalldewey
Offenbach (Weltexpresso) - Neben dem „Dieselgate“ spielt im beginnenden Bundestagswahlkampf auch eine Rolle, wie vom „Klimakiller Kohle“ auf Formen regenerativer und nachhaltiger Energie umgestiegen werden kann. Das Zeitfenster, um das international gesteckte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, wird immer kleiner.
Die Frankfurter KunstGesellschaft hat deshalb zu einer Diskussion über „Das Ende des fossilen Zeitalters“ in die Offenbacher Stadtbibliothek eingeladen, wo derzeit die Ausstellung „Kohletagebau – Kulturlandschaft brachial“ mit Photographien von Peter Menne zu sehen ist.
Die KunstGesellschaft beschäftige sich seit langem mit dem Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, sagte Reiner Diederich. Die Photographien von Peter Menne seien ein Beispiel dafür, wie mit ästhetischen Mitteln ein Problem dargestellt werden kann. Den Titel der Veranstaltung bezog Diederich nicht nur auf Kohle, Erdöl und Erdgas als Grundlagen des bisherigen Industriezeitalters, sondern metaphorisch auch auf überholte, „fossilistische“ gesellschaftliche Machtstrukturen in Wirtschaft und Gesellschaft, die mit dem Anspruch der Demokratie letztlich nicht vereinbar sind.
Das Braunkohlekraftwerk in Frankfurt-Fechenheim wurde thematisiert. Neumann berichtete, dass dessen Quecksilberemissionen nach abenteuerlichem Verfahren bestimmt wurden. Leider seien die politischen Rahmenbedingungen so gestrickt, dass es nicht möglich war, Fechenheim vor Gericht zu Fall zu bringen. Umgekehrt: der damaligen Frankfurter Umweltdezernentin Manuela Rottmann wurde untersagt, den Quecksilber-Ausstoß zu veröffentlichen.
Menne fand es unfaßbar, dass die beiden neuen Kessel getrennt von den beiden alten betrachtet wurden, obwohl sie im selben Gebäude stehen. Das komme ihm so vor, als ob ein Premium-PKW-Hersteller fragen würde, warum man über den Schadstoff seines Sechs-Zylinder-Diesels klagen würde – schließlich bleibe jeder einzelne Zylinder unter dem Grenzwert... Was beim PKW-Motor offensichtlich absurd ist, führte bei der deutlich größeren Alessa-Anlage aber nicht dazu, sie einer Umweltverträglichkeitsprüfung zu unterziehen.
In der lebendigen Diskussion wurde gefragt, warum der BUND gegen eine neue Hochspannungsleitung von Nord- nach Süddeutschland sei? Der Strom aus den Windparks müsse doch in den Süden. Werner Neumann widersprach: sinnvoller sei ein zelllulärer Ansatz statt des bisherigen zentralistischen Versorgungssystems. Das sei nicht nur kostengünstiger, sondern auch sicherer. Das habe auch der VDE – Verband der Elektrotechnik in einer Studie gerade nachgewiesen – allerdings ohne zu erwähnen, dass die Idee vom BUND stammt. Solche Studien würden im Unterschied zu anderen, industrienahen, nicht von der Bundesregierung gefördert.
Der BUND fordert, Braunkohle bis 2025 und Steinkohle bis 2030 zu beenden. Neumann wies auf die Aktion „rote Linie gegen Kohle!“ hin, die am 26. August beim Tagebau Hambach (NRW) stattfindet:
https://www.bund.net/service/termine/detail/event/klima-schuetzen-wald-retten-bagger-stoppen/
Fotos: Frank Leithäuser