feldmann caSerie: FRANKFURT UND DER NS, Frankfurt räumt endlich durch Ausstellungen im Historischen Museum mit der üblen Nazimitmache auf. Teil 4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – FRANKFURT Bevor die Ausstellungen direkt vorgestellt und interpretiert werden, ist wichtig, den gesellschaftspolitischen Stellenwert dieser Ausstellung für das heutige Frankfurt zu betonen. Natürlich hat es immer wieder Ausstellungen gegeben, die sich mit den Untaten des Nationalsozialismus in Frankfurt beschäftigt haben, insbesondere die schrecklichsten, die Deportation der jüdischen Stadtbevölkerung in die KZs und ihre Ermordung. Was aber fehlte, war eine grundlegende Untersuchung der Nazi-Struktur in der Stadt.

1burkhardneuEs begann mit dem Vorführen von vier Filmen, die Benedikt Burkard (links im Bild) ausgewählt und hier vorgestellt hatte, wovon der erste spektakulär ist: der Amateurfilm FRANKFURT, SEPTEMBER 1933, wo Touristen aus den USA auf einer Weltreise auch Frankfurt besuchen und ausgiebig filmen, was ihnen auffällt. Sensationell auch, weil es der erste Farbfilm über Frankfurt ist, also noch das alte Vorkriegs-Frankfurt in Farbe zeigt: die begeisterte Hitlerjugend, die Dippemess und das Rothschildhaus. Ein weiterer Film zeigt den BETRIEBSGRUPPENAUFMARSCH DER HEDDERNHEIMER KUPFERWERKE – VDM AM TAG DER ARBEIT 1937. Es war ja ein geschickter Schachzug der Nazis, den angestammten Kampftag der Arbeiterschaft, den 1. Mai, zum Feiertag zu machen und sich auf diese Weise, wie es der Parteiname, in dem Sozialismus auftaucht, ja ausdrückt, den Arbeitern andiente. Leider mit Erfolg.

Der dritte Film ist ein PRIVATFILM DER FAMILIE KIEFER 1939-1942, die in der Stadt zwei Schuhgeschäfte hatten und Familienfeiern u.a. aufnahm. Wie das Institut für Stadtgeschichte an diesen 15minuten Film, von dem in der Ausstellung vier Minuten gezeigt werden, herankam, ist abenteuerlich und einer längeren Erzählung wert. Der vierte Film zeigt in FRANKFURT-ON-MAIN APPRETUR, wie die US-Army in den letzten Märztagen 1945 Frankfurt einnimmt. Sehr interessant, auch dieser Film, der in der Ausstellung auf rund 3 Minuten zusammengeschnitten wurde.

Der Hausherr begrüßte dann um 13 Uhr die angewachsene Journalistenschar, führte in die Thematik der Ausstellung ein und verwies auf bisherige NS-Ausstellungen. OB Peter Feldmann setzte fort, was Jan Gerchow zur Statistik der Frankfurter Verwaltung vorgegeben hatte, daß nach der Machtergreifung nur 3 Prozent der Behördenmitarbeiter ausgetauscht, also entlassen wurden, was ja liberaler klingt als es war, weil die Wahrheit – und darüber sprach dann der OB – eine beschämende Wahrheit ist, daß nämlich schon seit Mitte-Ende der Zwanziger Jahre nationalsozialistisch Gesinnte in die Verwaltung eingedrungen waren. Darum ging das alles so schnell, mit der Entlassung von jüdischen Mitarbeitern oder offensiv gegen die Nazis aufgetretenen, wie der damals schon bekannte Maler Max Beckmann, der seit 1915 in Frankfurt lebte und im April 1933 fristlos aus seiner Professur an der Städelschule entlassen wurde; ihn haßten die Nazis wegen seiner weltläufigen Art ganz besonders und zeigten ihn in der späteren Ausstellung zur „Entarteten Kunst“ besonders häufig, was auch daran lag, daß dieser erfolgreiche Maler schon in vielen deutschen Museen hing, aus denen die Nazis sie entfernten.

Fortsetzung folgt

Fotos:
©Redaktion

Info:
Eintritt
Dauerausstellungen (HMF und Junges Museum): 8 Euro/ermäßigt 4 Euro
Wechselausstellungen (HMF): 10 Euro/ermäßigt 5 Euro
Alle Ausstellungen: 12 Euro/ermäßigt 6 Euro
Schneekugel: 3 Euro/ermäßigt 1,50 Euro