Frauentag 2024 3552Eine Revue zum Internationalen Frauentag

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Zum Beginn des Abends spielte die Stadtkapelle instrumental kurz den Song an: „Ich will keine Schokolade / ich will lieber einen Mann.“ Dann stürmten die Moderatorinnen Judith Span und Anette Gold-Fehl ihr Podium, eine trällerte den Refrain des Liedes, die andere giftete: „Als würdest Du für einen Mann auf Schokolade verzichten...“

Doch zuvor marschierten in der Stadthalle die Musiker, uniformiert mit schwarzen Hosen, weißen Hemden und roten Hosenträgern, auf die Bühne. Kontrastreich folgten die toll aufgebrezelten Musikerinnen in roten, glitzernden oder kühnen Mini-Kleidern und nahmen in den ersten Reihen Platz. Nicht nur zum internationalen Frauentag ist die Band stark weiblich besetzt.

Zunächst führte die Kapelle mit Erkennungsmelodien in allerlei TV-Sendungen, etwa mit dramatisch sattem Sound zu „Derrick“ oder locker flockig zur „Sportschau.“ Zwischendurch stritten die Komödiantinnen Span und Gold-Fehl über das Abnehmen und Fasten oder lästerten über die Männer. „Da kam mir neulich der Lukas Bachmann entgegen und sagte tatsächlich, er mache jetzt einen Schönheitsschlaf“, meinte eine. „So lange kann der aber gar nicht schlafen, wie der aussieht“, erwiderte die andere.

Nach ihrem frechen Beginn und der Forderung: „Steh doch zu deinen Rundungen!“, folgte instrumental „All About That Bass“, der radikale Frauensong gegen Magerwahn. Darin heißt es im englischen Original (hier übersetzt) unter anderem: „Und nein, ich werde keine Strichmännchen-Silikon-Barbie-Puppe sein. Shoo-wop, wop.“

Zum Tanzen in die Beine fuhr „You Can Leave Your Hat On“ von Joe Cocker. Danach kam bei den beiden Damen auch der Doktor ins Spiel, den eine von ihnen in der Kur kennengelernt hatte. Jörg Schlögl tauchte nun - als sporadischer dritter Conférencier - immer mal wieder an ihrem Tisch auf. Irgendwann düste er sogar ganz in Leder auf einem Moped in die Halle. Aber Judith Span hatte mit ihm bereits ein Date gehabt und stöhnte: „Ich dachte, was hat der für leuchtende Augen. Doch das war nur die Sonne, die durch sein dünnes Gehirn schien.“

Die Stadtkapelle spielte ihre, sehr gut arrangierten Songs aus der Popmusikgeschichte, im Wechsel mit den Slapsticks und Jokes der Conférencieusen. Instrumental interpretierte die Band in Medleys mal Songs von Herbert Grönemeyer oder Nena, mit deutlichen Unterschiedenen bei den einzelnen Melodien; es entstand kein musikalischer Einheitsbrei. Grönemeyer wurde mit Sprüchen angekündigt wie „Flugzeuge im Bauch hab‘ ich längst nicht mehr, dafür brauche ich schon ’ne Flasche Prosecco“ oder „Wo sind denn die Männer, die dreimal für mich um den Block fahren würden?“ Gold-Fehl stimmte häufig kurz die folgenden Songs an. Von Publikum wurden die dann meist enthusiastisch mitgeklatscht oder die Refrains lauthals mitgesungen. Am Schluss ertrotzte es sich mit Ovationen im Stehen noch einige Abba-Lieder als Zugabe.

Die komödiantischen Ansagen der beiden Frauen waren immer augenzwinkernd und theatralisch-distanziert. Es wurde kein Männer-beschimpfen-Show, die es in der Stadthalle zum Frauentag ja auch schon mal gab. Die Veranstaltung war ausverkauft, gleichmäßig von Männern und Frauen besucht, ebenfalls von jüngeren Menschen. 

Frauentag 2024 4706Die witzige, rhythmische, unterhaltsame Revue beendete Dirigent Lukas Bachmann mit den nachdenklichen Worten, dass es in der Welt viele Frauen gebe, die nicht so feiern oder gefeiert werden dürften: „Für die haben wir auch gespielt!“ 




Fotos:

Hanswerner Kruse