einheitsdenkmalDie Wanderausstellung zum Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig geht ab Mai 2024 auf Deutschlandreise. Erste Station die Stadt der Paulskirche Frankfurt am Main, Teil 6

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -In Leipzig entsteht ab 2025 auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ein nationales Freiheits- und Einheitsdenkmal, um die Erinnerung an die Friedliche Revolution vom Herbst 1989 in Gegenwart und Zukunft lebendig zu halten.

Eine Raumerweiterungshalle (REH), eine mobile Architektur, die die Ingenieure Helmut und Klaus Both in den 60er Jahren in Mecklenburg entwickelten, beherbergt in ihrem Inneren den künstlerischen Teil der Ausstellung. Hier porträtieren elf internationale Künstlerinnen anhand von Filmen Denkmäler und Erinnerungskultur in Leipzig und darüber hinaus. Denn das künftige Freiheits- und Einheitsdenkmal wird sich in eine Landschaft aus anderen Denkmälern und Erinnerungsorten einfügen und sie um neue Bedeutungen, Erzählweisen und Funktionen erweitern. Anhand von verschiedenen künstlerisch-politischen Leitplanken werden spannende Aspekte des Denkmalsprozesses aufgegriffen: Welche neuen Perspektiven auf die Geschichte kann ein Denkmal ermöglichen? Wen spricht es an und für wen spricht es? Welche Funktionen soll es in der Gegenwart erfüllen? Was wollen wir kommenden Generationen vermitteln? Wie verändern sich Denkmäler und ihre Betrachtung im Laufe der Zeit?


Ein Denkmal ist … greifbare Erinnerung
Siegbert Schefke und Aram Radomski, Filmaufnahmen von der Montagsdemonstration am 09.10.1989 in Leipzig

In Leipzig demonstrierten am 9. Oktober 1989 rund 70.000 Menschen gegen die Politik des DDR-Regimes. Sie gingen auf die Straße, obwohl mehr als 4.500 bewaffnete Polizisten, Soldaten und Kampfgruppenmitglieder bereitstanden und nicht klar war, ob ein Schießbefehl gegeben wird. Siegbert Schefke und Aram Radomski filmten die Demonstration heimlich vom Turm der Reformierten Kirche am Tröndlinring und sorgten dafür, dass die Aufnahmen nach West-Berlin gelangten, wo sie über die Fernsehsender in alle Welt und auch in viele DDR-Haushalte kamen. Das motivierte viele Menschen, sich der friedlichen Protestbewegung anzuschließen.


Ein Denkmal ist … Verhandlungssache
Jens Franke, „Gut Ding will Weile haben”


Jens Franke macht in seiner filmischen und fotografischen Arbeit Ideen und Prozesse sichtbar, die unserer gestalteten und gebauten Umgebung zu Grunde liegen. Dafür arbeitet er häufig mit Architekt*innen und Forscher*innen zusammen. Durch Gespräche und Betrachtungen von Archivmaterial spürte Franke für diese Ausstellung gemeinsam mit den Kurator*innen der Entstehung der drei Denkmäler auf dem Nikolaikirchhof nach. Er lenkt den Blick aber immer wieder auch auf die Räume, die durch die Beziehungen zwischen den Denkmälern, ihren Besucher*innen und ihrer Umgebung heute entstehen.


Ein Denkmal ist … eine Einladung
Daniel Theiler und Angelika Waniek „Feel the Weight“


Die Künstler*innen Daniel Theiler und Angelika Waniek fragen mit ihrer Arbeit Feel the Weight nach der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen einem Denkmal und den Menschen, die es anspricht. Die Säule auf dem Nikolaikirchhof wird ihre Wirkung als Denkmal erst dann entfalten, wenn wir sie als Aufforderung verstehen, selbst für Freiheit und Demokratie einzustehen. Die Performer*innen – Leipziger Bürger*innen aus verschiedenen Generationen – spüren mit ihren eigenen Körpern dem Gewicht der Verantwortung für Werte wie Freiheit, Frieden und Demokratie nach, die von der Erinnerung an die Proteste im Herbst 1989 ausgeht.


Constanza Carvajal, Daniel Theiler und Angelika Waniek „Von hier an“

Freiheit muss immer verhandelt, erkämpft und verteidigt werden und ist auf gesellschaftliche Sichtbarkeit und Solidarität angewiesen. Zentral für die Gemeinschaftsarbeit von Constanza Carvajal, Daniel Theiler und Angelika Waniek ist die Baseballkappe, die ursprünglich aus dem Sport kommt und die Zugehörigkeit zu einem Team symbolisiert. Heute ist sie vor allem ein modisches Accessoire und Träger für Botschaften aus Werbung und Politik. Die "Freedom Cap" der Künstler*innen nutzt diese Ausdrucksform kapitalistischen Marketings und setzt sie im Sinne der Freiheit ein: Sie trägt die Aufschrift „Danke, dass Du mich siehst. Schön Dich zu sehen. Küsschen, Freiheit“. In ihrem Inneren sind Handlungsanweisungen versteckt, die nur von den Träger*innen gelesen werden können und diese dazu ermutigen sollen, den Begriff „Freiheit“ selbst zu befragen und im Zusammenleben mit anderen wirksam zu machen. Das Einnähen der Handlungsanweisungen in die Innenseite verleiht ihnen etwas Geheimes und verweist auf konspirative Aktivitäten, die dann in gezielten öffentlichen Aktionen ihren Ausdruck finden. So rücken anstelle eines abstrakten Freiheitsbegriffes die Menschen unserer Gesellschaft ins Zentrum von Erinnerungskultur und eine kollektive, facettenreiche Verkörperung wird als Alternative zu einem ortsgebundenen Denkmal präsentiert.


Ein Denkmal … lebt länger, als es steht.
Anna Jermolaewa „Monument to a Destroyed Monument“; „Leninopad” [Film], 2016

In der Folge des Euromaidans 2013-2014 wurden hunderte Lenin-Statuen in der Ukraine gestürzt oder abgebaut – zunächst in spontanen Protestaktionen, dann als Resultat einer neuen Gesetzgebung vom Frühjahr 2015. Die Künstlerin Anna Jermolaewa begab sich 2015 auf die Suche nach den Überresten der Skulpturen. Sie fragte Anwohner*innen und Passant*innen, ob sie wissen, was mit den Denkmälern passiert ist und was sie von ihrem oft plötzlichen Verschwinden halten.


Ein Denkmal ist … Projektionsfläche
Clara Winter, „I am yours (Ich bin dein)“ 2023


In dieser Neuproduktion tritt Clara Winter als Erzengel Michael auf, der sich auf das Völkerschlachtdenkmal zu- und hineinbewegt. Von klagenden Rufen, dem „Mourning“ (engl. für trauern), verändern sich die Geräusche zum „Moaning“ (engl. für Stöhnen). Dabei verweben sich viele Themen, die das Denkmal umspannen und auf die die Utensilien des Films hinweisen, so u. a. die Hingabe, die im Monument mit der Statue der Opferbereitschaft symbolisiert und als nationale Tugend heraufbeschworen wird, und die Überwältigung durch die massive Architektur des Bauwerks. Aber auch der Tourismus und das Spektakel, die unsere Begegnung mit diesem Ort heute prägen.


Ein Denkmal ist … lebendig
Alina Schmuch, 2023


Die Künstlerin Alina Schmuch beobachtet in Filmen und Fotografien das Verhältnis von Menschen mit ihrer gebauten Umgebung. Wasser als eine Art Speichermedium und die Anstrengung, die natürliche Ressource in kontrollierte Leitungen zu lenken, sind Schwerpunkte ihrer Arbeit. In dem fotografischen Projekt Interior Spaces arbeitet sie beispielsweise mit Bildern von den netzartigen Wasserinfrastrukturen im Ruhrgebiet und untersucht das Verhältnis von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit der Wasserwege. Der Film, den sie für diese Ausstellung in Kooperation mit dem kuratorischen Team entwickelt hat, nähert sich den Wasserlandschaften des Leipziger Südraums aus verschiedenen Perspektiven. Auf der Suche nach Spuren der wechselvollen Geschichte der Landschaft wird diese in zahlreichen Details portraitiert und mit Aufnahmen von Publikationen, Fotografien und Archivalien aus dem Kontext der Umweltbibliotheken montiert.


Ein Denkmal ist … Aufarbeitung
Isa Rosenberger, „Ein Denkmal für das Frauenzentrum (The Making Of)“, 2005


Als Isa Rosenberger im Jahr 2005 nach Wolfen kam, fand sie einen leeren Sockel vor. Die Plastik „Die Chemiearbeiterin“, die jahrzehntelang vor dem ehemaligen Verwaltungsgebäude der Filmfabrik Wolfen gestanden hatte, war verschwunden. Für Rosenberger symbolisierte die Leerstelle, die durch den Abbau des Denkmals für die Arbeiter*innen der stillgelegten Filmfabrik entstanden war, auch den Verlust von Zugehörigkeit nach dem Wegfall sozialistischer Gesellschaftsideale und dem Verlust von Arbeitsplätzen.

In ihrem Film „Ein Denkmal für das Frauenzentrum (The Making Of)“ zeigt Isa Rosenberger, wie das Errichten eines Denkmals zu einem kollektiven Prozess der (Selbst-)Ermächtigung wird. Der Film dokumentiert, wie eine Gruppe von Frauen gemeinsam ein Denkmal entwirft, das an die demontierte Filmfabrik in Wolfen und die verlorenen Arbeitsplätze der Frauen erinnern soll. Es soll auch die Bedeutung des lokalen Frauenzentrums als Ort des gemeinsamen Umgangs mit den Problemen der Zeit nach der Friedlichen Revolution herausstellen.


Ein Denkmal ist … (stetige) Auseinandersetzung
Susanne Kim, „Aufbau”, 2006

Mehr als 30 Jahre lang hatte das bronzene Relief namens „Aufbruch" seinen Platz an der Front des Hauptgebäudes der Leipziger Universität. Es war auch unter dem Namen "Karl-Marx-Relief" bekannt. Der Film von Susanne Kim dokumentiert den Abbau dieses Denkmals auf dem Leipziger Augustusplatz im Jahr 2006.


Künstler*innen im Überblick

Constanza Carvajal ist eine in Berlin lebende Künstlerin. Ihre Praxis bewegt sich an der Schnittstelle von bildender Kunst, kultureller Produktion und sozialem Design. Seit 2013 ist sie aktives Mitglied des chilenischen Kunstkollektivs Mil M2. Seit 2021 arbeitet sie mit der Initiative Da Sind Wir* zusammen, die sich mit der Rolle und Sichtbarkeit von Frauen* im öffentlichen Raum beschäftigt. www.constanzacarvajal.com

Jens Franke macht in seiner filmischen und fotografischen Arbeit Ideen und Prozesse sichtbar, die unserer gestalteten und gebauten Umgebung zu Grunde liegen. Dafür arbeitet er häufig mit Architekt*innen und Forscher*innen zusammen. Durch Gespräche und Betrachtungen von Archivmaterial spürte Franke für diese Ausstellung gemeinsam mit den Kurator*innen der Entstehung der drei Denkmäler auf dem Nikolaikirchhof nach. Er lenkt den Blick aber immer wieder auch auf die Räume, die durch die Beziehungen zwischen den Denkmälern, ihren Besucher*innen und ihrer Umgebung heute entstehen. Jens Franke hat an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg studiert und lebt in Berlin. http://jens-franke.com/

Anna Jermolaewa wurde in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, geboren und kam 1989 nach Wien, wo sie als Mitglied der russischen Oppositionspartei Democratic Union und Mitherausgeberin der Zeitschrift Demokratische Opposition politisches Asyl erhielt. Sie studierte dort Kunstgeschichte an der Universität Wien und Kunst an der Akademie der bildenden Künste. Jermolaewas künstlerische Medien umfassen Video, Installation, Malerei, Performance, Fotografie und Skulptur. Ausgangspunkt für ihre Arbeit sind Beobachtungen und Erlebnisse, die sie auf die ihnen zugrunde liegenden Lebensbedingungen und Machtstrukturen hin untersucht. 2024 wird sie den österreichischen Pavillon der 60. Biennale di Venezia konzipieren. http://www.jermolaewa.com/

Susanne Kim (geb. Schulz) wurde in Dresden geboren und studierte Journalistik sowie Politikwissenschaften in Leipzig. Zusätzlich besuchte sie das European Film College in Dänemark. Ihre künstlerischen Werke, darunter Film, Fotografie und Texte, zeichnen sich durch das Sammeln und Archivieren von Ereignissen, Stimmungen und Begegnungen aus. Sie schafft eine Ansammlung von Momentaufnahmen, die in Dokumentationen münden, mit teilweise fiktionalen Elementen. Ihre Karriere als Filmemacherin begann mit dem Kurzdokumentarfilm „Zusammengebacken“ (2003), gefolgt von weiteren Arbeiten wie "White Box" (2010) und "Trockenschwimmen" (2016). Ihr Projekt „Meine Wunderkammern“ (2019) beschäftigt sich mit Kindern, die sich den Anforderungen der modernen Leistungsgesellschaft entziehen. Der Film wurde auf internationalen Filmfestivals gezeigt und kam 2021 in die Kinos.
https://www.instagram.com/sukimfilm

Aram Radomski (*19. Februar 1963 in Neubrandenburg) ist ein deutscher Fotograf und Designer. Er gehörte zur Opposition in der DDR und war dort politischer Häftling. Bekannt wurde er dadurch, dass er während der Friedlichen Revolution von der entscheidenden Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig gemeinsam mit Siegbert Schefke heimlich Filmaufnahmen machte, die von bundesdeutschen Medien ausgestrahlt wurden und damit auch die Bevölkerung der DDR erreichten. https://www.krop.com/aramradomski/profile/

Isa Rosenberger ist eine in Wien lebende Künstlerin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien und der Jan van Eyck Akademie in Maastricht studierte. Sie lehrt als Senior Lecturer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre recherchebasierte künstlerische Praxis beleuchtet alternative Lesarten von Geschichte und enthüllt stumme, unterdrückte, verlorene oder vergessene Geschichten. Mit einem feministischen Blick reflektiert sie generationenübergreifende Wissensformen, persönliche Geschichten und Diskurse, die große geographische Distanzen und Zeiten überspannen. Rosenberger verknüpft unterschiedliche Kontexte, persönliche Erfahrungen und makropolitische Strukturen, um scheinbar getrennte Ereignisse in unserer Gegenwart zu aktivieren und in nachvollziehbare Zusammenhänge zu bringen. http://www.isarosenberger.net

Siegbert Schefke (*21. Februar 1959 in Eberswalde) ist ein deutscher Bürgerrechtler und Journalist. Er war 1986 Mitgründer der oppositionellen Umweltbibliothek in der Ost-Berliner Zionsgemeinde. Bekannt wurde er dadurch, dass er während der Friedlichen Revolution von der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig heimlich Filmaufnahmen machte, die er den Medien im Westen zuspielte. https://siegbert-schefke.de/

Ausgehend von der Fotografie und ihrer Erweiterung im Medium Film entwickelt Alina Schmuch (*1987) Künstlerbücher und Videoinstallationen. Dabei wirft sie die Frage auf, welchen Einfluss die Kamera auf die Realität nimmt und welche Realitäten durch sie sichtbar werden. Fotografie und Film fungieren bei ihr als investigatives Medium, das ästhetische Untersuchungen von visuellen und verbalen Strukturen ermöglicht.
Alina Schmuch studierte Medienkunst an der HfG Karlsruhe und war Teil des postgraduierten Programms der Jan van Eyck Academie in Maastricht. Ihre Arbeiten wurden in Ausstellungen, Screenings oder Vorträgen unter anderem im Künstlerhaus Bremen (2018), im ZKM Karlsruhe (2018), im Museum für Photographie Braunschweig (2018) und im Museum Folkwang Essen (2017) sowie international u. a. im Schaulager Basel (2020), im MAK-Center Los Angeles (2017) oder (zusammen mit Forensic Architecture) bei der 15. Architektur Biennale (2016) gezeigt. Im Jahr 2021 erhielt sie den 27. Videokunst Förderpreis Bremen und das Stipendium Junge Szene der Kunststiftung NRW. http://alinaschmuch.de/

Daniel Theiler ist ein deutsch-türkischer bildender Künstler, Filmemacher und Architekt. Seine konzeptionelle und ortsspezifische Kunst untersucht Räume und ihre Einbettung in historische und kulturelle Kontexte. Theiler beschäftigt sich insbesondere mit den Themen Rekonstruktion und Vision, Status und Inklusion. http://www.danieltheiler.de

Angelika Waniek ist Performerin und lebt in Leipzig. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Wissens- und Erfahrungstransfer und legt damit Potentiale von gemeinsamem Handeln frei. Ihre künstlerische Arbeit ist geprägt von einem Interesse an politischen Perspektiven auf performative und visuelle Praktiken. Im Moment forscht sie zu performativen Formaten der Aufzeichnung und Bewahrung. www.simplepresent.de

Clara Winter studierte Videokunst an der Kunsthochschule Kassel und wurde Meisterschüler*in von Bjørn Melhus. Seit 2014 arbeiten Clara Winter und Miiel Ferráez regelmäßig zusammen. Gemeinsam erhielten sie einen Master in Fine Arts am Dutch Art Institute in Arnhem, Niederlande. Im Jahr 2019 gewannen sie den deutschen Kurzfilmpreis in der Kategorie Experimentalfilm. Ihre unterschiedlichen Herangehensweisen an das Filmemachen sowie ihr Hintergrund haben dazu beigetragen, eine Praxis der performativen Dokumentation zu entwickeln, bei der die Filmemacher*innen während des Filmens eine Figur »bewohnen«. https://clarawinter.de/

Isa Rosenberger ist eine in Wien lebende Künstlerin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien und der Jan van Eyck Akademie in Maastricht studierte. Sie lehrt als Senior Lecturer an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre recherchebasierte künstlerische Praxis beleuchtet alternative Lesarten von Geschichte und enthüllt stumme, unterdrückte, verlorene oder vergessene Geschichten. Mit einem feministischen Blick reflektiert sie generationenübergreifende Wissensformen, persönliche Geschichten und Diskurse, die große geographische Distanzen und Zeiten überspannen. Rosenberger verknüpft unterschiedliche Kontexte, persönliche Erfahrungen und makropolitische Strukturen, um scheinbar getrennte Ereignisse in unserer Gegenwart zu aktivieren und in nachvollziehbare Zusammenhänge zu bringen. http://www.isarosenberger.net/


Die Kurator*innen

Marlene Oeken (*1989 in Leipzig) arbeitet an räumlichen Konstellationen und hat einen Hintergrund in Produkt- und Ausstellungsdesign. Seit 2018 ist sie in Berlin ansässig.
Marlene Oeken arbeitet an Ausstellungen und Interieurs gemeinsam mit Künstler*innen und Institutionen (u.a. Haegue Yang, Nino Bulling/ Documenta 15, Kunstverein München, Kunstverein Leipzig, Dommuseum Hildesheim) und forscht in den Bereichen Ausstellungsgeschichte und Materialkultur. Gemeinsam mit Axel Kufus und Nicolas Rauch war sie für die Innengestaltung der Kunsthalle Praha verantwortlich, die 2022 eröffnete. Seit 2022 verbindet sie eine kontinuierliche Kooperation mit Martha Schwindling. Neben Ausstellungsgestaltungen für das HKW (Haus der Kulturen der Welt) und den Kunstverein München arbeiten die beiden Designerinnen an Fragen der Denkmalkultur in Forschung, Vermittlung und Ausstellungsformaten.

Martha Schwindling ist Designerin und Kuratorin. Nach ihrem Abschluss an der HfG Karlsruhe, wo sie neben ihrem Hauptfach Produktdesign auch Kommunikationsdesign, Medienkunst und Kunstwissenschaft studiert hat, gründete sie 2014 ihr Studio in Berlin.
Derzeit nimmt sie am berufsbegleitenden Masterstudiengang "Kulturen des Kuratorischen" an der HGB Leipzig teil. Sie gestaltet Ausstellungen für Kulturinstitutionen wie das HKW Berlin und das ZKM Karlsruhe sowie Produkte für Designunternehmen wie Kvadrat und Schönbuch. Als Forscherin und Kuratorin hat sie an Ausstellungen und Publikationen für die Stiftung Bauhaus Dessau und die Europäische Kulturhauptstadt Matera 2019 mitgearbeitet.
Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf Projekten, die die Hintergründe und Resonanzen von Design, Architektur und materieller Kultur untersuchen. Ihr besonderes Interesse gilt der transdisziplinären Zusammenarbeit mit Forscher*innen, Künstler*innen und Expert*innen des Alltags. Seit 2022 arbeitet Martha Schwindling regelmäßig mit Marlene Oeken zusammen. Neben Ausstellungsgestaltungen entstehen dabei kuratorische Projekte und Vermittlungsformate.

Tuan Do Duc ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Stiftung Bauhaus Dessau und leitet das Bauhaus Residenz Programm. Er studierte Medientechnik und Kultur- und Medienwissenschaften in Leipzig, Merseburg sowie Istanbul. Nach den Studien absolvierte er ein Volontariat an der Akademie der Künste Berlin (KUNSTWELTEN – Kulturelle Vermittlung). An der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig war er von 2020 bis 2022 als Kurator und kuratorische Assistenz an der Konzeption und Organisation von Einzel- und Gruppenausstellungen beteiligt (u. a. Sung Tieu: Multiboy, 2021; Appointment X, 2021; Jota Mombaça: Voices, Voices…Inexplicable Machinery!, 2022; The Broken Pitcher, 2022).
Als freier Kurator und aktives Mitglied im KV — Verein für Zeitgenössische Kunst Leipzig e.V. arbeitet er an verschiedenen Programmreihen und Ausstellungen (u. a. No to the Habit – The Habit Not To. Befragungen des Kollektiven, 2022; On Singularities and Common Grounds, 2023) mit. Zuletzt nahm er an dem postgraduierten Programm Kulturen des Kuratorischen an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig teil, in dessen Rahmen er an Projekten wie Erfrischungsraum 2 auf dem OSTEN Festival 2022 in Bitterfeld und Fermentieren: Perspektiven auf „Osten“, 2022/2023 im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig mitwirkte. Zu seinen Forschungsinteressen gehören neben den Gesten des Kuratorischen, transkulturelle und transdisziplinäre Ansätze sowie partizipative und kollaborative Praxen in der (zeitgenössischen) Kunst.

Foto:
©Einheitsdenkmal 

Fotos: