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Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Fahrradhaus Frischauf. Um den Mitgliedern des Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität günstige, oftmals gebrauchte Fahrräder anzubieten, gründete der Verbund zahlreiche genossenschaftlich organisierte Fahrradhäuser. Die Ausgangsbasis dafür bildete eine bereits seit Ende der 1890er Jahre in Berlin bestehende Einkaufsgenossenschaft für Fahrräder und Zubehör, die 1906 den Namen Fahrradhaus Frischauf erhielt. Anfang 1911 zog man in das in Offenbach am Main neuerbaute Bundeshaus und besaß nur drei Jahre später bereits 28 Filialen und 60 Verkaufsstellen.
Im Jahr 1922 wurde dann in der Sprendlinger Landstraße 220–224 mit der Produktion eigener, kostengünstiger Damen- und Herrenfahrräder sowie Fahrradzubehör begonnen. Wegen der steigenden Nachfrage musste die Produktionsstätte in Offenbach ständig erweitert werden, sodass ab 1927 in fünf Fertigungshallen bereits 20.000 Räder, und ab 1928 sogar 50.000 Räder pro Jahr hergestellt werden konnten.
Drei Jahre nach der 1933 erfolgten Beschlagnahme und Enteignung durch die Nazis wurde das Fahrradhaus Frischauf vom Unternehmer Hugo Mayweg erworben und unter dem Firmennamen Mayweg Werk Frischauf weitergeführt. 1938 entstand daraus die REXMaschinenbaugesellschaft mbH, die nun Rüstungsgüter herstellte. 1949 konnte das Fahrradhaus Frischauf den Betrieb zwar erneut aufnehmen, musste ihn aber wegen der übergroßen Konkurrenz auf dem deutschen Fahrradmarkt und permanenter Kapitalschwäche 1955 endgültig einstellen. Seit 2016 werden in Frankfurt am Main unter dem Markenamen Frischauf wieder Fahrräder gebaut, die mit dem ursprünglichen Unternehmen jedoch nichts zu tun haben.
Design-Fahrräder für alle?
Seit den 1970er Jahren brachten Umweltschutzbestrebungen und ein verändertes Problembewusstsein ein Umdenken und eine Renaissance des Fahrrads als Fortbewegungsmittel mit sich. Die durch den Deutschen Sportbund (DSB) ausgelöste Trimm-Dich-Bewegung, die Öko-Bewegung im Kampf gegen die durch Industrialisierung und Urbanisierung verursachte Verschmutzung von Wasser, Boden und Luft sowie der zunehmende Verkehrsinfarkt in den Innenstädten trugen zur Wiederentdeckung des Fahrrades als alternatives Verkehrsmittel bei. Das Fahrrad avancierte zum Lifestyle-Produkt und mithin stiegen das Interesse und der Spaß an gut gestalteten und maßangefertigten Sporträdern. Bald wurden für das verbreitete Alltagsfahrzeug spezifische Merkmale, Funktionen und Designs interessant, was dazu führte, dass das Angebot an Fahrrädern sich zunehmend ausdifferenzierte. Carbonfaserverstärkter Kunststoff, Aluminium und Magnesium – oft im Mix mit traditionellen Herstellungsweisen – wurden für Innovationen in Design, Verarbeitung und Funktionalität genutzt.
So wurde in den letzten 60 Jahren durch verschiedene Ansätze und Ideen im produktiven, handwerklichen und technischen, aber eben auch im gestalterischen Bereich das Fahrrad neudefiniert. Wenngleich innovative Designs und Materialien inzwischen auch massentaugliche Modelle prägen, bestimmen nach wie vor Qualitätsunterschiede und Marketingstrategien die Preisgestaltung.
Die Ausstellung Der eigene Antrieb. Feine Fahrräder ist eine Kooperation des Museum Angewandte Kunst mit dem Deutschen Fahrradmuseum, Bad Brückenau und der Neuen Sammlung, München.
Fortsetzung folgt
Fotos:
Straßenrennrad, 1989 Entwurf: Togashi Engineering Hersteller: Togashi Engineering Ltd., Japan Rahmen: Karbon Monocoque Schaltung: 14-Gang-Kettenschaltung Suntour Superb Pro Laufräder: vorne 26 Zoll, hinten 27 Zoll, Scheibenräder Gewicht: 12 kg © Sammlung Reiner Balke
Info:
Ort
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt am Main
Information
T +49 69 212 31286
F +49 69 212 30703
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www.museumangewandtekunst.de
Öffnungszeiten
Mo geschlossen, Di, Do–So 10–18 Uhr, Mi 10–20 Uhr
Eintritt
12 Euro, ermäßigt 6 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Studierende der Goethe-Universität Frankfurt, der Städelschule
und der HfG Offenbach frei