Ina Hartwig Martin Sonntag Leo von Bülow Quirk Till Kaposty Bliss Copyright Stadt Frankfurt Andreas Varnhorngeht als Dauerleihgabe an das Museum für Komische Kunst nach Frankfurt

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Pünktlich zu Loriots 102. Geburtstag ist die Sensation perfekt: Der vollständige künstlerische Nachlass des berühmten Vicco von Bülow, alias Loriot, geht als Dauerleihgabe an das Caricatura Museum Frankfurt. Das Museum für Komische Kunst hatte bereits 2023/2024 zum 100. Geburtstag Loriots die offizielle Jubiläumsausstellung präsentiert. Nun verkündete Kulturdezernentin Ina Hartwig zusammen mit Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museums, einen echten Coup für das Museum und die Stadt Frankfurt am Main: Loriots künstlerisches Erbe findet zukünftig seine Heimat am Main im Museum für Komische Kunst am Weckmarkt.



Ina Hartwig Copyright Stadt Frankfurt Andreas VarnhornVertrauensbeweis der Familie von Bülow für Frankfurt

Ina Hartwig sagte: „Ich freue mich sehr über diese schöne Entwicklung. Es geht hier wirklich um einen kulturellen Schatz. Wir sind uns darüber im Klaren, welches Vertrauen uns die Familie von Bülow entgegenbringt. Dafür bedanke ich mich ausdrücklich. Dieses große Vertrauen geht für uns zugleich mit einer großen Verantwortung einher.“

Martin Sonntag sagte: „Die Übergabe des Nachlasses ist eine große Ehre für das Caricatura Museum und für die Stadt Frankfurt. Die Neue Frankfurter Schule und Loriot waren und sind inhaltlich nicht weit voneinander entfernt. Dass sie nun hier zusammengeführt werden, ist ein Glücksfall.“

Seit dem Tod des Künstlers 2011 wurde der Nachlass im Studio und in der Villa der Familie von Bülow auf dem Anwesen in Ammerland am Starnberger See bewahrt. Hier hatte Loriot mit seiner Frau Rose-Marie gelebt und gearbeitet. Zuletzt bewohnte die jüngste Tochter Loriots, Susanne von Bülow, einige Jahre das Studio des Vaters und verwaltete Anwesen und Nachlass bis zu ihrem Tod im Januar 2025. Schließlich entschied sich die Erbengemeinschaft dafür, den künstlerischen Nachlass professionell verwahren zu lassen und die Wahl fiel auf Frankfurt als Hochburg der Komischen Kunst und das Caricatura Museum. Bereits in den Sommermonaten erfolgte die Sichtung durch Museumsleiter Martin Sonntag und Sammlungsleiter Thomas Kronenberg in Ammerland.


Leo von Bülow Quirk Copyright Stadt Frankfurt VarnhornNachlass wurde Stück für Stück nach Frankfurt gebracht

In enger Abstimmung mit der Familie und Till Kaposty-Bliss, dem neuen Geschäftsführer des Studio Loriot, wurde der künstlerische Nachlass dann nach und nach in das Archiv des Museums verbracht. Darunter: Originalzeichnungen, seine legendäre Langspielplattensammlung und Bühnenmodelle seines Opernschaffens. Auch persönliche Gegenstände wie seine Pfeifensammlung, eine Kiste mit rätselhaften Schlüsseln, sein Schreibtisch, an dem viele der berühmten Cartoons gezeichnet wurden, finden sich nun in Frankfurt wieder.

„Sie können sich ausmalen, mit welchem Respekt wir diesen Kulturschatz entgegengenommen haben“, erläutert Sonntag. „Loriot ist der wohl bedeutendste Künstler aus dem Bereich der Komik in Deutschland. Bis heute sind seine Zitate als geflügelte Worte in den Sprachgebrauch eingegangen, und was wäre Weihnachten ohne die Hoppenstedts? Bereits mit der Jubiläumsausstellung mit 130.000 Besuchern hat man uns großes Vertrauen entgegengebracht. Seitdem pflegen wir einen engen Kontakt mit der Familie und dem Studio Loriot.”


Weiterer Glücksfall: Auch das Studio Loriot zieht von Berlin nach Frankfurt

Dass die Entscheidung auf Frankfurt fiel, ist nicht nur dem Renommee des Caricatura Museums Frankfurt als über die Stadtgrenzen hinaus anerkanntes Haus der Komischen Kunst zu verdanken, sondern auch dem Know-how und persönlichen Engagement des Teams. „Das Vertrauen entstand über die gute Zusammenarbeit zur großen Jubiläumsausstellung und den intensiven Austausch nach deren Beendigung“, erläutert Till Kaposty-Bliss. „Als Co-Kurator der Schau habe ich das Museum während dieser Zeit mit all seinen Facetten kennen und schätzen gelernt. Als wir vor der schwierigen Frage standen, wohin mit dem Nachlass, war schnell klar: nach Frankfurt am Main ins Caricatura. Hier eröffnen wir nun auch das Studio Loriot, das bislang in Berlin angesiedelt war.“ Und Leo von Bülow-Quirk, Enkel Loriots und Sprecher der Familie, ergänzt: „Hier haben wir auch als Familie das Gefühl, dass sich die Werke und persönlichen Stücke wirklich in guten Händen befinden. Wir standen in den letzten Monaten in einem engen und guten Austausch und hatten schnell ein gutes Gefühl für eine Vergabe nach Frankfurt.“

Enge Verbindung zwischen Loriot und der Neuen Frankfurter Schule

Auch die persönliche Verbindung des Karikaturisten Loriot mit der Stadt Frankfurt spielte sicher eine Rolle bei der Wahl des Standortes. So hat Loriot das erste Titelbild des Satiremagazins „Pardon“ entworfen, das beim Bärmeier und Nikel Verlag in der Mainmetropole erschien, dem Verlag, der auch Loriots erste Bücher veröffentlichte. Hier hatten sich die Künstler der Neuen Frankfurter Schule zusammengefunden, eben jene Künstlergruppe, deren Werke den Grundstock der Sammlung des Museums am Weckmarkt bilden. Nun schließt sich ein Kreis, denn die Künstler der Neuen Frankfurter Schule und Loriot begegneten sich stets freundschaftlich und mit gegenseitiger Hochachtung. Bereits die Jubiläumsschau veranschaulichte diese Verbindung. 

Vertrauen geht mit Verpflichtung einher

Hartwig wies eindringlich auf Bedeutung und Strahlkraft für die Stadt Frankfurt hin. Aber auch auf die damit einhergehende Verpflichtung. Denn die Übergabe des Nachlasses ist mit der Verabredung einer dauerhaften Präsentation des Nachlasses verbunden. „Jetzt liegt es an uns, wie die Geschichte weitergeschrieben wird. Wir möchten gemeinsam ein Konzept entwickeln, das dem künstlerischen Erbe Loriots gerecht wird. Wann und in welcher Form der Nachlass in angemessener Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, soll in aller Ruhe und vor allem fundiert erarbeitet werden. Ich bin sicher, dass wir einen gemeinsamen Weg finden und unserem Ruf als Satirehauptstadt der Bundesrepublik gerecht werden. Schließlich präsentiert sich die Sammlung des Caricatura Museums nun mit diesem Nachlass und dem bisherigen Bestand nicht nur als bundesweit zentrale Sammlung der deutschen Satire der Nachkriegszeit, sie ist gleichzeitig bedeutsamer Zeuge deutscher Kultur- und Zeitgeschichte.“

Sonntag betonte: „Als Erstes gilt es nun allerdings, das Konvolut Loriots sachgerecht zu inventarisieren und somit eine Arbeitsgrundlage für weitere Schritte zu legen.“

Kaposty-Bliss sagte: „Das künstlerische, also das humoristische Erbe Loriots, ist natürlich viel zu wertvoll, um dauerhaft in einem Depot zu nisten. Deswegen ist die Übergabe des Nachlasses mit dem nachdrücklichen Wunsch der Familie von Bülow, auch von mir, verknüpft, in Frankfurt einen Ort zu schaffen, an dem sein Werk in Auszügen dauerhaft dem Publikum gezeigt werden kann.“

Von Bülow-Quirk ergänzte: „Wir stehen als Familie im engen Austausch mit dem Museum, und zusammen mit dem Studio Loriot haben wir ein Trio, in dem wir uns bisher sehr gut verständigen konnten. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und die Umsetzung der vielen Ideen für die Präsentation der Werke.“
 
Fotos

Freuen sich über das Geschenk zu Loriots 102. Geburstatg (v.l.): Ina Hartwig, Martin Sonntag, Leo von Bülow-Quirk und Till Kaposty-Bliss, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn


Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn


Martin Sonntag, Leiter des Caricatura Museum, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn


Leo von Bülow-Quirk, Sprecher der Familie von Bülow, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn


Till Kaposty-Bliss, Geschäftsführer Studio Loriot, Copyright: Stadt Frankfurt am Main, Foto: Andreas Varnhorn