Auszeichnung für herausragenden AuslandsjournalismusRedaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Vier außergewöhnliche Journalistinnen sind im Kaisersaal des Römer für ihre mutige Berichterstattung aus Krisengebieten und von internationalen Brennpunkten mit dem Werner-Holzer-Preis 2025 ausgezeichnet worden. Juliane Schäuble von der „Die Zeit“ hat den ersten Preis, Susanne Koelbl von „Der Spiegel“ und Katharina Willinger von der ARD haben gleichberechtigt den zweiten Preis erhalten; mit einem Sonderpreis wurde die verstorbene Christine Kensche von „Die Welt“ gewürdigt.
Die feierliche Preisverleihung, für die Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius die Festansprache hielt, fand am Freitag, 14. November, im Frankfurter Rathaus statt. Der Holzer-Preis würdigt exzellente Leistungen im Auslandsjournalismus und ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert.
In seiner Begrüßungsrede erinnerte Oberbürgermeister Mike Josef an Werner Holzer, den – auf den Tag genau vor neun Jahren verstorbenen – Namensgeber des Preises. Als Auslandskorrespondent und dann als langjähriger Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“ sei Holzer ein herausragender Kopf der Medienbranche und der Frankfurter Stadtgesellschaft gewesen. „Er hat Journalismus als eine moralische, aber nie moralisierende Aufgabe verstanden. Und er hat immer wieder betont, dass die Wahrheit schwer zu finden ist. Diese Einsicht klingt schlicht, ist aber das Fundament journalistischer Redlichkeit.“ Zu den Preisträgerinnen sagte Josef: „Wir kommen heute zusammen, um vier Journalistinnen zu ehren, die uns die Welt näherbringen, die uns helfen, sie kennenzulernen und zu verstehen. Sie tun das, indem sie genau hinschauen, nachfragen, zweifeln – und indem sie erzählen, was sie erfahren haben. Der Werner-Holzer-Preis steht für genau diesen Anspruch des Journalismus: im besten Sinne aufklärerisch zu wirken.“
Prof. Dr. Dr. Michel Friedman, Vorstandsvorsitzender des Werner-Holzer-Instituts, sagte in seinem Grußwort: „Die nächsten Jahre entscheiden über Freiheit und Frieden oder Autoritarismus und Krieg. Unsere Demokratie, die vom Wissen, vom Denken, von der Realität und Reflexion lebt, wird gerade massiv bedroht. Umso mehr müssen die Qualitätsmedien ihrer Verantwortung gerecht werden. Wir sind auf Auslandskorrespondenten so sehr angewiesen wie noch nie. Aus diesem Grund freuen wir uns heute, den Werner-Holzer-Preis für herausragenden Auslandsjournalismus an vier herausragende Journalistinnen verleihen zu dürfen.“
Philip Holzer, der Stifter des Preises, sagte: „Der Werner-Holzer-Preis für herausragenden Auslandsjournalismus wurde ins Leben gerufen, um die Werte und Ideale eines überragenden Korrespondenten zu wahren und Journalistinnen und Journalisten von heute zu ermutigen, niemals die Suche nach der Wahrheit aufzugeben. Gerade weil unsere Welt von Kriegen, Krisen und Konflikten erschüttert wird, braucht unsere auseinanderdriftende Gesellschaft fundierten, unabhängigen und kenntnisreichen Journalismus, den wir mit aller Macht zu stärken versuchen.“
Der Jury-Vorsitzende Thomas Kaspar sagte: „In der heutigen Zeit der Krisen und Desinformation sind Auslandskorrespondenten so wichtig wie nie. Sie sind unsere Augen und Ohren vor Ort und liefern uns Fakten und ihre unmittelbaren Einschätzungen ohne Umwege. Es ist mir eine besondere Freude, dass wir in diesem Jahr vier außergewöhnliche Frauen auszeichnen können, die mit ihrer kompromisslosen und couragierten Arbeit genau das verkörpern, was unabhängigen Journalismus ausmacht und wofür Werner Holzer stand.“
Den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis erhielt Juliane Schäuble, seit August 2025 US-Korrespondentin der „Zeit“ mit Sitz in Washington. Zuvor berichtete Schäuble für den „Tagesspiegel“ aus der US-Hauptstadt. Die Diplom-Politologin schreibt seit 2020 den Newsletter „Washington Weekly", ist Mitglied der White House Foreign Press Group und Co-Autorin des Buches „Guns n Rosé" über Trump-Wählerinnen. Die Jury würdigt Juliane Schäubles Blick auf Amerika, „der genau ist, scharf – und tief“. Seit ihrer Schul- und Studienzeit war sie immer wieder länger im Land, seit 2018 als Korrespondentin, und die profunde Kenntnis zeichnet alle ihre politischen Analysen und Reports aus. Gerade legte sie mit Annett Meiritz das Buch „Die Allianz der neuen Rechten“ vor – das entscheidende Buch, um einen transatlantischen Schulterschluss zu dokumentieren, der die Zukunft bestimmen könnte.
Die beiden mit jeweils mit 5000 Euro dotierten zweiten Preise gingen an Susanne Koelbl vom „Spiegel“ und ARD-Korrespondentin Katharina Willinger. Susanne Koelbl ist Auslandsreporterin des „Spiegel“. Sie berichtet aus Kriegs- und Krisenregionen wie dem Balkan, Zentralasien und dem Mittleren Osten, darunter Afghanistan, Iran, Nordkorea, Syrien und Saudi-Arabien. 2019 erschien ihr Buch „Zwölf Wochen in Riad“. Im Folgejahr veröffentlichte sie „Behind the Kingdom's Veil: Inside the New Saudi Arabia Under Crown Prince Mohammed bin Salman“. Die Jury würdigt Koelbl: „Ob Afghanistan oder Saudi-Arabien: Susanne Koelbl berichtet auch aus den Ländern, in denen Frauen keinen leichten Zugang zu Gesprächspartnern haben. Unerschrocken, hervorragend vernetzt und kenntnisreich ist sie stets am Puls der Zeit in den Kriegs- und Krisenregionen dieser Welt.“ Katharina Willinger berichtet seit 2017 mit großer Fachkenntnis aus der Türkei über einige der komplexesten Krisenregionen der Welt. Das Ressortgebiet des ARD-Studios Istanbul, das Willinger leitet, erstreckt sich von Griechenland über Zypern und die Türkei bis zum Iran. Willinger „überzeugt mit klaren Worten und Bildern in unklaren Situationen, mit sachlichen Einordnungen kaum zugänglicher Regionen“, heißt es in der Begründung der Jury.
Ein Sonderpreis ohne Dotierung wurde posthum an Christine Kensche von „Die Welt“ verliehen. Kensche war seit 2020 Reporterin in Israel und verstarb Anfang 2025. Sie war nach dem 7. Oktober eine der ersten Korrespondentinnen im Kibbuz Re'im, wo sie die unmittelbaren Spuren des Hamas-Massakers erlebte. Ihre exklusiven Recherchen zu Finanzströmen der Hamas und ein penibel recherchierter Report über die sexuelle Gewalt der Terroristen wurden von zahlreichen großen internationalen Medien zitiert. Den Preis nahmen ihre Angehörigen stellvertretend entgegen.
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