Preisträgerinnen 2025 links Juline Rodrigues da Conceicao rechts Seongbin Ma Foto Museum Wiesbaden Jürgen Rodelandsind Preisträgerinnen des Maria Sibylla Merian-Preises 2025 in Wiesbaden

Redaktion

Wiesbaden (Weltexpresso) - Maria Sibylla Merian-Preis 2025. Das Museum Wiesbaden und die Alfred-Weigle-Stiftung vergeben erstmals den mit insgesamt 15.000 € dotierten Merian-Preis an eine Künstlerin und eine Naturwissenschaftlerin In einer feierlichen Preisverleihung wurden am Dienstagabend die Südkoreanerin Seongbin Ma und die Brasilianerin Juline Rodrigues da Conceição mit dem Maria Sibylla Merian-Preis 2025 ausgezeichnet.

Mit jeweils 7.500 € können die beiden Preisträgerinnen ein eingereichtes Projekt verwirklichen.
Seongbin Ma ist Künstlerin und studiert an der Städel-Schule in Frankfurt.
Juline Rodrigues ist Naturwissenschaftlerin an der Universidade Federal do Espírito Santo und forscht über Mikroalgen.

Juline Rodrigues da Conceição, (Universidade Federal do Espírito Santo) *1990, Vitória/Brasilien Preisträgerin im Bereich Natur: Juline Rodrigues da Conceição: „Ich bin sehr glücklich, dass mein Buchprojekt von der Jury für den Preis ausgewählt wurde und freue mich schon, die Originalstücke von Merian zu sehen um ihre Arbeitsweise noch besser zu verstehen.“

Juline Rodrigues da Conceição erforscht an der Universidade Federal do Espírito Santo in Brasilien die Taxonomie und Ökologie von Mikroalgen. Ihr Fokus liegt dabei auf ihrer Biodiversität in aquatischen Lebensräumen und deren Bedeutung für den globalen Stoffkreislauf. Im Oktober 2025 konnte sie ihre Masterarbeit erfolgreich abschließen und wird in diesem Bereich ihren PhD beginnen. Für ihre Forschungen nutzt die Naturwissenschaftlerin auch die Mikrofotografie. Sie erstellt wissenschaftliche Illustrationen und verfolgt den Ansatz von „Data Art“, der versucht ökologische und Umweltdaten so zu visualisieren, dass aus Wissenschaft ästhetische Erzählungen werden. Diese Techniken werden auch Eingang in das ausgezeichnete Buchprojekt haben. Darüber hinaus engagiert sich Juline Rodrigues in sozialen Medien für das Thema Mikroalgen. In ihrem Podcast „Águas Urbanas“ und ihrem Instagram-Auftritt „MicroFlora“ dokumentiert und informiert sie über Gewässer im urbanen Raum und die Bedeutung von Phytoplankton auch im Bereich des Naturschutzes.

Prof. Foitzik Uni Mainz (Jurymitglied): “Wir gratulieren Juline Rodrigues da Conceição herzlich zu dieser Auszeichnung und freuen uns auf die Umsetzung ihres Projekts, das einen wertvollen Beitrag zur Vermittlung biologischer Forschung und zur Sichtbarkeit der Vielfalt der Mikroalgen leisten wird.“

Dr. Hannes Lerp (Leitung Naturhistorische Abteilung im Museum Wiesbaden): „Wir freuen uns darüber, nicht nur eine herausragende wissenschaftliche Arbeit auszuzeichnen, sondern auch ein Buchprojekt, das den Wissenstransfer in die Gesellschaft durch allgemein verständliche Texte und Illustrationen versucht. Dies war auch Maria Sibylla Merian sehr wichtig und ist maßgeblich für Merians heutige Bedeutung.“

Seongbin Ma (Städelschule Frankfurt), *1996, Gwangju/Südkorea Preisträgerin im Bereich Kunst:

Die in Südkorea geborene Künstlerin Seongbin Ma, Studentin der Frankfurter Hochschule der Bildende Künste - Städelschule, beschäftigt sich mit Räumen urbaner Zivilisation im Spannungsfeld zwischen Natur und urbaner Struktur und in diesem Kontext auch mit Transformationen von ehemaligen Industriegebieten. 2024 thematisierte sie in Lithografien und in einer Installation mit Naturmaterialien wie in Wolfen-Bitterfeld, einem einst bedeutenden Industriezentrum Deutschlands, verlassene und belastete Flächen langsam von der Natur zurückerobert werden. Im selben Jahr begann auch ihre Beobachtung von städtischen Räumen und insbesondere von Stadtmoos, dem Ritzen im Straßenbelag als Untergrund reichen. Die in verschiedenen Medien – von Zeichnungen über digitalen 3D-Rekonstruktionen bis zu Installationen mit Alltagsgegenständen - tätige Künstlerin Seongbin Ma fokussierte nun Moos als Miniaturwelt, um zu zeigen, dass „man sich so klein wie möglich machen und die Augen ganz nah heranbringen“ muss, um die ansonsten verborgene Lebewesen sehen zu können.

Beate Kemfert (Jurymitglied): „Mit dem Maria Sibylla Merian-Preis möchte Seongbin Ma ein städtisches Beobachtungstagebuch mit Zeichnungen und illustrativen Elementen als Publikation realisieren. Tagebuchartig plant sie das urbane Ökosystem als Verflechtung von menschlichen und nicht-menschlichen Existenzen, Materialien und Umwelten zu erforschen.“

Dr. Jörg Daur (Kustos moderne und zeitgenössische Kunst, Museum Wiesbaden): „Beobachten und Zeichnen als Methode des Verstehens eint Seongbin Ma mit Maria Sibylla Merian. Das Gespür und Interesse für das „Nicht-Gesehene“, oder das Noch-nicht-so-Gesehene ebenfalls.“ 

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