Eine Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen/ Rhön

 

Hanswerner Kruse

 

Schlüchtern (Weltexpresso) - „Willkommen in der Rhön“ heißt eine kleine Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen. Die ausgestellten Porträts von Flüchtlingen sind jedoch kein weiterer, gutgemeinter Beitrag zur Willkommenskultur, vielmehr machen sie uns mit Menschen vertraut, die hierher geflüchtet sind.

 

Die Abgelichteten schauen die Besucher direkt an, oft skeptisch und verhalten, aber auch mal glücklich und zufrieden. Die Gesichter und Blicke der einzelnen Männer oder Frauen, Alten oder Jungen erzählen von ihren Gefühlen und Erlebnissen. Dadurch nehmen sie Kontakt auf, treten in Beziehung zum Betrachter, machen ihn neugierig. Immer wieder sammeln sich Besuchertrauben um die kleinen Zettel mit den Kurzbiografien der Porträtierten neben den professionellen Fotos, die von Fred Ferschke und Albert Rein aufgenommen wurden.

 

Wen meinen wir eigentlich, wenn wir von Flüchtlingen sprechen?“, fragt Monika Ebertowski, die Leiterin der Kunststation, zur Begrüßung der zahlreichen Gäste der Vernissage. „Begriffe wie Flüchtlingswelle, Ansturm, Strom sowie die Zahlen mit den vielen Nullen lassen uns einzelne Menschen nicht mehr erkennen.“ Durch die Kooperation der beiden Fotografie-Studenten mit der Kunststation und der Übergangseinrichtung Michaelshof in der Rhön lösen sich nun einzelne syrische, eritreische oder pakistanische Menschen aus der Anonymität und werden uns vertrauter.

 

Im letzten Herbst haben sich Bewohner des Michaelshof aufnehmen lassen: „Wer wollte, konnte sein Gesicht zeigen“, sagt Ferschke. Ihm war die Wahrung der Würde der Porträtierten beim Shooting sehr wichtig: „Das letzte Bild für diese Ausstellung konnten sie selbst aussuchen.“ Viele der Abgelichteten und weitere Flüchtlinge sind zur Vernissage gekommen, stolz lassen sie sich mit ihren Porträts fotografieren oder sprechen mit den Besuchern. Viele von ihnen werden auch in den nächsten Wochen in der Schau zum Kennenlernen, Erzählen und Diskutieren präsent sein.

 

Wenn ich in die Gesichter sehe, muss ich mit den Tränen kämpfen“, meint eine Besucherin. „Das ist so eine gute Idee, uns diese Menschen nahe zu bringen“, meint ein anderer Gast - und fügt gleich hinzu, das könnte die Zeitung doch ebenfalls mal machen...

 

Die Atmosphäre der Vernissage ist ansonsten ziemlich fröhlich - asiatisches und afrikanisches Essen wird gereicht, Taoufik Bendi spielt auf einem Hang, einer Art Steel Drum, aufgedrehte Kinder wuseln herum, fremde Idiome und exotische Klingeltöne sind zu hören, dazwischen Hilders Bürgermeister Hubert Blum und Heimleiter Bernhard Bormann. Die Kunststation zeige internationale Kunst und empfange internationale Besucher, meint Ebertowski noch, die Schau sei ein Statement dafür, dies „ist ein offenes Haus für alle Kulturinteressierten, regional wie international!“ Und sie zeigt auch, das möchte man noch hinzufügen, die Kunst kann auch Einfluss auf das Leben nehmen.

 

FOTO:

Gerne lassen sich die Porträtierten neben ihren Bildern fotografieren, hier Netsanet aus Äthiopien © Hanswerner Kruse)

 

Info:

Ausstellung „Willkommen in der Rhön“, Kunststation Kleinsassen noch bis zum 3. April 2016, täglich außer montags von 13 bis 17 Uhr geöffnet