Bildschirmfoto 2021 10 15 um 00.19.25Die B3 Biennale des bewegten Bildes 2021 bis 24. Oktober zur Buchmessenzeit in Frankfurt, Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nicht unwichtig: das Geld. 300 000 Euro konnte das Hessische Ministerium aus dem Hochschulpakt freischaufeln. Und wichtig auch, was BEWEGTES BILD alles bedeutet. Natürlich Film, das war der erste Streich, Fernsehen, also TV, war der zweite, der dritte dann die Videos, die ja inzwischen jeder auf dem seinem Mobilen aufnehmen kann, als vierter Streich dann die Games genannten Spiele, die wir als Spielkonsolen kennenlernten und sich nun ausgewachsen haben zur Kunst.

Sie lernen dabei auch neue Begriffe kennen: NFT beispielsweise. Und wenn man weiß, was das bedeutet, dann weiß man im Zusammenhang mit diesen jungen Künstlern auch, warum das wichtig sit. NFT sind Non-Fungible Tocken, die man kaufen und verkaufen kann, hier für Videoclips oder digitale Kunstwerke, für die es Echtheits- und Eigentumszertifikate gibt, die also zwar im Internet aufzufinden sind, aber nicht kopiert oder anderweitig genutzt werden können, ohne dem Künstler einen Beitrag zu zahlen.

Um solche NFTs geht es im zweiten Raum im Untergeschoß, wo Igor Simic, ein erfolgreicher und bekannter serbischer Künstler seine Arbeiten vorstellt: hier sind Bäume zu sehen und Blätter, und an der Seite drei Bildschirme mit jeweils eigenem Programm. Dort laufen jeweils Matroschkas, soll heißen, diese russische Puppe, die sich in der Mitte öffnet und die nächste Puppe zeigt. Hier aber sind es nicht Puppen in Puppen, sondern aus einer Matroschka kommen die schrecklichsten Dinge, es geht Schlag auf Schlag. Und genau diese Videos sind auf NFT-Basis hier.

Im dritten Raum gibt es eine Menge grüner Birken, auch hier NFT-Filme, aber was dann wirklich die Augen auf sich zieht und nicht mehr losläßt, das ist ein Film, den Jonathan Monaghan gefertigt hat. Er arbeitet cross-medial, sagt die B3 Webseite, die ich gerade aufgerufen habe und unter den Kunstwerke das Bild vom Wolf angeklickt habe. Ja, sie sind Meister ihres Faches, diejenigen, die B3 auf mustergültige Weise digitalisiert haben. Sie finden dort wirklich alles und die Filme kann man ausleihen, sich also zu Hause ansehen. Für DEN OF WOLVES ist das wirklich ein Tip! Auf der Webseite steht: „Der Künstler Jonathan Monaghan arbeitet cross-medial, u.a. mit Druck, Skulpturen und animierten Videos. Er will außerweltliche Objekte und Narrative erschaffen. Historische Kunstwerke und Science Fiction dienen als Quellen für seine Werke. Unbewusste Ängste, die mit Technologie und Konsumwahn zu tun haben, sollen ans Licht kommen. Zu seinen Ausstellungsorten zählten das Sundance Film Festival, die Eremitage in Sankt Petersburg und das Palais de Tokyo in Paris. The New York Times und Vogue haben über ihn berichtet.“ Na, denn.

Sie sehen eine leere amerikanische Shoppingmall, die von innen nach außen guckt. Man beobachtet sprachlos ein Tier, dessen Knochen man sieht und dessen äußere Umrisse nur angedeutet sind vor den Glastüren draußen stehen. Es ist ein Wolf, den man sich als gescannt vorstellt. Er bewegt sich auf die Glastür zu, die sich automatisch öffnet und dann schnuppert er, also das Gerippe, erst an Orangen, glaube ich, auf jeden Fall Obst und nimmt dann einen Reichsapfel ins Maul? Das Zusehen ist das eine, daß ich richtig geschaut habe, zeigt der Text, wiederum von der Webseite, demnach die drei bizarren Wölfe eine neue, vielschichtige Mythologie weben und der Künstler dabei auf eine Referenzen zurückgreift. Die Videoinstallation folgt diesen Wölfen „durch eine Reihe von zunehmend surrealen Ladengeschäften, wo sie nach den Insignien eines Monarchen suchen. Die Installation, bestehend aus einer einzigen kontinuierlichen Kameraeinstellung, ist eine immersive, traumartige Reise, die Verbindungen zwischen Popkultur, institutioneller Autorität und technologischer Überabhängigkeit herstellt.“

Tja, das mit den Mythen habe ich nicht so richtig verstanden, denn an Rotkäppchen und der Wolf ist ja hier nicht zu denken. Dafür hatte ich ganz eigene Assoziationen. Hanns Heinz Ewers mit Alraune oder Alfred Kubin mit Die andere Seite verkörpern literarisch darin ein Genre, das man Phantastik nennt, eben nicht Fantasy, Enkel der Schwarzen Romantik,  bei uns derzeit auf den Hund gekommen, wobei wir zwar nicht beim Wolf, doch aber schon mal beim Hund gelandet sind. Mit diesem Hintergrund sehen Sie die Wölfe gleich ganz anders. Eben die andere, durchaus surreale Seite, aber in dem Wörtchen surreal steckt ja eben real, also Wirklichkeit drin..

Ohne meine literarische Referenz wäre ich nicht von alleine drauf gekommen, doch sind  schon die Bilder auf dem Schirm sehr beeindruckend, für sich ganz alleine. Das ist so ein Fall, wo das Bild eine Mächtigkeit erhält, daß die Sinnhaftigkeit gar nicht mehr eine so wichtige Rolle spielt. Schon dieses Wolfsgerippe in einem Lebensmittelgeschäft ist irre.

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Fotos:
©Redaktion

Info:
www.b3biennale.de