Jan Luis 2702Jan Luis Gottwald in der in der Kunststation Kleinsassen

Hanswerner Kruse 

Kleinsassen/Rhön  (Weltexpresso) - Im Rahmen der Frühjahrsausstellung „Wald. Wolf. Wildnis.“ präsentiert der junge Jan Luis Gottwald (28) seine eigenartig gestalteten Geschöpfe. Mit den langen krisseligen Haaren und seiner lebhaften Mimik schaut er ein wenig so aus, wie die von ihm geschaffenen Wesen.
Vor allem, wenn er im Gespräch selbst demonstriert, wie sie sich bewegen könnten. Seine Geschöpfe ähneln Echsen, Kröten oder Vögeln, aber sie sind keine realistischen Nachbildungen. Sie weisen eigenartige Proportionen auf und ihre Oberflächen wirken wie bewachsen. Ihre - wenn man so will - Häute oder Bälge bestehen aus Algen, Flechten, Moosen und anderen organischen Materialien, die er ebenfalls mit natürlichen Stoffen wie Latex oder Bienenwachs aufklebt.

Erstaunlicherweise wachsen aus den naturhaften Überzügen manchmal kleine Drahtstücke, eiserne Haken oder andere künstliche Objekte. Darauf angesprochen lacht der Künstler und meint, das sei doch eine „Neuschreibung der Natur: Ich gestalte Formen, die es noch nicht gibt, die aber in ferner Zukunft so hervorgebracht werden könnten.“ Seine natürlich wirkenden, aber immer geheimnisvoll anmutenden Kreaturen, ermuntern die Leute ganz nah heranzutreten, genauer hinzusehen, die eigenartigen Oberflächen gleichsam mit den Augen zu betasten. Dadurch kann man seine sanfte, poetische Auseinandersetzung mit der Natur in unserer Welt nachvollziehen. Ohne erhobenen Zeigefinger kreiert der Künstler mit den gefundenen und gestalteten Materialien neue Zugänge zu ihr.

In seinen Videoclips, die in der Ausstellung im Hintergrund laufen, erweckt er die Kreaturen zum Leben. Durch sein aufwendiges Stop-und-Go-Verfahren mit 12 Bilder in der Sekunde, schwirren oder tapsen die Geschöpfe mit seltsam verlangsamten oder irritierenden Bewegungen durch seine neu geschaffenen Welten. Manche Clips zeigen auch intensive Makroaufnahmen der Tierhäute, welche die Wahrnehmung sensibilisieren, aber kein Ratespiel werden sollen.

Den Sound seiner Clips habe Gottwald sehr sensibel auf die Räume der Kunststation abgestimmt, meint Kuratorin Dr. Elisabeth Heil. Den jungen Künstler entdeckte sie in Berlin und konnte ihn zur Beteiligung an dieser Ausstellung gewinnen. Es freut sie sehr, dass auch junge Kreative die Kunststation zur Präsentation ihrer Arbeiten nutzen. Der kleine, fast abgeschlossene Raum mit dessen Arbeiten bildet einen Kosmos für sich, zugleich beendet er, recht krass, die Auftritte der Wolfsrudel in den Räumen davor. Und er leitet über zu den zwei großen vielschichtigen Gemälden von Werner Liebmann und der bewaffneten Hasenfrau von Tanja Fender: wir berichteten

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Foto:
(c) Hanswerner Kruse

Info:
„Wald. Wolf. Wildnis.“ Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm noch bis zum 29. Mai 2022.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 13-18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen 11-18 Uhr