Radom 5759Neue Ausstellung des Kunstvereins Fulda

Hanswerner Kruse

Poppenhausen/Wasserkuppe (Weltexpresso)  - So nah, wie am Wochenende auf der Wasserkuppe, war der Fuldaer Kunstverein dem Himmel noch nie. Gleitflieger in der Luft. Alphornbläser vor dem Radom. Sekt, Bowle und Windbeutel für das reichlich angerückte Publikum. Die Vernissage des Kunstvereins zur neuen Ausstellung in der alten Radarstation gerät zum fröhlichen Volksfest.
Zwei Monate lang präsentieren nun 32 Künstlerinnen und Künstler, diverse Arbeiten zum Thema „Dem Himmel nah.“
Im Parterre des Bauwerks mischen sich bereits dessen Geschichte und die Kunst der Gäste: Besucher dürfen immer vor einer Rhönlandschaft in einem hängenden Gleitschirm Selfies machen, nun kommen Flügel an einer Wand dazu, vor denen sie für ein Foto „Engel sein“ können. Viele Objekte machen Lust auf den Aufstieg zur Ausstellung in der Kuppel: Ein eisernes Wesen eröffnet das Thema: „Vom Himmel kommend...“ Der kleine bemalte Astronaut aus Holz erinnert an David Bowies Major Tom. Aber die blau gekleideten Frauen der Bergwacht vor drei „Wolkenformationen“ sind echt. Schließlich ist die Wasserkuppe der höchste Berg Hessens und benötigt sie oft als Helferinnen.

Radom 5661Weiter geht es die Treppen hoch. Auf einem Absatz wird man vor der geheimnisvollen Stahltüre neugierig: Durch ein Bullauge sieht man eine Videoinstallation mit Assoziationen zum Thema Himmel, dessen Bilder etliche Motive der Ausstellung vorwegnehmen.
Oben in der eigentlichen Kuppel, dem Radom, herrscht im Halbdunkel zu sphärischen Klängen eine magische Atmosphäre. In der Rundung schwebt eine Installation mit 24 verschieden großen Kugeln und suggeriert: „Erde an Mars bitte melden...“ Eine Näherei auf einem Totenhemd grüßt die Oma: „I kissed my mothers mother up to the horizon.“ Holzskulpturen oder Plastiken aus Holz und Draht symbolisieren Vögel als Bewohner des Himmels.
Von den Kunstschaffenden aufwendig schräg montierte Holzwände begradigen die Rundung der Kuppel und beherbergen inhaltlich sehr verschiedene Gemälde, Fotografien und Collagen: „Stairway to heaven“ zeigt eine Treppe in die Wolken. „Galaxien im Sternbild Fornax“ ist ein monochrom-blaues Bild mit goldenen Sternen.



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In der performativen „Selbstinszenierung“ ist die Künstlerin selber dem Himmel nahe. Eine andere hat drei religiöse Bücher ohne Seiten installiert - den Koran, die Bibel, den Talmud - und erklärt im Titel ihrer Arbeit: „Am Anfang war kein Wort!“ (Foto rechts). Also gab es den Himmel bereits, bevor er als Wohnort Gottes herhalten musste? John Lennon fällt einem dazu ein: „Imagine there's no heaven / No hell below us / Above us, only sky“ (Stell Dir vor es gibt keinen Himmel / Keine Hölle unter uns / Über uns nur den Himmel). Im Gegensatz zum Deutschen wird im Englischen zwischen heaven und sky differenziert. Unsere deutschen Sprichwörter und Redensarten vermischen beides, auch die Kunst im Radom.

In der Ausstellung sieht man einige Silhouetten der Radarstation, als variiertes Symbol für ein dem Himmel nahes Bauwerk. Viele Objekte beziehen sich auf das vom Himmel kommende Wetter, Eis und Schnee oder die Wolken. Der große Menschheitstraum des Fliegens zeigt sich vom eigenen Flügelschlag bis hin zu Reisen ins endlose All: „Bring me to planet 10242.“ Auch im übertragenen Sinn wird der Himmel dargestellt: Als „Queen of the night“ oder „Zwei dem Himmel nahe.“ Die spirituelle Arbeit übernehmen gelegentlich Engel als göttliche Boten. In einigen Gestaltungen stehen das Blau oder die Vielfarbigkeit des Himmels für alles Unerreichbare und weit Entfernte.

Zwei Jahre lang haben der Kunstverein und das Radom dieses Projekt vorbereitet. Es ist ein gelungenes Gesamtkunstwerk geworden und wird von einem kleinen Rahmenprogramm begleitet.

Foto:
Hanswerner Kruse

Info:
Zum Radom

Begleitprogram
7. / 13. August ab 11 Uhr „Tiere der Lüfte“, Kostenloser Workshop für Kinder
27. August 11 bis 16 Uhr, „Drucken mit Pflanzen der Rhön“ (ab 15 Jahre)
4. September 15 - 17 Uhr, Sphärische Konzerte mit Frank Tischer in der Kuppel