caciliaGroße Ausstellung GUIDO RENI. DER GÖTTLICHE im Frankfurter Städel bis 5. März 2023, Teil 3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Diese Steilvorlage darf man einfach nicht auslassen! Auf der gestrigen Pressekonferenz am 22. November war der Gedenktag dieser Heiligen, die als Cäcilia von Rom die Schutzpatronin der Kirchenmusik ist, weshalb sie eigentlich immer ein Musikinstrument in den Händen hält, manchmal auch spielt: Orgel, Geige, Cello, Flöten, Becken, Tambourine sogar eine Triangel. Daß ihre Historizität umstritten ist, muß uns nicht kümmern, wo es ja nur um ihre Darstellung auf den Gemälden geht.

Für Reni lag eine Darstellung der Heiligen Cäcilia als Schutzpatronin der Musik noch aus einem anderen Grund nahe. Sein Vater war Musiker und er selbst liebte nicht nur Musik, sondern spielte Instrumente.

In der Ausstellung sehen wir die Verzückung der Heiligen Cäcilia, die Raffael um 1515 gemalt hatte. Raffael? Es geht doch um Guido Reni? Das schon, denn er hat den großen Meister kopiert und es ist immer wieder eine gute Idee, in monographischen Ausstellungen Vergleichsbilder anderer Künstler zu zeigen, entweder, um auf frühere Vorbilder zu verweisen oder auch, welche späteren Künstler sie beeinflußt haben. Hier interessiert das Raffaelsche Vorbild aus zwei Gründen. So viel Musikinstrumente waren nie! Schauen Sie sich die verschiedenen Streich- und andere Instrumente an, die da einfach auf dem Boden vor den Heiligen liegen. Das erinnert an eine unglaublich, aber wenig bekannte Methode, mit der die Katholische Kirche einst die ‚echten‘ heiligen Schriften von den unechten schieden, den sogenannten Apokryphen. Ganz einfach. Gott befahl den Heiligen Schriften, dem christlichen Kanon, auf den Altar zu springen; alle die , die am Boden liegen blieben, waren unecht und heißen seitdem die Apokryphen!

So denkt man hier, daß sich die edlen Instrumente zu Füßen der Heiligen gleich erheben und zu fidelen anfangen, das muß ja eine Höllenmusik gewesen sein, wenn alle Instrumente gleichzeitig spielen. Kein Wunder, daß Reni seine Heilige Cäcilia schlicht mit der Geige abbildet! Aber welches gewaltiges Instrument hält denn Cäcilia in der Raffaelversion in den Händen? Eine Panflöte, vermutete eine Betrachterin. Aber nein, das Instrument war in damaligen Zeiten gut bekannt, es nennt sich Portativ und ist eine Handorgel, denn zur Kirchenmusik gehört kein Instrument so elementar wie die Orgel.

Seit dem 5. Jahrhundert gibt es die passio sanctae Caeciliae, wo sie sich dem Herrn anvertraut und seit dem 8. Jahrhundert wird im Stundengebet am 22. November die obige Aussage komprimiert als Antiphon der Vesper gesungen. Wir Heutigen wissen wenig über die Cäcilienfeiern des 17. und 18. Jahrhunderts, aber die Gemälde der italienischen Meister haben dies bewahrt. Und auch in der Musik hat diese Heilige überlebt. Denn es gab auch in späteren Jahrhunderten Cäcilienkompositionen, Charles Gounod komponierte seine Cäcilienmesse 1855, und die Oper DIE HEILIGE CÄCILIA, die Anton Urspruch 1907 unfertig hinterließ, ist gerade im letzten Jahr von Ulrich Leykam vervollständig worden.

Höchste Zeit, über die Legende zu sprechen, dernach die Jungfrau Cäcilia keinem anderen als Christus als ihrem Herrn, sprich Gemahl angehören wollte. Doch hatten ihre Eltern anderes vor und verheirateten sie mit einem jungen Mann namens Valerianus. Doch, als dieser in der Hochzeitsnacht seine Angetraute begehrte, wies die ihn darauf hin, daß ein Engel ihre Jungfräulichkeit beschütze . Doch sah Valerianus weit und breit keinen Engel. Kein Wunder, erwiderte seine frisch angetraute Ehefrau. Denn er müsse sich erst vom den alten Urban taufen lasse. Dieser Valerianus war gutmütig und ließ sich darauf ein, wurde mitten in der Nacht getauft und als er ins Hochzeitgemach zurückkam, ja da sah er tatsächlich nun den Engel und respektierte den Besitzanspruch des göttlichen Herrn. Die Legende geht noch weiter und spricht davon, daß beide ein Leben lang in gutem Einvernehmen diese Ehe führten, in Keuschheit (übrigens ein Wort, von dem man annehmen kann, daß viele, erst recht viele Jugendliche es überhaupt nicht mehr verstehen) zusammenlebten, was Josephsehe genannt wird, analog dem Ehemann der Gottesmutter Maria. Die Legende geht noch weiter, was hier nicht interessiert.

Für unsere Augen ist das Kunst und wir sehen Formen, Farben und Bedeutung. Für die Gläubigen aber, und die Zeit der Gegenreformation war tief gläubig, haben diese Bilder biblische und weitere heiligen Geschichten transportiert.

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