Barbie 0502Barbie im Steinauer Grimm-Museum

Hanswerner Kruse

Steinau an der Straße (Weltexpresso) - Der neulich gestartete Hollywood-Streifen „Barbie“ erzielt sensationelle Zuschauerzahlen. ARTE diskutiert aktuell in einem neuen Film die Frage: „Barbie – die perfekte Frau?“ Und selbst im kleinen Steinau an der Straße läuft im Grimm-Haus ihre Wanderausstellung „Märchenhaftes Plastik“. 


Die entweder gehasste oder geliebte Erwachsenenpuppe ist gerade 64 geworden und kann bald in Rente gehen - aber ein Jubiläum steht eigentlich gar nicht an.

Barbie 0506Im neuen Blockbuster "Barbie" kommt aus dem All ihre gigantische Figur auf die Erde. Kleine, graue Mädchen zerschlagen ihre Babypuppen, als sie aus dem Off hören, sie müssten nicht länger nur Mütter werden, sondern können künftig alles sein. So beginnt auch die Ausstellung in Steinau, die Barbie in zahlreichen attraktiven Berufen zeigt, etwa als Pilotin, Tiefseeforscherin, Astronautin oder Stierkämpferin. Bewundern kann man sie auch in den Rollen berühmter Frauen, etwa als Bundeskanzlerin Angela Merkel (Bild unten) oder Hippiemädchen Cher. Das ist tatsächlich die Bandbreite. Ebenso sind Modelle von bekannten Künstlern wie Karl Lagerfeld oder Andy Warhol zu sehen, die Einzelstücke oder kleine Serien entwarfen. 

Die arme Puppe auf dem Grill, „Barbieque“ genannt (Bild oben), mag hingegen das Werk einer zornigen Feministin sein, da Legenden, Vorwürfe und unbewiesene Behauptungen die menschenähnlichen Kunstfiguren umranken. Als Puppe soll sie Generationen von Mädchen zu essgestörten oder zwanghaft modischen Wesen manipuliert haben, glaubwürdig empirisch belegt wurde das nie. Man kann die Barbies dagegen auch, wie jetzt das Grimm-Museum, eher als moderne Märchengestalten wahrnehmen. 
 

Barbie 0522Barbies sind nicht nur weiße Modepüppchen. Bereits seit den 1970er-Jahren gibt es die Puppen in allen Hautfarben – ihre schwarzen Variationen in Afrika waren schon immer etwas fülliger und für den asiatischen Raum wurden sie schlitzäugig. 

"Märchenhaftes Plastik" beginnt mit einer kurzen Geschichte Barbies, die früher unter dem Namen Bild-Lilli als Grafik in der Bild-Zeitung erschien und diese auflockerte. Erst fünf Jahre nach ihrer Geburt im Jahr 1959 durfte sie aus rechtlichen Gründen in Deutschland verkauft werden. Mittlerweile leben unter uns 135 verschiedene Varianten („Basistypen“).

In der Ausstellung sind neben den Barbies aus der Puppenfabrik Martell auch zahlreiche legale und illegale Kopien als Anziehpuppen aus Plastik zu sehen. Die Schau profitiert von großzügigen Leihgaben zahlreicher Sammlerinnen, die im preiswerten Begleitband ihre persönlichen Geschichten erzählen.


Fotos
© Hanswerner Kruse

Info:
„Märchenhaftes Plastik“ im Grimm-Museum Steinau an der Straße noch bis zum 10 September 2023
Geöffnet täglich von 11 bis 17 Uhr.
Der Begleitband zur Ausstellung „Barbie Geschichte(n)“ kostet vier Euro.