Zaki 0538Künstlergespräch mit Zaki Al-Maboren


Hannah Wölfel

Kleinsassen/Rhön (Weltexpresso) - Die exotischen Gesänge des Lautenspielers Gassir Ghiri und die Klänge der Oud, entführen die Gäste des „Nubischen Abends“ in den Vorderen Orient. Seine Musik und das in der Kunststation angebotene orientalische Essen vermischen sich unmittelbar mit der Bilderserie „Die Sinnlichkeit Nubiens“ des Kasseler Malers Zaki Al-Maboren, die er derzeit in der Studio-Ausstellung präsentiert.

Im Laufe des Abends erzählt der Künstler mit vielen Bildbeispielen von der Kultur seines Herkunftslandes und bespricht mit Monika Ebertowski, der Leiterin der Kunststation, die eigene künstlerische Arbeit.


Zaki 0550Ein eigenartiges, nicht realistisch gezeichnetes Menschenpaar ist von skurril wirkenden, verfremdeten Tieren eingerahmt - wahrscheinlich einem Esel, einem Pferd, einem Elefanten... Ein großer Geist scheint das gesamte Ensemble durch seine Umarmung zusammenzuhalten, vielleicht auch zu beschützen. Das Bild ist in kräftigen rötlichen und gelblichen Farbvariationen gemalt (Foto links). Al-Maboren zeigt weitere Werke, in denen Menschen oder Lehmhäuser auf ähnliche Weise von symbolisierten animalischen Wesen umgeben sind.



Zaki 0554Auf anderen Arbeiten in gelb-roten Farben bewegen sich Frauen, begegnen einander oder tanzen gemeinsam. Sie sind jedoch verwischter und abstrakter dargestellt, was ihre Bewegungen und die Dynamik der Bilder verstärkt
(Bild rechts). Trotz der folkloristischen Motive wirken sie erstaunlich modern, zugleich aber auch sehr exotisch. Sie sind mit Tusche und Acryl auf Kromapapier oder direkt auf Holz gemalt, anschließend durch zeichnen, verwischen, kratzen und schaben weiterbearbeitet worden.

Der Künstler stammt aus Nubien, einem zwischen Ägypten und dem Sudan zerrissenen Land, lebt jedoch seit 1987 in Kassel. Mittlerweile besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft, fühlt sich aber nach wie vor mit seiner geteilten Heimat verbunden. Die oben beschriebenen Werke aus seiner Serie „Die Sinnlichkeit Nubiens“ sind einerseits inspiriert von den in den letzten Jahren entdeckten uralten Tempeln, Wandgemälden, Reliefs und Skulpturen im nubischen Gebiet am Nil. Sie haben auch zu neuen Erkenntnissen über Rituale und Gebräuche in seinem „Stammesgebiet“ geführt, wie er im Künstlergespräch erzählt, auf die er aufmerksam machen möchte.


Zaki 0618Sie legten einst den Grundstein für alle Hochkulturen des Niltales. Interessanterweise entstand hier in den 1920er-Jahren auch die erste Kunstakademie Afrikas. Bevor er über seine eigenen Arbeiten spricht, berichtet er von der Geschichte dieser heimischen Kultur. Überraschend sind die freizügigen menschlichen Darstellungen, die im Islam eher selten oder gar nicht erlaubt sind. Die Nubier waren jedoch keine Araber und keine Muslime. Aber seit langem wird ihre Tradition der Freizügigkeit und Offenheit durch die zunehmende Islamisierung bedroht.

Die Werke von Al-Maboren in seiner Ausstellung „Die Sinnlichkeit Nubiens“ ist keineswegs nachgeahmte Folklore, sondern verdeutlicht die intensive Auseinandersetzung des Künstlers mit seinem kulturellen Erbe. Wie er selbst erzählt, verschmelzen Symbole und Farben der nubischen Häuser und Wandgemälde aus der Historie des Landes mit seinen eigenen Fantasien. Hieraus entsteht eine neue, sinnliche Bildsprache, die seine Arbeiten so berührend und fesselnd macht.



Fotos
© Hanswerner Kruse

Info:
Die Ausstellung Al-Maborens ist noch bis zum 22. September geöffnet, die parallele Schau „Make Friends AND Art“ bis zur Finissage am 17. September. Geöffnet täglich außer Montag von 13 bis 18 Uhr.

Nächstes Künstlerinnengespräch
„Afrikanische Stoffgeschichten“ der Textilkünstlerin Gisela Hafer mit musikalischen Einlagen von Urbain N’Dakon am Sonntag, 3. September ab 19 Uhr

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