Der filmische Surrealismus (25. Juni bis 2. November 2014) im Deutschen Filmmuseum Frankfurt, Teil 2

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die internationalen Wechselwirkungen des historischen filmischen Surrealismus weltweit, von Japan über Serbien bis Lateinamerika, werden in der Ausstellung mittels zahlreicher Filme und Filmausschnitte sowie dutzender Exponate erstmals dargestellt. Die Ausstellung kartografiert so die Genese des historischen filmischen Surrealismus und verdeutlicht anhand der Exponate seinen Einfluss auf die anderen Künste.

 

Dieser äußerte sich etwa in „filmischen“ Ausdrucksformen, die in Malerei und Literatur erprobt wurden: Collage, Cadavre Exquis, CinePoème – künstlerische Gestaltungsmittel also, die aus mehreren Teilen, in linearer oder nichtlinearer Abfolge, zufällig oder bewusst zusammengesetzt sind. Ein von Jacqueline Lamba, Yves Tanguy und André Breton gezeichnetes Cadavre Exquis einer Figur mit Löwenkopf und einer Schnecke als Fuß (Centre National des Arts Modernes Georges Pompidou, 1938) ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie ein Foto von Jindřich Štyrský, das ein Schaufenster mit einer Beinprothese zeigt und für das faszinierend Surreale im Alltag steht (Leihgabe aus dem Frankfurter Städel / erworben 2013 als Schenkung von Annette und Rudolf Kicken, aus dem Zyklus „Mann mit Scheuklappen“, 1934).

 

Ein Highlight-Exponat ist sicherlich das Original-Manuskript des ersten Surrealistischen Manifests aus dem Musée des Lettres et Manuscrits in Paris sowie das Original-Drehbuch zu Salvador Dalís „Babaouo“ von 1932 (Universitätsbibliothek Heidelberg).

 

Surrealismus interaktiv: „Das Deutsche Filmmuseum fordert seine Besucher auf, selbst tätig zu werden und mit kreativen Beiträgen in das Thema Surrealismus einzutauchen“, so Direktorin Claudia Dillmann. Der Alltag sei voller surrealer Elemente, widersprüchlicher Bilder und absurder Situationen: „Die Besucher/innen des Filmmuseums sind eingeladen, für diese Vorgänge ein besonderes Gespür zu entwickeln, sie zu entdecken, zu dokumentieren und mit anderen zu teilen“, so Dillmann.

 

Die Webseite bewusste-halluzinationen.de lädt dazu ein, selbst surrealistische Filme zu drehen (und sie beim Kurzfilmwettbewerb einzureichen) oder an Traumwelten erinnernde Fotomotive zu sammeln. Wer möchte, spielt online das beliebte und genuin surrealistische Papier-Falt- und Mal-Spiel „Cadavre Exquis“ in digitaler Form und schreibt bis November zusammen mit der surrealistischen Web-Gemeinde an einer zufälligen Geschichte. Darüber hinaus kann man hier surrealistische Techniken wie die Frottage oder die Décalcomanie kennenlernen. Die Website wird so zu einem Schaufenster des visuellen Surrealismus in der Gegenwart.

 

KATALOG:

Der Katalog versammelt die Ergebnisse der weltweiten Recherche nach surrealistischen Filmen in Bild und Text und stellt die Verbreitungswege des filmischen Surrealismus vor. Daneben setzen Kunst- und Filmwissenschaftler/innen in Aufsätzen die Filme in ihren zeitgeschichtlichen Kontext und fragen nach künstlerischen Wechselwirkungen der

surrealistischen Aktivität weltweit. Der Katalog erscheint zweisprachig (deutsch / englisch), worauf wir noch eingehen.

 

FILMREIHE IM KINO:

 

Das Kino des Deutschen Filmmuseums gibt mit einer surrealistischen Filmreihe während der Laufzeit der Ausstellung einen Überblick über die Geschichte des filmischen Surrealismus. Neuere und zeitgenössische Filme (von Alejandro Jodorowsky über Dušan Makavejev bis David Lynch) machen deutlich, wie tiefgreifend die Einflussnahme des Surrealismus auf filmische Ideen und Ästhetik bis heute ist. Weitere surrealistische Filme sind im Programmkino Rex in Darmstadt und in der Caligari-Filmbühne Wiesbaden zu sehen.

 

 

INFO:

 

Beide Ausstellungen zusammen bilden den Surrealismus-Sommer 2014 (surrealismus-sommer-2014.de), der ein umfangreiches Programm bietet: Seminare, Foto- und Video-Workshops, Konzerte, Podiumsgespräche und eine Filmreihe mit Stationen im gesamten Rhein-Main-Gebiet.

 

Bewusste Halluzinationen. Der filmische Surrealismus (25. Juni bis 2. November 2014) im Deutschen Filmmuseum Frankfurt