2025 Frank NAndreuGinestet credit Frank NEine Ausstellung von Andreu Ginestet & Frank N in Wuppertal, Vernissage Samstag, 14. Juni 

Roswitha Cousin

Kassel (Weltexpresso) - Don’t Worry. Wer weiß noch davon und summt sofort die Melodie von DON'T WORRY, BE HAPPY, die einst um die ganze Welt ging und deren Kenntnis davon spricht, wer die damalige Zeit miterleben konnte. Damalig heißt: 1988! Damals hat der US-amerikanische Sänger Bobby McFerrin dieses Stück musikalisch kreiert, das textlich auf den indischen Guru Meher Baba zurückgeht, der es 1966 von sich gab. Dieser ansonsten sinnfreie Ohrwurm, ein Welterfolg, der damals beispielsweise im Radio von morgens bis abends lief, machte den Sänger, Sohn zweier Opernsänger, zum reichen Mann. Auf jeden Fall studierte er in New York erst einmal Dirigieren und trat dann als Dirigent in der Carnegie Hall auf, wo er ein Konzert für zwei Celli dirigierte, die auch zu hören waren, aber auf dem Podium nur ein Cello stand. Das Stimmwunder hatte die zweite Cellostimme mitintoniert. Doch jetzt geht es um etwas ganz anderes. Nicht um Musik, sondern um Kunst!

AGNO 2Don’t Worry also! Ein Satz, flüchtig ausgesprochen, wie ein versöhnlicher Nachsatz an die Welt. Doch diese Ausstellung macht daraus eine künstlerische Grundhaltung – gegen das Lautwerden der Angst, gegen das Verstummen des Sinns.

Andreu Ginestet und Frank N, zwei künstlerische Schwergewichte im Dialog, laden mit „OAA #15 – Don’t Worry“ zu einer intensiven, emotional aufgeladenen Erfahrung ein: Sie führen uns an die Schwelle zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, zwischen Oberfläche und Tiefe, zwischen Form und Gefühl.

Ginestets Werkzyklus „Körper und Seele“, stellt den Kern seiner künstlerischen Aussage. Er zeigt Bilder einer fotografische Serie, die sieben fundamentale Emotionen sichtbar macht. Diese Gefühle, so der Künstler, sind notwendig, um ein Kunstwerk ganz zu machen, um es über die Zeit hinaus bestehen zu lassen. Die Fotografie wird hier zum Medium innerer Zustände, gebunden an das Bild der Schwangerschaft: eine Metapher für die schöpferische Unruhe des Künstlers, im Moment der Befruchtung durch die Idee, kurz bevor etwas zur Welt kommt.

Die Modelle stehen auf der Schwelle zwischen zwei Ateliers, einem der Malerei, einem der Bildhauerei gewidmet. Zwischen diesen Polen entfaltet sich Ginestets Ästhetik: Malerei, Skulptur und Fotografie verschmelzen zu einer fragilen, paradox kraftvollen Einheit. In Bronzebüsten findet diese Fusion ihren skulpturalen Kontrapunkt, der das Flirrende der Fotografie in Form gießt. Jenseits jeglicher Theorie aber bleibt der Eindruck von Tiefe und das Gefühl, dass sich in diesen Bildern etwas zeigt, das zugleich konkret und unerreichbar ist.

Frank N, sein künstlerischer Partner, antwortet mit einer völlig anderen Formensprache – und dennoch schwingen ihre Arbeiten miteinander. In seiner Serie „Parallelen“ arbeitet er mit künstlerischen Spiegelungen: Bilder, die sich an Turner, Bruegel, Hopper oder Warhol reiben, aber nie als Kopie, sondern als selbstbewusste Transformation. In seinen Arbeiten zerschneiden sich Zeiten, verschränken sich Bedeutungen. Frank N denkt mit dem Licht, mit der Kamera, mit digitalen Verfahren, aber dabei blickt er wie ein Maler. Seine Werke sind Teil einer Appropriation Art, die nicht nur zitiert, sondern mit einem klaren, politischen Unterton neu formuliert: Kunst als Antwort auf eine visuelle Welt, die den Menschen zu oft auf Konsum reduziert.

Beide Künstler zeigen hier, was es heißt, mit Kunst zu fühlen und nicht nur über sie zu sprechen.


KÜNSTLERPORTRÄTS

Andreu Ginestet

„Ein Visionär der sozialen Plastik – Bildhauer der Seele.“

Der in Barcelona geborene Ginestet, zählt heute zu den bedeutendsten interdisziplinären Künstlern Europas. Sein Werk umfasst monumentale Skulpturen, keramische Architektur, digitale Fotografie und konzeptuelle Malerei. Geprägt von der mediterranen Avantgarde – Gaudí, Tàpies, Miró – entwickelt er einen eigenen Stil zwischen künstlerischer Empathie und soziopolitischer Verantwortung. Seine Werke wurden in Barcelona, Paris, Düsseldorf, Lyon und Graz ausgestellt und mehrfach ausgezeichnet.

Seine „soziale Plastik“ versteht sich nicht als Form, sondern als Haltung: Kunst als Möglichkeit, der Gewalt mit Schönheit, Würde und Reflexion eine Antwort entgegenzusetzen.


Frank N

„Ein Pionier der Grenzüberschreitung – zwischen Film, Fotografie und digitaler Avantgarde.“

Frank N studierte Fotografie und Film u.a. in Dortmund und Buffalo (USA), gründete 1993 die Filmproduktion NOEXIT, arbeitete mit Ikonen wie Joseph Bowie, dem London Improvisers Orchestra, Tänzer:innen der Pina-Bausch-Company. Seine Filme liefen auf ARTE, ZDF-Theaterkanal, internationalen Festivals, und sie sind heute im Deutschen Tanzarchiv Köln archiviert.

Mit seinem offenen Kunst-Kollektiv Out and About (OAA) realisierte er seit 2020 mehr als 20 interdisziplinäre Projekte mit über 100 beteiligten Künstler:innen aus Europa und Asien. Seine Serie „Parallelen“ ist das Ergebnis einer über Jahre gewachsenen künstlerischen Forschung über Stilanleihen, Lichtgedächtnis und die Wiederverzauberung des Digitalen.

Fotos:
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PROGRAMM

Alte Glaserei, Juliusstraße 12, Wuppertal
14. bis 22. Juni 2025 

Vernissage | Samstag, 14. Juni 2025, ab 18:00 Uhr
Alte Glaserei, Juliusstraße 12, Wuppertal
Künstlergespräch mit Andreu Ginestet & Frank N
Live-Saxofon: Andreas Bär
Einführung: Karolina Bürger

BEGLEITVERANSTALTUNGEN

So, 15. Juni, 18:00 Uhr: Konzert mit Tetiana Muchychka (Akkordeon)
Sa, 21. Juni, 18:00 Uhr: Lesung (Autor:in TBA)
So, 22. Juni, 18:00 Uhr: Podiumsdiskussion:
„Kunst und Kunstpolitik in Wuppertal – Wo geht es hin mit der freien Szene?“

FORMATE & PARTIZIPATION

Interaktive Schreibstation
Soundinstallation aus Stimmen, Fragmenten, Innenräumen
Künstler:innen täglich vor Ort
Beteiligung & Dokumentation über #dontworry25 | #körperundseele | #OAA15

ÖFFNUNGSZEITEN & ORT

Alte Glaserei – Forum an der Nordbahntrasse
Juliusstraße 12, 42105 Wuppertal
14.bis 22. Juni 2025
Täglich 16:00 – 20:00 Uhr | Eintritt frei

VERANSTALTER

Out and About (OAA)
In Kooperation mit Karl Deutsch GmbH & Alte Glaserei Wuppertal

Mehr Infos:www.ginestet.art/event/oaa15-dont-worry



Fotos: credit frank N