Jahresprogramm 2026 im Museum WiesbadenRedaktion
Wiesbaden (Weltexpresso) - Blickt man auf die Wegbereiter der Moderne, sind es meist die Namen von männlichen Künstlern — August Macke, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, Wassily Kandinsky oder Alexej von Jawlensky — die genannt werden. Erstmals beleuchtet eine Ausstellung den Einfluss bekannter und weniger bekannter Künstlerinnen auf die Kunst der Moderne, zumal sie im direkten Umfeld der Gruppe „Der Blaue Reiter“ agierten. Im Herbst 2026 gilt den „Blauen Reiterinnen“ das Rampenlicht.
Zuvor ergründet im März die Ausstellung „Gift“ die Funktionen von Giften: sie töten, heilen, warnen, schützen. Mit archäologischen und ethnologischen Zeugnissen wie biologischen Fakten wird der menschliche Umgang mit dem Giftigen beleuchtet. Ebenso wartet das Museum Wiesbaden mit Ausstellungen über einen vergessenen Jugendstilmeister aus Dresden, zwei Protagonisten der historischen Ausstellung „Couleur vivante“ oder einem „Call for Flags“ auf der Wiesbadener Wilhelmstraße zum World Design Capital auf.
„Eine Weltpremiere mit den Blauen Reiterinnen zu feiern, ist uns eine echte Freude. Wir sind zuversichtlich, dass die Stadt Wiesbaden im Herbst einen großen Andrang von Touristen erfährt, die eigens für die Schau von weit her anreisen! Mit der Beteiligung am World Design Capital Frankfurt Rhein/Main mit Women&Type rücken wir 2026 Design for Democracy und starke weibliche Persönlichkeiten im Fokus.“ sagt Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums Wiesbaden.
Ausstellungen 2026 Die Sonderausstellungen der Kunstabteilung starten zu Beginn des Jahres mit politischen Plakaten. In Kooperation mit dem Hessischen Landtag zeigt „Unter Druck“ Plakate von 1918 bis 1933 aus der Sammlung Maximilian Karagöz. Die Wiederentdeckung des Jugendstilkünstlers Georg Lührig ist Thema der Ausstellung „Ein Meister aus Dresden“. Die Kunst der Jahrhundertwende steht mit selten gezeigten Werken des Jugendstils und Symbolismus, mitunter Dresdner Fresken, die im zweiten Weltkrieg Krieg zerstört wurden im Fokus der Retrospektive. Im Sommer präsentiert „Women* & Type Call for Flags“ das gestalterische Können international renommierter Typografinnen und Type Designerinnen. Anlässlich »World Design Capital Frankfurt RheinMain« eröffnet eine öffentliche Flaggenausstellung auf der Wiesbadener Wilhelmstraße, ergänzt durch Präsentationen in den Ausstellungsräumen im Museum Wiesbaden und im Pavillon LUX der Hochschule Mainz. Im Herbst präsentiert die Abteilung für Klassische Moderne mit den „Blauen Reiterinnen“ eine Weltpremiere. Das gemeinsame Projekt mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, dem Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen und der Fondazione Werefkin, Ascona stellt bedeutende und vergessene Künstlerinnen der internationalen Avantgardebewegung „Der Blaue Reiter“ erstmals umfassend in einer Gruppenausstellung vor. Abschließend werden das Museum Reinhard Ernst, das Museum Wiesbaden und der Nassauische Kunstverein Wiesbaden mit drei Ausstellungen an die Ausstellung „Couleur vivante“, erinnern, die 1957 im Museum Wiesbaden stattfand. Der Fokus der Schau im Museum Wiesbaden liegt auf den Arbeiten von Ursula und Bernard Schultze.
Die Naturhistorischen Sammlungen verbinden mit der großangelegten Jahresausstellung "Gift" ab März 2026 Natur, Kultur und Wissenschaft auf vielfältige Weise. Gifte faszinieren — sie töten, heilen, warnen, schützen. In der Natur übernehmen Gifte unterschiedliche Funktionen: Sie dienen dem Schutz vor Fressfeinden, wie bei den Baumsteigerfröschen oder ermöglichen den Beutefang, wie etwa bei der Kobra. Auch der menschliche Umgang mit dem Giftigen wird beleuchtet — von historischen und aktuellen Giftmorden über die Wirkung von Umweltgiften auf Mensch und Natur bis hin zur medizinischen Nutzung toxischer Substanzen. Zudem blickt die Studienausstellung "Brutpflege — Liebe ohne Worte" mit vielen Beispielen auf die Elternliebe im Tierreich.
Info:
Öffnungszeiten
Mo geschlossen
Di, Mi, Fr sowie Sa, So, Feiertage 10:00—17:00 Uhr
Do 10:00—21:00 Uhr
*An Feiertagen, auch montags, 10:00—17:00 Uhr geöffnet. 1 Jan, 24, 25 und 31 Dez geschlossen.
Pädagogische Gruppen erhalten nach Voranmeldung exklusiven Einlass bereits ab 9 Uhr in Kunst und Natur (Di bis Fr).
Eintrittspreise
Sonderausstellungen: 12,- Euro regulär / 9,- Euro ermäßigt
Dauerausstellung: 8,- Euro regulär / 5,- Euro ermäßigt
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren freier Eintritt. Schulklassen und pädagogische Gruppen inkl. 2 Betreuer:innen freier Eintritt.
Weitere Ermäßigungen finden Sie auf unserer Website.
Freier Samstag
Alle Ausstellungen und Sammlungspräsentationen des Hauses können dank der Unterstützung der Freunde des Museums Wiesbaden e.V. an jedem ersten Samstag im Monat kostenfrei besucht werden.
Langer Donnerstag
Für alle Gäste, die den Tag mit Kultur ausklingen lassen möchten öffnet das Museum Wiesbaden die Ausstellungsräume bis 21 Uhr. Umrahmt werden die „Langen Donnerstage“ mit einer Fülle von Programmpunkten und auch das Trüffel Museumscafé lädt die Besucherinnen und Besucher auf einen genussvollen Ausklang des Abends ein.
Ausstellungen 2026
Unter Druck
Politische Plakate 1914—1933
6 Feb 2026 — 9 Aug 2026
Das politische Plakat tritt in Europa erstmals massiv als Propagandaplakat im Ersten Weltkrieg auf. Die Kriegsparteien agieren dabei sehr verschieden. Von sachlich-faktischer Argumentation bis hin zur Lüge und emotionaler Ansprache, ein Spektrum, das sich in den politischen Plakaten der Folgejahre weiterentwickelt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs scheinen expressionistische Plakate den traumatisierten Zustand einer ganzen Nation widerzuspiegeln. Die wachsende Brutalität der politischen Auseinandersetzung in den 1920er und 1930er Jahren spiegelt sich auch in der Rohheit der Plakatmotive wider, vor allem solcher, die von extrem linken und rechten politischen Rändern verbreitet wurden. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten endet die Vielfalt der politischen Stimmen auf Plakaten im öffentlichen Raum.
In der Ausstellung werden politische Plakate aus der Sammlung des Wiesbadeners Maximilian Karagöz gezeigt. In Kooperation mit dem Hessischen Landtag, der in einer Ausstellung politische Plakate von 1945 bis 1991 zeigt (18 Mär – 12 Apr 2026).
Gift
20 Mär 2026 — 4 Apr 2027
Gifte faszinieren — sie töten, heilen, warnen, schützen.
Die große Jahresausstellung „GIFT“ im Landesmuseum Wiesbaden verbindet Natur, Kultur und Wissenschaft auf vielfältige Weise. In der Natur übernehmen Gifte unterschiedliche Funktionen: Sie dienen dem Schutz vor Fressfeinden wie bei den Baumsteigerfröschen oder ermöglichen den Beutefang wie etwa bei der Kobra. Auch der menschliche Umgang mit dem Giftigen wird beleuchtet — von historischen und aktuellen Giftmorden über die Wirkung von Umweltgiften auf Mensch und Natur bis hin zur medizinischen Nutzung toxischer Substanzen. So bleibt die Erkenntnis des Paracelsus bis heute gültig: „Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“
Jugendstil und Symbolismus
Georg Lührig: Ein Meister aus Dresden
22 Mai 2026 — 17 Jan 2027
Georg Lührig (1868—1957) zählt zu jenen Künstlern, die um die Jahrhundertwende Dresdens Kunstszene bestimmten, indem sie die Strömungen des Jugendstils und des Symbolismus in eine ihnen eigene geheimnisvolle und faszinierende Bildsprache fassten. Lührigs Gesamtwerk zeichnet sich durch große gestalterische wie inhaltliche Vielseitigkeit aus. Er experimentierte mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien und Techniken, darunter Kohle, Bleistift, Aquarellfarbe sowie Lithografie.
Die Ausstellung dokumentiert das Werk eines Künstlers, den es heute wieder zu entdecken gilt — kleine Studienblätter, großformatige Ölgemälde und monumentale Fresken, die im Rahmen von Auftragsarbeiten für öffentliche Gebäude entstanden, Stillleben, Landschaften und Tierdarstellungen sowie Porträtarbeiten. Nicht zuletzt sind auch die Werke wieder zu entdecken, die Lührig als Kriegsmaler im Ersten Weltkrieg schuf, eingesetzt in Frankreich/Champagne und Syrien/Aleppo.
Brutp¬flege: Liebe ohne Worte
Studienausstellung
7 Jun 26 — 10 Jan 27
Die Fähigkeit, Fürsorge zu zeigen und den Nachwuchs zu schützen, ist in vielen Tierarten tief verwurzelt. Solche Verhaltensweisen werden durch Nerven und Hormone gesteuert, ähnlich wie bei uns Menschen. Ob Insekt, Frosch, Vogel oder Fisch: Auch sie zeigen Bindungsverhalten. Vielleicht fühlen sie anders. Vielleicht nicht wie wir. Doch Elternliebe ist überall.
Women* & Type
Call for Flags
11 Jul 2026 — 3 Okt 2026
Flagge zeigen für Demokratie — Über einen »Call for Flags« werden 20 international renommierte Designerinnen eingeladen mit typografisch gestalteten Flaggen die Wiesbadener Flaniermeile „Rue“ (Wilhelmstraße) zu bespielen. Das Museum wiederum präsentiert im Oktogon die konzeptuellen Überlegungen und individuellen gestalterischen Positionen der Typografinnen und Type Designerinnen. Vertieft werden dabei besonders Fragen nach persönlicher und gestalterischer Identität, Geschlecht und Herkunft.
Die Ausstellung findet im Rahmen des »World Design Capital Frankfurt RheinMain« (WDC) statt, das 2026 zum Thema »Design for Democracy. Atmospheres for a better Life« im RheinMain-Gebiet veranstaltet wird.
»Women* & Type« ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Museum Wiesbaden und dem Institut Designlabor Gutenberg der Hochschule Mainz.
Die Blauen Reiterinnen
*HIGHLIGHT* 2026
23 Okt 2026 — 21 Feb 2027
„Der Blaue Reiter“ ist ein Kreis von unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die im Bereich der ästhetischen Theorie, Malerei, Grafik, Literatur und Musik Visionäres geleistet haben. Mit seinen beiden in den Jahren 1911 und 1912 organisierten Ausstellungen und dem 1912 herausgegebenen Almanach steht er für eine Subjektivierung in der Kunst, die Befreiung der Farbe vom Gegenstand und die Idee einer Gleichwertigkeit von künstlerischen Ausdruckformen unterschiedlicher Epochen, Gattungen und Regionen. Damit ist er Teil der internationalen Avantgardebewegungen vor dem Ersten Weltkrieg.
Nahezu völlig unerforscht blieb bis heute, welchen großen Anteil die einzelnen Künstlerinnen im Umfeld des „Blauen Reiter“ an der Entwicklung der Moderne hatten, welche Strategien und Netzwerke sich diese zurechtlegten, um trotz des damals herrschenden, ihnen völlig widrigen gesellschaftlichen Normengefüges ein Leben als selbstständige Künstlerin führen zu können. Auch fragt die Ausstellung, wer all die mitunter völlig vergessenen, in ihren Lebensläufen kaum mehr zu rekonstruierenden Künstlerinnen überhaupt waren. Und hier sind sie:
Erma Bossi — Sonia Delaunay-Terk — Emmi Dresler — Elisabeth Epstein — Elisabeth Erdmann-Macke — Natalia Gontscharowa — Else Lasker-Schüler — Maria Franck-Marc — Olga Meerson — Gabriele Münter — Carla Pohle — Marianne von Werefkin
Eine Ausstellung des Museum Wiesbaden in Kooperation mit der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, dem Paula Modersohn-Becker Museum, Bremen und der Fondazione Werefkin, Ascona.
Mit schönen Grüßen von Spinne und Bär
URSULA und Bernard Schultze im Museum Wiesbaden
13 Nov 2026 — 2 Mai 2027
2027 jährt sich zum 70. Mal die wegweisende Ausstellung „Lebendige Farbe — Couleur vivante“, zu der im Museum Wiesbaden das Who-is-who der neuen gestisch-abstrakten Malerei versammelt wurde. Zugleich war diese Schau ein Brückenschlag der jungen deutsch-französischen Freundschaft. Freundschaft ist auch das Stichwort unserer Präsentation. Die Beziehung des Künstlerpaars Schultze-Bluhm zum Museum Wiesbaden, vor allem aber auch zu Clemens Weiler, dem innovativen Direktor der Nachkriegszeit soll im Zentrum unserer Kabinettausstellung stehen. Natürlich mittels der Werke der beiden Kunstschaffenden, aber auch über persönliche Grußkarten, Notizen und Anekdoten: Sammlungsgeschichte als Kunstgeschichte und ganz nebenbei eine Auswahl lange nicht gezeigter Schätze aus den Depots des Museums.
Die Ausstellung ist Teil einer Kooperation mit dem Museum Reinhard Ernst und dem Nassauischen Kunstverein.
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