Serie: Rundgang durch DAS KUNSTMUSEUM Mülheim an der Ruhr mit der Sammlung Ziegler, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Duisburg (Weltexpresso) – Wie das Leben so spielt. Auf dem Frankfurter Symposium zu den jüdischen und völkischen Wissenschaftlern – vgl. Link unten – sahen wir zum ersten Mal groß auf der Leinwand als DIA das Triptychon, das der Exilant Arthur Kaufmann als Auszug des Geistes und der Künstler aus dem faschistischen Deutschland in die Vereinigten Staaten ab 1938 gemalt hatte und das beeindruckend zeigt, welche künstlerischen und geistigen Kapazitäten den Deutschen verloren gingen, von der Wut der Nachgeborenen über diese Taten und vor allem die vielen Toten ganz abgesehen.

 

Uns hatte das Bild, das wir noch nie gesehen hatten, weder in Anthologien über die Nazi-Zeit und das Exil von Künstlern, noch in Erinnerungsausstellungen 'entarteter Kunst', noch in Ausstellungen über die NEUE SACHLICHKEIT, sofort elektrisiert. Das große Gemälde in den Maßen 211 x 343 Zentimeter gehört dem Museum in Mülheim an der Ruhr, wo Arthur Kaufmann 1888 geboren wurde. Das Museum hatte es 1969 erworben. Da Düsseldorf und Duisburg Reiseziel für dieses Wochenende waren, lag Mülheim sozusagen auf dem Wege. Nichts wie hin und wir kündigten uns im Museum an. Rechtzeitig wies uns der Stellvertretende Leiter des Kunstmuseums Gerhard Ribbrock darauf hin, daß das Bild derzeit nicht in der Sammlung hängt: „Leider können wir Ihnen das Original nicht aus dem Magazin holen, da es von seiner Größe z.Z. nirgendwo platziert werden könnte. Ich denke, dass der Besuch im Mülheimer Kunstmuseum sich dennoch lohnt und Sie überrascht sein werden, unsere Bestände an expressionistischer Malerei zu sehen. Diese ist uns durch die Stiftung Sammlung Ziegler übergeben worden.“ Außerdem kündigte er einen Band an „Auf einen Blick“, in dem das Bild "Geistige Emigration" von Arthur Kaufmann auch abgebildet ist.

 

Erstens wollten wir nicht schofelig sein, zweitens sind wir aus Prinzip neugierig und kamen an einem Samstagnachmittag in eine recht ausgestorbene, aber freundliche Innenstadt, in dessen Fußgängerzone oben auf der Höhe das Kunstmuseum in der Alten Post residiert. Was waren früher die Postämter für solide und stattliche Einrichtungen! Der weiß verputzte Bau im neugotischen Stil hat etwas Imposantes und wenn man die ehemalige Schalterhalle betritt, weilt man in einem so geräumigen und eindrucksvollen Entre, wie es nur wenige Museen besitzen.Dazu gibt es noch schön bestückte Vitrinen . Leider ließen wir die beiden laufenden Ausstellungen links liegen – was nicht stimmt, sowohl MENSCHENBILDER 1962-2011. FOTOGRAFIEN von HEINER SCHMITZ wie auch BILDER KANADISCHER LANDSCHAFTSARCHITEKTUR von Etta Gerdes, ebenfalls eine Fotoausstellung, haben wir uns genau angeschaut, nur beim Schreiben jetzt lassen wir sie links liegen - und begaben uns schnurstracks in den Ersten Stock, wo im Alten Haus, also der Post die Sammlung Ziegler hängt.

 

Die Alte Post hat also rückwärtig noch einen Neubau, von dem aus man durch eine Art überdachten Gang im Ersten Stock den Altbau wieder betritt. Im Nachhinein kann man gar nicht verstehen, daß wir die Sammlung Ziegler, zumindest die Person Karl Zieglers nicht kannten. Dieser war als Chemiker einer der führenden Wissenschaftler des Dritten Reiches und knüpfte - ohne weitere Nazibelastung – an seine Berufskarriere in Mülheim an, wo er seit 1943 bis 1969 Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung blieb, zudem viele weitere Ämter im Zusammenhang mit Chemie übernahm. Das erste Bild der Kunstsammlung – gemeinsam mit seiner Frau Maria – wurde 1958 erworben. Zieglers Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Chemie im Jahr 1963 kam in finanzieller Hinsicht sicher auch der Kunstsammlung zugute, auf jeden Fall wurde die Sammlung kontinuierlich erweitert mit genau den Künstlern, die unter den Nazis verboten, bzw. als entartet gebrandmarkt waren: deutsche Expressionisten und weitere Schwerpunkte der Klassischen Moderne.

 

Unten in der Halle hatten einen schon drei Ausstellungsplakate mit Bildern des Kunstmuseums auf Höhepunkte vorbereitet, darunter QUAPPI MIT PAPAGEI von Max Beckmann aus dem Jahr 1936, das wir schon von anderen Beckmannausstellungen her kannten. Oben hing Quappi dann aber gar nicht und wir überlegten, wie hochkarätig eine Museumssammlung sein muß, in der auf die Ausstellung eines solchen Juwels verzichtet wird. Mag sein, daß dies auch mit der Ausrichtung der Sammlung insgesamt zu tun hat. Das, was man aus der Sammlung Ziegler hängen sieht, bildet nämlich zum einen einen Querschnitt durch den Expressionismus - in dem vor allem die Dichte von Lyonel Feiningers überrascht, dessen Namen Ziegler sicher durch seinen langen Aufenthalt in Halle besonders kannte und schätzte und der eine interessante biographische Variante bildet, als er in New York geboren wurde, nach Deutschland ging, der Nazis wegen wieder in die USA zurückkehrte - sowie die thematische Schwerpunktbildung auf Blumen und auch Architektur/Häuser/Landschaftsdarstellungen. Demgegenüber sind Porträts sehr viel weniger vertreten. Fortsetzung folgt.

 

Info I:

 

Über die geschichtliche Entwicklung der ersten Sammlungen bis zum Ausbau des Kunstmuseums in heutiger Form gibt das Buch „Auf einen Blick. Das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr“ Aufschluß. Dort findet man neben den Essays auch eine Vielzahl der Museumsbilder in guten Farbdrucken.

 

www.kunstmuseum-mh.de

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/heimspiel/773-internationale-konferenz-politisierung-der-wissenschaft

 

Info II:

 

Mit freundlicher Unterstützung des MARITIM Hotel Düsseldorf

 

Wir wären als Private erst einmal nicht dort gelandet, verstehen aber im Nachhinein sehr gut, daß eine bestimmte Klientel von Privatleuten sich in Düsseldorf nur hier, in das größte Tagungshotel in Nordrhein-Westfalen einquartiert. Es ist die Atmosphäre von Weite, die sicher durch die 12000 Quadratmeter große Hotelhalle miterreicht wird, zu deren beiden Seiten sich zwei sechsgeschossige Bettenflügel erheben. Das Glasdach über der Halle ist 17 Meter breit und 125 Meter lang! Licht also und Freiheit, aber auch Formschönheit und Einfachheit. Der Service ist hervorragend und das Bade- und Fitneßzentrum auch.

 

Wer wirklich mit dem Flieger los will, braucht nur in der Halle weiterzugehen und landet in der Abflugebene des Flughafens und der Airport City, wie neudeutsch der Geschäftemarkt heutzutage heißt. Wer mit dem Auto kommt, hat er keine Probleme, aber auch der Zug ist der Flughafennähe wegen günstig. In die Stadt, in der fast immer viel los ist, derzeit allein im Kunstbereich die sensationelle Ausstellung EL GRECO UND DIE MODERNE im Museum Kunstpalast oder FENSTER-BILDER SEIT MATISSE UND DUCHAMP im K20, in die Stadt also kommt man dank der Verkehrsanbindung zu allen Stadtbereichen hervorragend.

 

Wir haben vier verschiedene Restaurants und Bars gezählt – und ausprobiert, wobei das fünfte MORLEY'S ist, die Bar im Loungebereich, wo wir gespannt sind, ob Sie etwas Alkoholisches fänden, was es dort nicht gäbe.

 

Entnehmen Sie bitte aktuelle Übernachtungspreise und Angebote der Webseite:

 

www.maritim.de

 

Maritim-Platz 1

 

40474 Düsseldorf

 

Tel: 0211-5209-0

 

Fax: 0211-5209-1000

 

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