doreafamilie 1987ausStimmen aus einem Pflegeheim für ältere Menschen (Teil 2)

Hanswerner Kruse 

Steinau an der Straße (Weltexpresso) - Frau Sandra Frenz-Poole (im Foto rechts) ist die Heimleiterin des Pflegeheims „Doreafamilie“ in Steinau. Die gut siebzig Bewohner*innen werden dort in familienähnlichen Wohngruppen mit jeweils zehn bis elf Personen betreut. Die Gruppen sind hinsichtlich Geschlecht, Pflegebedürftigkeit, Alter usw. gemischt. Die betreuten Menschen essen und leben wie in einer Familie zusammen, normalerweise werden auch gruppenübergreifende Aktivitäten angeboten. Wir fragten bei der Heimleiterin nach.



Wie gehen die Bewohner*innen und die Angehörigen mit der Quarantäne um?

Unsere Bewohner können ganz gut die Besuchsbeschränkungen aushalten, obwohl sie natürlich die Kontakte mit ihren Angehörigen vermissen. Umgekehrt ist das ja auch der Fall.
Wir finden überhaupt erstaunlich, wie gut viele von ihnen mit der Situation umgehen. Sie sagen selbst, dass sie früher im Krieg und danach sehr viel härtere Zeiten durchgemacht haben: „Es gab schon Schlimmeres“, meinte neulich jemand. Die Bewohner motivieren auch uns, oft sagen sie: „Das kriegen wir hin!“
Die Angehörigen haben ebenfalls Verständnis für die Isolation, sie sind sehr einsichtig und wir erfahren im Moment große Anerkennung für unsere Arbeit in allen Bereichen, nicht nur in der Pflege. Ansonsten versuchen wir den Kontakt zwischen den Bewohnern und ihren Angehörigen aufrechtzuerhalten, stellen alle Gespräche durch, ermöglichen Videoanrufe usw.


Haben Sie und Ihr Personal Ängste wg. den Ereignissen in anderen Pflegeheimen?

Wir gehen professionell mit der Lage um und orientieren unser Handeln an den Vorgaben des Dorea-Qualitäts-Managements und den Empfehlungen des Robert-.Koch-Instituts. Dabei wollen wir uns nicht zu sehr von den Medien beeinflussen lassen. Wir klären die Mitarbeiter auf und informieren sie über Neuigkeiten - Transparenz ist notwendig.

Natürlich dürfen die Mitarbeiter ihre Furcht äußern und im Team besprechen, doch wir müssen die Ängste auch in die Realität rücken. Wir nehmen die Meldungen und Vorschriften ernst,  bewahren aber kühle Köpfe.


Wie ist die derzeitige Arbeitssituation im Heim?

Die Betreuer haben flexible Arbeitszeiten, um zu gewährleisten, dass in den Gruppen immer jemand da ist. In den Wohngruppen arbeiten wir noch konstanter als bisher, um die Kontakte zu minimieren. Es ist viel Einzelbetreuung notwendig, weil wir die Wohneinheiten jetzt voneinander trennen.
Derzeit ist eine gute Organisation ganz besonders wichtig, Tag für Tag müssen wir neue Entscheidungen treffen. Dazu haben wir auch ein Krisenteam aus allen Arbeitsbereichen gebildet, das sich täglich trifft. Es sind harte Zeiten, aber das Leben geht weiter, wir arbeiten professionell und lachen oft!

doreafamilie 1976



„Sich darauf besinnen, was wirklich wichtig ist“ : Stimmen von Bewohnerinnen aus dem Heim „Doreafamilie“

  • „In diesen schwierigen Zeiten, in denen wir euch leider nicht sehen können, verlieren wir nicht den Mut.“
  • „Wir versuchen hier, trotz aller Beschränkungen, die Hoffnung nicht zu verlieren und stets auch das Gute in kleinen Dingen zu sehen.“
  • „Ich wünsche uns allen, dass wir in dieser Phase der Veränderung wieder lernen uns darauf zu besinnen, was wirklich wichtig ist: Gesundheit, Einigkeit, Nächstenliebe und gegenseitige Hilfe.“
  • „Uns geht es gut, um uns wird sich gekümmert und bemüht. Wir machen das Beste aus der Zeit...“


Fotos:
(c) Hanswerner Kruse
Oben: Heimleiterin und Heike Lenz im Gespräch
Unten: Bewohner*innen mit ihren Betreuern*innen vor dem selbst gemalten Transparent
(mittlerweile tragen alle Bediensteten  Atemschutzmasken)