Bildschirmfoto 2021 01 30 um 00.59.10Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 4

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Die erfreuliche Nachricht zuerst: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca für die EU und somit auch für Deutschland zugelassen. Wenn nun auch noch die EU-Kommission in Brüssel ihr grünes Licht gibt, kann das dritte Vakzin bei uns verimpft werden.

Doch der Streit zwischen AstraZeneca und der EU um die zugesagten Impfstoffmengen geht weiter. Er liest sich wie ein Krimi: Erst am Freitagmittag veröffentlichte die EU-Kommission den Vertrag mit dem Hersteller – 41 Seiten mit teils geschwärzten Zeilen und Passagen. So war auf Wunsch AstraZenecas nicht erkenntlich, wie hoch die für das erste Quartal 2021 vorgesehene Liefermenge wirklich war und ebenso wenig, wie viel sie gekostet hat.

Ob beabsichtigt oder nicht, bei der Veröffentlichung kam es jedoch zu einer Panne: Diese geschwärzten Passagen konnten lesbar gemacht werden. So soll der Warenwert des Deals bei 870 Millionen Euro liegen. Die EU-Staaten sollen zudem selbst für die Abfüllung und Verpackung des Impfstoffs sowie für seine Lagerung und Verteilung zahlen müssen. Öffentlich wurde durch die Panne auch eine Option über weitere 100 Millionen Dosen, die AstraZeneca bis spätestens zum 1. Juli 2021 liefern müsste.

„Wir brauchen einen schnellstmöglichen Überblick über alle Pharmakapazitäten in Europa. Wir müssen mehr produzieren und können uns nicht nur auf einige wenige Werke verlassen", forderte CSU-Chef Markus Söder am Freitag im Interview mit WELT. Söder schlug „eine Not-Impfstoffwirtschaft" vor, in welcher der „Staat klare Vorgaben macht. Wir brauchen also mehr Produktionskapazitäten und schnellere Genehmigungsverfahren."

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Immerhin gehen zum Ende der Woche die Corona-Zahlen nach unten: Die Sieben-Tage-Inzidenz lag den zweiten Tag infolge unter 100 und kam am Freitag auf 94,4. Der Wert nähert sich somit, wenn auch langsam, dem Schwellwert 50, ab dem die Bundesregierung Lockerungen für möglich hält. Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte zugleich 14.022 Neuinfektionen binnen eines Tages und 839 Todesfälle.



DAS GESPRÄCH DER WOCHE


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Quelle: Reuters

Viele Deutsche sehnen sich nach einem Strandurlaub oder Trip in die Berge – und möchten endlich wieder eine Reise buchen. Auf was sie dabei achten sollten, das weiß Ellen Stamer, Reiserechtsexpertin beim ADAC.


WELT: Frau Stamer, die Corona-Lage ist sehr dynamisch, wieder sind Grenzschließungen im Gespräch. Wie sinnvoll ist es, derzeit Urlaub zu buchen?

Stamer: In der Tat ist es so dynamisch, dass man die weitere Entwicklung nicht absehen kann. Im besten Fall wird es Lockerungen geben und einem Urlaub stünde nichts im Wege. Im schlechteren Fall kommt es zu Grenzschließungen und man steht mit einem gebuchten Urlaub da. Also ist es wichtig, dass man schon im Vorfeld einer Buchung darauf achtet, dass man sich absichert.


WELT: Wie sichert man sich denn am besten ab?

Stamer: Zuerst sollte man sich überlegen, was man buchen möchte. Ob eine Pauschalreise, bei der man ein ganzes Paket bekommt, oder ob man lieber individuell bucht. Bei einer Pauschalreise hängt die kostenfreie Stornierungsmöglichkeit von den konkreten Angeboten der Veranstalter ab. Man sollte vor der Reise mit dem Veranstalter sprechen und schauen, wie lange man die Reise kostenfrei stornieren kann. Wichtig ist, dass man sich die Stornierungsbedingungen schriftlich bestätigen lässt. Eine kostenfreie Stornierung sollte bis möglichst kurz vor der Abreise machbar sein, sodass Urlauber spontan auf aktuelle Entwicklungen reagieren können. Wenn bei einer Pauschalreise mit Flug- und Hotelbuchung nur ein Teil der Buchung nicht erbracht werden kann – also zum Beispiel schon der Flug ausfällt – dann würde die gesamte Pauschalreise durch den Veranstalter storniert werden müssen. Dann bekommt der Urlauber das Geld zurück. Bei Individualreisen ist das anders: Da kann es sein, dass man das Hotel bezahlen muss – auch, wenn man nicht hinkommt. Insofern hat man bei der Individualreise ein anderes Risiko.


WELT: Bietet eine Reiserücktrittsversicherung mehr Sicherheit?

Stamer: Die Stornokosten können über die Reiserücktrittsversicherung abgesichert werden. Aber die Versicherung greift grundsätzlich nur bei persönlichen Verhinderungsgründen, also zum Beispiel, wenn jemand erkrankt und deswegen nicht verreisen kann. Viele Versicherungen erweitern ihren Anwendungsbereich nun auf Corona-bedingte Ausfälle. Man sollte also vorher abklären, was die Versicherung beinhaltet.


WELT: Wie flexibel sollten Urlauber in diesem Jahr sein?

Stamer: Wenn man die Entwicklung verfolgt, dann sollte man sehr flexibel bleiben. Ein Beispiel: Es wurden die Faschingsferien gestrichen. Eine Familie mit Kindern muss sich aber natürlich an den Ferien orientieren. Jedoch sollte man sich den Notausgang offenhalten, im Bestfall kostengünstig oder kostenfrei aus der Buchung wieder rauszukommen.


WELT: Es ist auch in der Diskussion, dass eine Corona-Impfung Voraussetzung für die Einreise in Urlaubsländer wird. Wird im Sommer eine Reise ohne Impfung nicht mehr möglich sein?

Stamer: Das kann ich leider nicht vorhersagen. Es gibt tatsächlich diese Überlegungen, aber konkrete Umsetzungen bleiben bisher aus. Deswegen müssen wir schauen, wie es sich entwickelt. Möglich ist aber, dass einzelne Fluggesellschaften eine solche Vorgabe machen, sodass man nur mit Impfung einen Flieger betreten darf.


WELT: Besteht ein Recht auf Stornierung, wenn jemand eine Impfung dann nicht möchte oder es zeitlich nicht mehr schafft?

Stamer: Da wird es dann darauf ankommen, ob es eben zeitlich möglich wäre. Wenn dem so ist, jemand aber eine Impfung aus persönlichen Gründen nicht möchte, dann läge der Grund für die Stornierung in der Person des Reisenden selbst. Dann könnten also Stornokosten anfallen. Auch da hilft es im Vorfeld der Buchung, mit den Veranstaltern zu sprechen.




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Quelle: WELT

Gerade einmal zweieinhalb Wochen ist es her, da gab es unter den 412 Stadt- und Landkreisen in Deutschland ganze drei, die eine Sieben-Tage-Corona-Inzidenz von unter 50 Fällen je 100.000 Einwohner hatten. Inzwischen sind es schon 41. Und vier Kreise sind sogar schon unter die Schwelle von 25 gerutscht: Aurich, Baden-Baden, Emden und der Heidekreis.



DER BLICK AUF DIE ANDEREN

Bildschirmfoto 2021 01 30 um 01.02.39Quelle: PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP

Während in Deutschland noch über mögliche Grenzschließungen beraten wird, hat die portugiesische Regierung diese bereits vollzogen: Die Grenzen des Landes zu Spanien sind nun geschlossen. Mindestens für zwei Wochen, mit nur wenigen Ausnahmen. Der portugiesische Ministerpräsident António Costa bezeichnete die Lage in seinem Land als „sehr schlimm". Am Donnerstag wurden 16.423 Neuinfektionen und 303 Corona-Tote registriert – ein Höchststand seit Beginn der Pandemie. Und das, obwohl Portugal nur 10,3 Millionen Einwohner hat. Costa sagte, die Situation habe sich auch verschlechtert, weil seine Regierung die restriktiven Maßnahmen zwischen Weihnachten und dem Jahresende gelockert habe.

Die Regierung schätzt zudem, dass der Anteil der Virus-Mutation aus Großbritannien im Großraum Lissabon schon etwa 50 Prozent aller Neuinfektionen ausmacht, wie die Zeitung „Público" berichtet. Das Gesundheitssystem ist extrem überlastet und es fehlt an medizinischem Personal.

Seit dem 15. Januar herrscht bereits ein Lockdown in Portugal, der nun bis in den Februar verlängert wurde. Das Haus darf nur aus triftigem Grund verlassen werden. Homeoffice ist überall dort, wo möglich, Pflicht. Gaststätten und Geschäfte – außer für Lebensmittel und den täglichen Grundbedarf – sind geschlossen. Vergangenen Freitag mussten auch Kindergärten, Schulen und Universitäten schließen.

Hilfe für Portugal könnte von der deutschen Bundeswehr kommen: Am Freitag kehrt ein medizinisches Expertenteam nach Deutschland zurück, dass sich zwei Tage lang in Portugal ein Lagebild gemacht hat. Das Bundesverteidigungsministerium prüft nun, ob und wie es materielle oder personelle Hilfe stellen könnte. Die Bundesregierung hat Portugal derzeit als Hochrisikogebiet eingestuft  – und ab diesem Wochenende gelten drastische Einreisebeschränkungen. Welche, das erfahren Sie auf welt.de.



DER LICHTBLICK
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Quelle: REUTERS/Brian Snyder/File Photo

Inzwischen passiert, was lange nicht für möglich gehalten wurde: Mehrere große Pharmakonzerne kooperieren nun, um die Impfstoffproduktion voranzutreiben. Am Freitag gab der größte Arzneimittel-Hersteller der Welt, die Firma Novartis, bekannt, dass in ihren Produktionsanlagen in der Schweiz die Vakzine von BioNTech abgefüllt werden dürfen. Das ist bereits die zweite Kooperationsverkündung in dieser Woche, nachdem der französische Konzern Sanofi am Standort Frankfurt die BioNTech-Vakzine produzieren will. Sanofi hat nämlich Kapazitäten frei, weil sich die Entwicklung des eigenen Impfstoffs verzögert.

Damit nach dem holprigen Start das Impfen in Deutschland besser läuft,  soll es am Montag einen Impfgipfel geben: Mit dabei sind neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sowie die Ministerpräsidenten der Länder. Und: Auch Vertreter der Pharma-Verbände und der Impfstoff-Hersteller sind eingeladen.

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