... oder: Der Mensch denkt, die Erde lenkt

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Als ich begann, mich in der Welt umzusehen – Anfang der Siebziger Jahre – war diese medial noch aufgeteilt in Erste und Dritte Welt. Das war damals schon ein Missverständnis. Denn die Welt dazwischen, die Zweite Welt, wurde so nie benannt. Die wurde rot gefärbt dargestellt durch die Medien der Ersten Welt, besetzt durch Kommunisten und Sozialisten. In der sogenannten Dritten Welt zählten sich einige Regierungen dennoch zur Zweiten oder gar schon zur Ersten Welt.


Tatsächlich hatte in Weltteil 2 und in Weltteil 3 diese Zählweise wenig Bedeutung für das Bestreben, ideologisch oder ökonomisch auf einen Grünen Zweig zu kommen ...

Das leitet ein interessantes Wortspiel ein: „Grüner Zweig“ - „Trockener Zweig“!

Auf welchem Zweig möchten Menschen wohl sitzen? Egal, ob damals oder heute?

Damals, in den Sechziger und Siebziger Jahren, spielte noch eine ganz andere Wortschöpfung eine Rolle, konserviert in unserem Denken bis heute! Wir sprechen immer noch von „entwickelten“ Ländern und von „unterentwickelten“ Ländern. Und kaum jemand fragt, woher diese Wortschöpfung „Entwicklung“ eigentlich kommt.

Wir verstehen darunter „das Vorwärtsschreiten in einem Prozess“,

Beispiele:
„eine stürmische Entwicklung, eine freie, freiheitliche, fortschrittliche, demokratische, historische, revolutionäre, friedliche, ungleichmäßige, ungesunde, verhängnisvolle, unheilvolle, tragische, gefährliche Entwicklung“.

Das alles kann natürlich auch den Reifeprozess eines einzelnen Menschen beschreiben.

Mir fielen beim Nachdenken darüber kürzlich zuerst die beiden Wörter „einwickeln“ und „auswickeln“ ein. Dann kam mir „Verwickeltes“ in den Sinn, das es zu entwirren gilt.

Deshalb zurück zum Wort „Entwicklung“, das wir gelernt haben, als Maßstab für den Stand von Wohl und Wehe der Menschen hier und da zu benutzen.

Ich fürchte, Politik u n d Medien haben uns damit etwas „aufgewickelt“.

Klima-Enwicklung und Pandemie-Entwicklung machen uns gerade klar, dass unser Planet sich keinen Deut darum schert. Er ist gerade dabei, das „abzuwickeln“ was ihn zerstört. Unter anderem das, was ein deutscher Autor notierte, den Sie gern erraten dürfen:

"Für die Entwicklung eines Individuums wie für die Entwicklung eines ganzen Volkes ist der Appetit bestimmend. Erst recht und ganz besonders ist ein guter Appetit bestimmend für die Entwicklung einer großkapitalistischen Company. Der Appetit entscheidet das Tempo der Machtentfaltung, und der Appetit entscheidet darum auch die Wahl der Mittel, die angewandt werden, um das Ziel zu erreichen: eine einflußreiche und gebietende Macht im internationalen Wirtschaftsleben zu sein. In ihrem Aufbau, in ihrem Wesen, in ihren Zielen und in ihren Arbeitsmethoden, wie auch in ihren Problemen, unterscheidet sich eine moderne großkapitalistische Company wenig von einem Staate. Der einzige sichtbare Unterschied ist wohl nur der, daß eine großkapitalistische Company gewöhnlich besser organisiert ist und vernünftiger und geschickter geleitet wird als ein Staat.

Die Company war die jüngste der Companien, die hier miteinander und gegeneinander im Felde standen, wo um die Vorherrschaft auf dem Markt gekämpft wurde. Da sie die jüngste war, so war sie die gefräßigste. In der Auswahl und in der Anwendung der Mittel, einen einflußreichen Platz im Wettbewerb mit den alten und mächtigen Companien zu gewinnen, kannte sie weder Hemmungen noch Rücksichten. Wenn sie überhaupt einen Grundsatz hatte in bezug auf die Art des Kampfes, so war es der: Der Krieg, der am brutalsten geführt wird, dauert am kürzesten und ist darum der humanste.
Hierin fand sie gleichzeitig eine moralische Entschuldigung ihrer Handlungen, so daß sie, vor sich selbst gerechtfertigt, sagen konnte, sie führe den humansten Kampf, und daß sofort Friede sein werde, sobald sie den Kampf gewonnen habe."

Foto:
©KJS-Archiv

Quelle: