... und was macht er mit seiner Autonomie?

Klaus Jürgen Schmidt

Norddeutschland (Weltexpresso) – Nein, nicht wenn er erstmals seine Schnürsenkel selber knüpfen kann. Dafür laufen zu viele Kleinkinder in der Welt schnürsenkellos herum, und die möchten auch gerne autonom sein. Und außerdem ist das Bild veraltet – es gibt ja inzwischen Klett-Verschlüsse auch an Schuhen.


Ich war in vielen Kulturen der Welt unterwegs, und dabei ist mir eine Handlung aufgefallen, die Kinder nach dem Krabbelalter überall erstmals selbständig ausüben konnten, egal ob auf Borneo, in Mexiko oder in der Westsahara. Voraussetzung: Wasser war da.

Egal ob mit einem Lappen oder mit einem ordentlichen Handtuch: sie hatten gelernt, sich selbständig den Rücken abzutrocknen!

Und dann beobachtete ich weiter: Sobald sie es konnten, waren die meisten bereit, diese Aufgabe bei kleineren Geschwistern zu übernehmen, sie hatten ja von Muttern gelernt, wie das geht.

Zugegeben: Das sah ich eher in der Südwelt! Ich kann mich nicht erinnern, dass meine ältere Schwester mir mal den Rücken abgetrocknet, oder mir beigebracht hätte, wie man das selber macht. Aber vielleicht war das ja bei Ihnen anders.

Jedenfalls war es für mich jetzt beim Nachdenken darüber ein kurzer Schritt zur Frage, hat diese Erfahrung eventuell etwas damit zu tun, wie wir später in unserem Leben erworbene „Autonomie“ selber anwenden?
> Bloß immer den eigenen Rücken abtrocknen?
> Bloß immer den eigenen Rücken frei halten?


Was machen wir Menschen mit unserer Autonomie?

Ich habe kürzlich bei einer Abendveranstaltung in der Blenhorster Wassermühle – Kooperationspartner meines RadioPodcasts – eine Antwort gehört, als Text zu einem faszinierenden Gitarren-Stück. Sie können das ab morgen selber hören – von Komponist und Sänger Robin Read. Der Titel seines Songs:

„ZIVILCOURAGE“.

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