Straußenkopf Skulpturen Copyright Matthias BesantDer  Zoo Frankfurt zeigt Holzskulpturen von Studierenden der Fachrichtung Design

Cordula Passow

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Frühjahr 2021 erreichte den Zoo eine Anfrage der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim. In einem Kooperationsprojekt sollten Studierende der Fachrichtung Design Skulpturen für den Zoo gestalten. Jetzt, zum Frühlingsauftakt, können Besucherinnen und Besucher sechs große Holzfiguren entdecken. Sie stellen Tiere dar, die im Zoo leben, und sie sind schön anzusehen. Aber nicht nur das: Die Skulpturen sollen inspirieren, zum Nachdenken anregen und zum Begreifen im doppelten Sinn.

Skulptur einer Loewin Copyright Zoo FrankfurtDas ‚Nashorn ohne Horn‘ beeindruckt durch seine Größe und skulpturale Präsenz. Es ist schön, verweist aber mit den abgesägten Hornstümpfen auf das Problem grausamer Wilderei, die alle verbleibenden Nashornarten an den Rand der Ausrottung bringt. Sehr viel leichtfüßiger kommen die beiden Straußenköpfe  (Titelfoto) daher, die die Zoobesucherinnen und -besucher von hoher Warte aus beobachten und sich über sie zu unterhalten scheinen. In Sichtweite der beiden Giraffen BINE und SHUJAA lädt eine Holzskulptur dazu ein, etwas zu tun, wozu man wohl eher selten die Gelegenheit hat, nämlich den Kopf einer Giraffe ganz in Ruhe mit den Händen zu erkunden. Im Zoo Platz gefunden haben auch eine sich reckende Löwin, ein elegantes Fossa und ein fröhlich ausschreitender Ameisenbär – allesamt in der Nähe ihrer echten Artgenossen zu finden.

Über die Arbeiten der Studierenden freut sich auch Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft: „Der Zoo lebt von seinen Tieren und den Geschichten, die mit ihnen verbunden sind. Ich bin mir sicher, dass die Skulpturen gerade im Bereich Bildung und Vermittlung einen Mehrwert bieten. Die Studierenden haben etwas geschaffen, das über Dekoration weit hinausgeht – sie haben dem Holz das Wesen der Tiere entlockt. Ich bin froh, dass wir unseren Besucherinnen und Besuchern die schönen und inspirierenden Skulpturen hier im Zoo Frankfurt zeigen können.“

Hans-Jürgen Lamb, Professor an der HAWK Hildesheim, Fakultät Gestaltung, hatte die Idee zu der Kooperation mit dem Zoo Frankfurt: „Die dreidimensionale Auseinandersetzung mit der äußeren Welt gehört zur Ausbildung unserer angehenden Designer und zu eben dieser zählen auch Mensch und Tier. Das Studieren und Abbilden von Tieren wiederum bietet den Studierenden ein großes gestalterisches Lernfeld in Sachen Proportion, anatomischem Verständnis sowie Stimmigkeit von Form, Oberfläche, Stil und Ausdruck. Der konkrete Bezug zur Anwendung der Tierskulpturen im Kontext Zoo bedeutete hier zudem ein für die Ausbildung willkommenes Übungsfeld im Umgang mit externen Partnern – ein Training für den späteren Alltag mit Kunden. Für mich persönlich war es eine besondere Freude für und mit dem Zoo Frankfurt zu arbeiten, da es sich bei mir als gebürtigem Rheinhessen hier um „den“ Zoo meiner Kindheit handelte.“

Auch aus ganz praktischen Gründen bot sich die Zusammenarbeit an, denn der Workshop, in dem die Studierenden ihre Entwürfe umsetzten, fand zum wiederholten Male auf dem Gelände einer Bio-Rosen-Gärtnerei in Steinfurth in der Wetterau statt. Dem Workshop vorausgegangen war ein Besuch im Frankfurter Zoo. Im Fokus der Führung standen die Tiere und ihre Besonderheiten, aber auch ganz pragmatische Gesichtspunkte wie etwa Platzierungsmöglichkeiten, Vandalismussicherheit und didaktischer Nutzen wurden erörtert.

Bei der Vernissage im August hatte der Zoo dann die Qual der Wahl – denn nicht alle entstandenen Werke konnten die Reise nach Frankfurt antreten. „Alle 15 Arbeiten der Studentinnen und Studenten haben uns sehr gut gefallen – sowohl, von der Idee her als auch von der handwerklichen und künstlerischen Umsetzung. Ausschlaggebend für die Auswahl waren neben ästhetischen Gesichtspunkten auch der Bezug zu den bei uns gezeigten Tieren, das Storytelling sowie die Einpassung in das Zoogelände. Uns war es wichtig, mit der Kooperation zwei Ziele zu verfolgen: Zum einen für die Studierenden eine echte Auftragssituation zu simulieren, zum anderen unsere Besucherinnen und Besucher zu erfreuen und auch ein bisschen zum Nachdenken anzuregen. Ich denke, mit der Auswahl der Skulpturen ist uns das gut gelungen“, so Christine Kurrle, Pressesprecherin des Zoos.

Die sechs Tierskulpturen sind aus Lärchen und Eichenholz gefertigt. Bei der Bearbeitung kamen Kettensägen und Schnitzwerkzeuge zum Einsatz. Die Figuren sind Leihgaben an den Zoo und werden bis Ende Oktober 2025 dort zu sehen sein.

Fotos:
Straußenköpfe
© Mastthias Besant
Löwin
© Zoo Frankfurt